Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
Genommenen, denen ich auf des Kapitäns Empfehlung die Freiheit gegeben und Waffen anvertraut hatte; zur dritten die zwei Anderen, welche ich bis daher gefesselt in der Laube gehalten, aber jetzt gleichfalls auf des Kapitäns Veranlassung losgelassen hatte; die vierte Abteilung bildete nur der einzeln im Boot gefangene Mann; endlich bestand die fünfte aus den zuletzt befreiten Gefangenen. So waren es im Ganzen dreizehn Leute; die fünf in der Höhle und die beiden Geiseln blieben zurück.
Der Kapitän erklärte auf meine Frage seine Bereitwilligkeit, sich mit dieser Mannschaft an Bord des Schiffes zu wagen. Was mich selbst und Freitag anging, so hielt ich es nicht für zweckmäßig, mit auf das Unternehmen auszuziehen. Denn da wir sieben Mann zurückbehielten, hatten wir genug damit zu schaffen, sie getrennt zu halten und mit Lebensmitteln zu versehen. Die fünf in der Höhle sollten nach meiner Absicht streng eingeschlossen gehalten werden. Freitag ging zweimal täglich zu ihnen, um ihnen zu essen zu bringen.
Die übrigen beiden Gefangenen mußten die Vorräte bis zu einer gewissen Stelle tragen, und Freitag nahm sie dann in Empfang.
Nachdem ich mich zu den beiden Geiseln begeben, teilte ihnen der Kapitän, der mich begleitete, mit, ich sei vom Gouverneur beauftragt, über sie zu wachen. Der Gouverneur habe angeordnet, daß sie keinen Schritt ohne meine Erlaubnis tun dürften; wenn sie dem zuwider handelten, würden sie ins Gefängniß geworfen und in Ketten gelegt werden. So erschien ich, da ich mich nicht als der Gouverneur zu erkennen geben wollte, jetzt als eine dritte Person und sprach bei jeder möglichen Gelegenheit von dem Befehlshaber der Insel, von der Garnison, dem Gefängniß und dergleichen Dingen.
Für den Kapitän boten sich jetzt als nächste und wichtigste Aufgaben die Ausrüstung seiner zwei Boote, die Verstopfung des Lecks in dem einen und die Bemannung beider. Er ernannte seinen Passagier zum Kapitän für das eine Fahrzeug und gab ihm vier Mann bei. Er selbst nebst seinem Steuermann und fünf weiteren Leuten begab sich in das andere. Sie machten ihre Sache so vortrefflich, daß sie schon um Mitternacht an das Schiff herankamen. Als sie sich auf Rufweite demselben genähert, ließ der Kapitän die Leute an Bord durch Robinson anrufen und ihnen verkündigen, sie hätten ihre Kameraden und das Boot wieder, aber es sei viel Zeit darauf gegangen, bis sie dieselben gefunden. Mit solchem und ähnlichem Geschwätz hielt er die Schiffsmannschaft hin, bis unsere Leute unter dem Schiffe beigelegt hatten. Sobald der Kapitän und der Steuermann den Fuß auf das Deck setzten, schlugen sie auch sofort den zweiten Steuermann und den Schiffszimmermann mit ihren Gewehrkolben nieder. Unsere Leute zeigten sich sehr zuverlässig. Sie versicherten sich der ganzen auf dem Haupt- und dem Quarterdeck befindlichen Mannschaft; dann verschlossen sie die Luken, um diejenigen, welche sich im untern Schiffsraum befanden, in demselben zu halten. Jetzt nahete auch das andere Boot, die Bemannung legte am Vorderteil an und nahm das Vorderdeck sowie die in die Küche führende Dachluke in Besitz und machte drei darin befindliche Leute zu Gefangenen.
Hierauf, nachdem das Deck gänzlich gesäubert war, befahl der Kapitän dem Steuermann, mit drei Leuten in die Kajüte einzubrechen. Dort hatte der neu ernannte Rebellenkapitän mit zwei Männern und einem Schiffsjungen Feuerwaffen ergriffen. Kaum hatte der Steuermann mit seinen Gefährten die Tür gespalten, so gab der neue Kapitän mit seinen Gefährten mutig Feuer auf sie, zerschmetterte dem Steuermann mit einer Musketenkugel den Arm und verwundete noch zwei von der Mannschaft, ohne jedoch einen einzigen zu töten. Unser Steuermann rief zwar um Hilfe, stürzte indessen trotz seiner Verwundung in die Kajüte und schoß den neuen Kapitän mit einer Pistole durch den Kopf, daß die Kugel durch den Mund eindrang und hinter dem Ohr herausschlug. Der Mensch sank lautlos zusammen; darauf ergaben sich die Übrigen, und das Schiff war somit ohne weiteren Verlust von Menschenleben in unserem Besitze.
20. Robinsons Abreise
S obald der Sieg gewonnen war, ließ der Kapitän sieben Kanonenschüsse abfeuern, als das Signal, welches nach unserer Verabredung mir den günstigen Erfolg des Unternehmens verkündigen sollte. Man kann sich denken, mit welcher Freude ich die Salve vernahm, nachdem ich bis beinahe zwei Uhr Morgens am Strande wachend gesessen hatte. Erst als ich das Signal gehört,
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