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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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einen weichen Gegenstand in der Hand gehalten, ihn unwillkürlich zerquetscht haben würde. Dabei biß ich die Zähne aneinander, daß sie knirschten und ich sie nicht sogleich wieder auseinander bringen konnte. Ich überlasse es den Gelehrten, diese Erscheinungen zu erklären und in ihren Ursachen und Wirkungen darzustellen, und beschränke mich darauf, die einfache Tatsache zu berichten. Sie setzte mich selbst in Erstaunen, als ich sie an mir erfuhr, ohne zu wissen, woher sie rührte. Ohne Zweifel war es die Wirkung meiner heißen Wünsche und der lebhaften Vorstellung, die ich mir von dem Glücke gemacht hatte, wieder einmal mit einem christlichen Glaubensgenossen zu verkehren. Aber es sollte nicht sein, das Schicksal jener Leute oder das meinige, oder unser beider, gestattete es nicht. Bis zum letzten Jahre meines Aufenthaltes auf der Insel erfuhr ich nicht einmal, ob Jemand aus dem Schiffe gerettet sei oder nicht, sondern erlebte nur den Kummer, daß ich nach einigen Tagen den Leichnam eines ertrunkenen Knaben fand, der auf der Seite der Insel, in deren Nähe der Schiffbruch Statt gefunden, auf den Strand gespült war. Die Leiche war bekleidet mit einer Matrosenjacke, einem Paar kurzen leinenen Hosen und einem blauen leinenen Hemde. Nichts aber gab mir auch nur eine Andeutung, welcher Nation der Verunglückte angehörte. In seinen Taschen hatte er nichts weiter als zwei Piaster und eine Tabakspfeife, welche letztere mir zehnmal so viel wert war als das Geld.
    Da das Wetter ganz windstill war, hatte ich große Lust, mich in meinem Boote nach dem Wrack hinauszuwagen. Gewiß konnte ich daselbst noch einen oder den anderen Gegenstand, der mir nützlich war, finden. Doch das war es nicht, was mich so sehr zu der Unternehmung antrieb. Vielmehr war es die Möglichkeit, daß doch noch ein lebendes Wesen an Bord sein könne, dem ich nicht nur das Leben zu retten, sondern durch dessen Rettung ich mir selbst das Leben unendlich viel angenehmer zu machen vermöchte. Dieser Gedanke lag mir so sehr am Herzen, daß ich Tag und Nacht keine Ruhe fand, bis ich zu dem festen Entschluß gekommen war, die Fahrt zu unternehmen. Indem ich alles Übrige in Gottes Hand legte, tröstete ich mich mit dem Glauben, ein so heftiger innerer Antrieb müsse von einer unsichtbaren Leitung ausgehen und dürfe nicht unterdrückt werden, und es würde unrecht sein, wenn ich die Fahrt nicht unternehmen wollte.
    In dieser Gemütsstimmung eilte ich nach meiner Behausung zurück und traf die Vorbereitungen zu der Reise. Ich nahm einen kleinen Vorrat an Brot, einen großen Topf mit Trinkwasser, einen Kompaß, eine Flasche Rum (denn davon hatte ich immer noch eine ziemlich große Menge) und einen Korb voll Rosinen und trug alle diese Dinge nach meinem Boote. Dann schöpfte ich das Wasser aus dem letzteren, machte es flott, packte die Sachen hinein und ging nach Haus, um noch Anderes zu holen. Meine zweite Ladung bestand aus einem großen Sack mit Reis, dem Sonnenschirm, den ich als Zelt benutzen wollte, einem weiteren Gefäß mit Trinkwasser und ungefähr zwei Dutzend meiner kleinen Brödchen oder Gerstenkuchen. Außerdem nahm ich noch eine Flasche Ziegenmilch und einen Käse mit. Alles dieses schaffte ich mit vieler Mühe, im Schweiße meines Angesichts, nach dem Boote, bat Gott um seinen Segen für die Fahrt und stieß dann vom Ufer ab. Zunächst ruderte ich das Canoe an der Küste entlang, bis ich die äußerste Nordspitze der Insel erreicht hatte. Von dort mußte ich in das offene Meer hinaus. Noch einmal wurde ich jetzt bedenklich, ob ich die Fahrt wagen solle oder nicht. Ich blickte auf die reißenden Strömungen, die in der Ferne zu beiden Seiten der Insel dahinliefen und mir die schreckliche Erinnerung an die Gefahr, in der ich einst geschwebt hatte, wach riefen. Mein Herz fing an zu zagen. Ich mußte mir sagen, daß ich, wenn ich in eine dieser Strömungen geriete, weit hinaus in die See getrieben werden würde, vielleicht so weit, daß ich die Insel aus den Augen verlöre und sie gar nicht wieder zu erreichen vermöchte. Denn wenn sich auch nur der leiseste Wind erhob, mußte ich in meinem kleinen Fahrzeug unrettbar verloren sein. Diese Gedanken wirkten so niederdrückend auf mich, daß ich das Unternehmen vorläufig wieder aufgab. Ich befestigte mein Boot in einer kleinen Bucht, stieg aus und setzte mich auf einen niedrigen Erdhügel nachdenklich und ängstlich, zwischen Furcht und Hoffnung schwankend, nieder. Während ich so in Gedanken

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