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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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jedoch, an dem Ort, wo der Alte gesessen, angekommen, wahrgenommen hatte, daß dieser sich nur, um die geschwollenen Glieder zu ruhen, gelegt hatte, kehrte er sofort zurück.
    Ich machte jetzt dem Spanier den Vorschlag, er möge sich von Freitag aufrichten, zu dem Boote bringen und darin nach unserer Wohnung fahren lassen, wo ich weiter für ihn Sorge tragen wollte. Freitag aber, ein starker Bursch wie er war, nahm den Fremden kurzer Hand auf den Rücken, trug ihn ins Canoe, setzte ihn neben seinen Vater, stieß das Boot ab und ruderte es trotz des widrigen Windes schneller an der Küste entlang, als ich gehen konnte. Nachdem er die Beiden in der Bucht sicher geborgen, holte er windschnell das andere Canoe und hatte auch dies fast noch eher, als ich an die Bucht gelangte, in diese hereingerudert. Er setzte mich nun über das Wasser und half dann unseren neuen Gefährten aus dem Boot.
    Diese aber zeigten sich unfähig zum Gehen, und Freitag wußte nicht, was er jetzt anfangen sollte. Da verfiel ich auf ein Auskunftsmittel. Ich befahl Freitag, die Beiden an den Strand niederzusetzen, fertigte dann mit ihm eine Art Tragbahre an und so trugen wir die zwei Invaliden fort.
    An die äußere Umfriedigung meiner Festung gelangt, stießen wir auf eine neue Schwierigkeit. Es war unmöglich die beiden Männer über jene zu bringen, und doch wollte ich meinen Zaun nicht zerstören. Aber auch hier ersann ich einen Ausweg. Binnen etwa zwei Stunden errichtete ich nämlich mit Freitag zwischen der ersten Umhegung und dem von mir angepflanzten Buschwerk aus alten Segeln und darüber gedeckten Baumzweigen ein hübsches Zelt, und unter diesem bereiteten wir aus dem vorhandenen brauchbaren Material, nämlich aus Reisstroh und mehren wollenen Decken, zwei Betten für unsere Gäste.
    Meine Insel war jetzt auf einmal bevölkert, und ich glaubte einen förmlichen Reichtum an Untertanen zu besitzen. Oft vergnügte mich von da an der Gedanke, daß meine Lage der eines Königs so sehr ähnlich sei. War ja doch das ganze Land mein Eigentum, und hatte ich doch ein unbestreitbares Herrschaftsrecht an demselben! Meine Mitbewohner hatten sich mir vollkommen unterworfen, ich war ihr absoluter Herr und Gesetzgeber. Sie dankten mir sämmtlich ihr Leben und waren bereit, es, wenn’s Not täte, auch für mich dahin zu geben. Merkwürdig schien mir, daß von meinen drei Untertanen jeder sich zu einer anderen Religion bekannte. Freitag war Protestant, sein Vater ein Heide und Cannibale, der Spanier ein Katholik. Übrigens gewährte ich, beiläufig bemerkt, in meinen Besitzungen Jedermann völlige Gewissensfreiheit.
    Sobald meine geretteten Gefangenen unter ihrem Obdach einen Ruheplatz gefunden hatten, sann ich auf eine Mahlzeit für sie. Ich befahl Freitag eine halb ausgewachsene Ziege aus meiner Herde zu schlachten, teilte das Hinterviertel derselben in kleine Stücke, ließ es durch Freitag kochen und sieden und bereitete aus Fleisch und Bouillon, in die ich auch etwas Gerste und Reis tat, ein vortreffliches Essen. Hierauf brachte ich Alles in das neue Zelt, setzte meinen Gästen einen Tisch vor, ließ mich daran mit ihnen nieder, und während ich mit ihnen das Zubereitete verzehrte, suchte ich sie möglichst zu erheitern und aufzumuntern. Freitag diente mir dabei als Dolmetscher, nicht nur seinem Vater, sondern auch dem Spanier gegenüber, denn dieser verstand die Sprache der Wilden vollkommen.
    Nach unserem Mittags- oder richtiger Abendessen ließ ich durch Freitag in einem der Boote die in der Eile auf dem Schlachtfeld zurückgelassenen Feuerwaffen holen. Am nächsten Tage befahl ich ihm dann, die Leichen der Wilden, die der Sonne ausgesetzt waren und leicht unserer Gesundheit nachteilig werden konnten, sowie auch die schrecklichen Reste des barbarischen Mahles zu begraben. Diese nämlich waren in großer Menge vorhanden. Ich selbst aber hätte mich nicht mit ihnen befassen, ja sogar nicht einmal ihren Anblick vertragen können, wenn ich zufällig des Weges gekommen wäre. Freitag vollzog meine Befehle pünktlich und vertilgte die Spuren der Wilden so gründlich, daß ich die Stelle, wo sie gelagert hatten, nur noch an dem dort befindlichen Vorsprung des Waldes zu erkennen vermochte.
    In meiner Unterredung mit meinen zwei neuen Untertanen ließ ich zunächst durch Freitag dessen Vater befragen, was er über die Flucht der Wilden in dem Canoe denke und ob er glaube, daß sie etwa mit einer Übermacht zurückkehren würden. Der Alte sprach seine

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