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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Meinung dahin aus, höchst wahrscheinlich seien die Wilden mit ihrem Boot untergegangen, der Sturm habe sie entweder im Wasser umkommen lassen oder an südlichere Küsten getrieben, wo sie dann sicherlich aufgefressen sein würden. Was sie aber tun würden, wenn sie glücklich nach Hause gelangt sein sollten, könne er nicht mit Bestimmtheit sagen, doch glaube er, sie hätten, durch die Art, in der sie angegriffen worden, durch den Lärm und das Feuer einen solchen Schrecken eingejagt bekommen, daß sie ihren Landsleuten eher melden würden, die Übrigen seien durch Donner und Blitz als durch Menschenhand umgekommen, und daß sie die zwei, die ihnen erschienen seien, wohl für himmlische Geister, aber nicht für bewaffnete Männer halten würden. Er wisse dies daher, daß er sie in ihrer Sprache habe davon reden hören. In der Tat mußte es ja für die Ärmsten unmöglich sein zu begreifen, wie ein sterblicher Mensch Feuer schleudern und Donner erschallen lassen und ohne die Hand zu heben aus der Ferne töten könne, was ihnen Alles bei uns begegnet war.
    Später erwies sich, daß der alte Mann Recht gehabt hatte. Wie ich nachmals von anderer Seite erfuhr, haben die Wilden nie wieder versucht, die Insel zu betreten. Der Bericht jener Entronnenen (die nämlich wirklich glücklich dem Sturm entgangen waren) hatte sie so in Erstaunen und Schrecken gesetzt, daß sie annahmen, wer nur auf jenes bezauberte Eiland einen Fuß setze, werde von den Göttern mit Feuer vernichtet. Da ich dies jedoch früher nicht wußte, lebte ich noch eine geraume Zeit hindurch in Furcht vor den Wilden und beobachtete möglichste Vorsicht, wiewohl ich mich jetzt, wo unserer Vier waren, ohne Weiteres jederzeit auch in freiem Felde an hundert solcher Feinde hätte wagen dürfen.
    Sobald sich die Furcht vor der Wiederkehr der fremden Canoes ein wenig verloren hatte, fing ich wieder an, meinen früheren Plan in Betreff der Reise nach dem Festland zu überdenken. Freitags Vater hatte mich gleichfalls versichert, daß ich bei seinen Landsleuten seinetwegen auf eine gute Aufnahme rechnen dürfe. Aber meine Absichten wurden ein wenig gekreuzt durch ein ernstliches Gespräch mit dem Spanier. Denn von ihm erfuhr ich, daß noch sechzehn andere Spanier und Portugiesen sich bei jenen Wilden aufhielten, zu denen sie durch den Sturm verschlagen seien, und zu welchen sie, wenn sie auch mit ihnen in Frieden lebten, doch im Verhältnis voller Abhängigkeit bezüglich ihrer Notdurft und sogar ihrer ganzen Existenz ständen. Durch vielerlei Fragen erfuhr ich, daß jenes Schiff, welches die Europäer getragen hatte, ein spanisches mit Pelzwaren und Silber beladenes gewesen war. Es war in Rio de la Plata ausgerüstet und nach der Havanna bestimmt gewesen, wo es europäische Waren gegen seine Ladung hatte einlösen sollen. Die Mannschaft hatte fünf Portugiesen aus einem gescheiterten Schiff an Bord genommen, fünf ihrer eigenen Leute waren ertrunken, als das Schiff verunglückte, und der Rest hatte sich unter unsäglichen Gefahren halb tot an die Cannibalenküste gerettet und dort jeden Augenblick erwartet, gefressen zu werden. Die wenigen Waffen, welche sie gerettet, waren vollkommen unbrauchbar gewesen, da die Wogen alles Pulver bis auf ein weniges, das sie zu ihren Speisen verwendeten, wie auch die Kugeln weggeschwemmt hatten.
    Auf meine Frage, was aus diesen Unglücklichen werden würde, und ob sie denn nicht an die Flucht dächten, erwiderte der Spanier, sie hätten wohl oft darüber Rat gepflogen, aber da sie weder ein Fahrzeug, noch Mittel ein solches zu erbauen, noch auch irgend welchen Proviant besäßen, so hätten ihre Beratungen immer in Tränen und Verzweiflung geendet. Ich fragte ihn, wie seine Gefährten wohl einen Fluchtvorschlag aufnehmen würden. Dabei verhehlte ich aber nicht, daß ich bei einem solchen nicht geringe Furcht davor hege, daß sie sich treulos zeigen würden, wenn ich mich in ihre Hände gegeben hätte. »Denn«, setzte ich hinzu, »Dankbarkeit ist keine in dem Menschen regelmäßig wohnende Tugend, und die Menschen richten ihre Handlungsweise weniger oft nach den Wohltaten, die sie empfangen, als nach dem Vorteil, den sie erwarten. Wenn ich, nachdem ich das Werkzeug zur Befreiung jener Fremden geworden bin, später von ihnen in Neu-Spanien zum Gefangenen gemacht werden sollte (wo jeder Engländer sicher ist, gewaltsamen Todes zu sterben), so wäre das doch eine böse Sache. Lieber will ich noch mich den Wilden überliefern und von

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