Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
ich versprach ihnen einige Feuerwaffen und Munition zurückzulassen und ihnen Anweisung zu geben, wie sie ein ganz bequemes Leben führen könnten.
Hierauf bereitete ich mich vor, an Bord zu gehen, die folgende Nacht jedoch wollte ich noch auf der Insel verweilen und forderte daher den Kapitän auf, sich nach dem Schiffe zu begeben, dort Alles in Ordnung zu bringen, am nächsten Morgen das Boot für mich ans Land zu schicken und den erschossenen Kapitän an die Raa aufzuhängen, daß ihn die Leute auf der Insel sehen könnten.
Nachdem der Kapitän sich entfernt hatte, hieß ich die freigegebenen Gefangenen zu mir kommen und begann ein ernstliches Gespräch mit ihnen über ihre Zukunft. »Ihr habt«, sagte ich ihnen, »das Richtige gewählt; hätte Euch der Kapitän mitgenommen, so würdet Ihr sicherlich in England aufgehängt worden sein. Seht dort den Kapitän an der Schiffsraa baumeln. Das gleiche Los hätte Euch erwartet.«
Sie erklärten Alle, daß sie sehr gern zurückblieben. Hierauf erzählte ich ihnen von meiner Ankunft und meinen Erlebnissen auf der Insel, zeigte ihnen meine Festungswerke, gab ihnen an, wie ich mein Brot bereitet, mein Getreide gesäet, meine Trauben behandelt hatte, kurz, ich wies sie auf Alles hin, was zu ihrer Behaglichkeit dienen konnte. Auch von den sechzehn Spaniern, deren Ankunft zu erwarten sei, sagte ich ihnen, ließ einen Brief an dieselben zurück und nahm den Verbannten das Versprechen ab, mit denselben alle meine Vorräte zu teilen.
Dann gab ich ihnen meine Feuergewehre, fünf Musketen und drei Vogelflinten. Ferner erhielten sie drei Säbel und anderthalb Faß Pulver, denn so viel besaß ich noch, da ich nach den ersten Jahren nur wenig mehr gebraucht hatte. Auch beschrieb ich ihnen, wie ich die Ziegen behandelt, sie fett gemacht und gemolken und wie ich Butter und Käse bereitet hatte. Ich versprach, den Kapitän zu bereden, daß er ihnen noch weitere zwei Pulverfäßchen zurücklasse, sowie einige Sämereien, die mir sehr schwer abgegangen seien. Auch den Beutel mit Erbsen, den der Kapitän für mich mitgebracht hatte, gab ich ihnen und ermahnte sie, Sorge zu tragen, daß dieselben eingelegt würden und gehörigen Ertrag lieferten.
Nachdem dies Alles besorgt war, begab ich mich am nächsten Tage an Bord. Wir bereiteten uns vor, sofort unter Segel zu gehen, lichteten jedoch noch nicht an demselben Abend die Anker. Am nächsten Morgen früh kamen zwei von den Zurückgelassenen an das Schiff herangeschwommen, erhoben ein großes Klagegeschrei und baten um Gottes willen, an Bord genommen zu werden, wenn der Kapitän sie auch aufhängen lassen würde, denn sonst würden die drei Anderen sie ermorden. Der Kapitän erwiderte, er könne Nichts ohne meine Zustimmung tun. Nachdem ich dann noch einige Schwierigkeiten gemacht und ihnen das feierliche Versprechen der Besserung abgenommen, wurden sie an Bord gelassen und tüchtig durchgepeitscht. Sie zeigten sich später als ordentliche und ruhige Gesellen.
Einige Zeit darauf schickten wir zur Flutzeit das Boot an Land und ließen den Zurückgebliebenen die versprochenen Gegenstände überbringen, zu denen der Kapitän auf meine Veranlassung noch ihre Koffer und Kleidungsstücke gefügt hatte. Sie nahmen Alles dankbar auf. Auch ermutigte ich sie, indem ich versprach, ihnen, wenn es in meiner Macht stünde, ein Schiff zuzuschicken, das sie mitnähme, und daß ich sie überhaupt nicht vergessen würde.
Beim Abschied von der Insel nahm ich als Erinnerungszeichen mit mir an Bord die große Ziegenfellmütze, die ich mir selbst gemacht hatte, sowie meinen Sonnenschirm und einen meiner Papageis. Auch das früher erwähnte Geld vergaß ich nicht. Es hatte so lange nutzlos dagelegen, daß es ganz schwarz geworden war und erst, nachdem es ein wenig gerieben worden, wieder für Silber gelten konnte. Ferner tat ich auch das in dem Wrack des spanischen Schiffs gefundene Geld zu meinen Habseligkeiten.
So verließ ich denn (wie ich aus dem Schiffskalender ersah) am 19. Dezember des Jahres 1684 das Eiland, nachdem ich achtundzwanzig Jahre zwei Monate und neunzehn Tage darauf zugebracht hatte. Meine Befreiung aus dieser zweiten Gefangenschaft fand an demselben Monatstage statt wie meine Flucht in dem Langboot von den Mohren zu Saleh. Nach langer Fahrt und nach fünfunddreißigjähriger Abwesenheit betrat ich am 11. Juni des Jahres 1685 wiederum die englische Erde.
Ich war in meinem Vaterlande aller Welt so fremd geworden, als ob ich nie mit
Weitere Kostenlose Bücher