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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Bestien aufzunehmen, wenn er uns nur gegen eine andere Art zweibeiniger Wölfe versichern wollte, welche, wie wir gehört hätten, sehr gefährlich seien, besonders auf der französischen Seite des Gebirges. Er beruhigte uns, daß wir Nichts der Art auf dem Wege zu befürchten hätten, den er uns führen würde, und darauf hin erklärten wir uns bereit, ihm zu folgen. Auch zwölf andere Herren, mit ihren Bedienten, Franzosen und Spanier, die den Übergang vergeblich versucht hatten, schlossen sich uns jetzt an.
    Am 15. November brachen wir mit unserem Führer von Pampelona auf. Ich war nicht wenig erstaunt, als er, anstatt vorwärts zu gehen, denselben Weg, etwa zwanzig Meilen, rückwärts verfolgte, auf welchem wir von Madrid her gekommen waren. Nachdem wir über zwei Flüsse gesetzt waren und die Ebene erreicht hatten, fanden wir uns wieder in einem warmen Klima, wo das Land blühend und kein Schnee zu sehen war. Plötzlich aber wendete unser Geleitsmann sich links und näherte sich dem Gebirge auf einem anderen Wege. Die Berge und Abgründe vor uns sahen schauerlich aus, aber unser Führer machte so viele Umwege und führte uns in solchen mäandrischen Schlangenlinien, daß wir ganz unmerklich die Höhe überschritten, ohne viel vom Schnee belästigt zu sein. Auf einmal zeigte er uns die fruchtbaren Provinzen Languedoc und Gascogne, ganz grün und blühend, aber in weiter Ferne, von der uns noch eine geraume Strecke Weges trennte.
    Wir wurden jetzt einigermaßen dadurch in unserem Behagen gestört, daß es eine ganze Nacht und einen Tag so stark schneite, daß wir nicht weiter reisen konnten. Unser Führer beruhigte uns aber mit der Versicherung, es würde bald Alles überstanden sein. So stiegen wir denn, unserem Manne vertrauend, immer in nördlicher Richtung weiter hinab. Eines Abends, etwa zwei Stunden vor Einbruch der Nacht, als unser Führer gerade etwas vorangegangen und augenblicklich nicht in Sicht war, brachen plötzlich aus einem Hohlweg, der in einem dichten Walde endigte, drei ungeheure Wölfe hervor, denen ein Bär folgte. Zwei von den Wölfen stürzten sich auf den Führer, und wäre er nur wenig entfernter von uns gewesen, so würde er unfehlbar zerrissen worden sein, ehe wir ihm hätten zu Hilfe kommen können. Der eine Wolf stürzte sich auf das Pferd, während der andere den Mann mit solcher Heftigkeit anfiel, daß dieser nicht Zeit oder auch nicht Geistesgegenwart genug hatte, seine Pistole hervorzuziehen. Vielmehr schrie er nur aus Leibeskräften nach uns um Hilfe. Ich gebot Freitag, der mir zunächst ritt, nachzusehen, was es gäbe. Sobald jener den Führer erblickte, schrie er ebenso laut als letzterer: »Ach, Herr! Ach, Herr!« Aber ein tapferer Bursch, wie er war, ritt er sofort zu dem armen Menschen hin und schoß dem Wolf, der ihn angefallen hatte, eine Pistole vor den Kopf. Es war ein Glück für den Führer, daß gerade Freitag ihm zu Hilfe kam, der, von seinem Vaterlande her an diese Art Tiere gewöhnt, sich nicht vor ihnen fürchtete. Er machte sich dicht heran und schoß aus der Nähe, während jeder Andere von uns aus einer größeren Entfernung gefeuert und dann vielleicht entweder den Wolf verfehlt, oder den Mann selbst der Gefahr des Erschießens ausgesetzt haben würde.
    Das Ereignis war übrigens schlimm genug, um auch einen Tapferern als mich zu erschrecken. Wir entsetzten uns sämmtlich, als sich auf den Knall von Freitags Pistole von beiden Seiten ein schauerliches Geheul der Wölfe erhob. Das Echo der Berge verdoppelte den Laut so, daß er uns den Eindruck machte, als ob wir von einer großen Menge solcher Bestien umgeben seien. Wahrscheinlich waren ihrer auch in der Tat nicht so wenige, daß wir nicht alle Ursache gehabt hätten, uns zu fürchten. Indessen hatte, nachdem Freitag den einen Wolf erlegt, der andere das Pferd sogleich losgelassen und die Flucht ergriffen. Da er glücklicherweise den Kopf des Pferdes angefallen, wo ihm das Zaumzeug zwischen die Zähne geraten war, hatte er noch nicht viel Schaden getan. Der Mann jedoch war schwer verletzt. Das hungrige Tier hatte ihn zweimal gebissen, zuerst in den Arm und dann etwas oberhalb des Knies, und er war eben im Begriff gewesen vom Pferde zu fallen, als Freitag dazu kam und den Wolf erschoß.
    Man kann sich leicht vorstellen, daß wir alle bei dem Schuß von Freitags Pistole unsern Zug beschleunigten und so schnell, als die sehr mangelhafte Beschaffenheit des Weges es gestattete, zur Stelle ritten, um zu sehen, was

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