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Robotermärchen

Robotermärchen

Titel: Robotermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel Mróz
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aber dein großes Maul weg, denn es ist unsäglich abstoßend. Und du", hier wandte er sich an Klapaucius, „du hör auf, mich zu knuffen, damit ich mich mäßige, ich habe meinen eigenen Verstand und weiß, wie mit wem zu reden ist!"
    „Ich verlange nicht nur Gold und Silber", versetzte plötzlich das Maul und wandte tausend feurige Augen auf Trurl, „und zu reden hat man mit mir zartfühlend und mit Hochachtung, denn ich bin ein Räuber mit Diplom, bin gebildet und nervös von Natur. Ich hatte schon andere bei mir als euch und habe nachgeprüft, soviel ich wollte — und wenn ich alles bei euch zusammenschweiße, dann sickert auch aus euch Süßigkeit. Ich heiße Mäuler, messe dreißig Arschin in jede Richtung und raube tatsächlich Kostbarkeiten, aber in einer wissenschaftlich modernen Weise, das heißt: Ich entwende wertvolle Geheimnisse, Schätze der Wissenschaft, authentische Wahrheiten, überhaupt jede Information von Wert. Aber nun her damit, los, sonst pfeife ich! Ich zähle bis fünf — eins, zwei, drei..."
    Er zählte bis fünf, und da sie ihm nichts gaben, pfiff er
    tatsächlich, daß ihnen beinahe die Ohren abgefallen wären, Klapaucius aber begriff, daß dieses „Diploj", von dem die Eingeborenen mit Angst erzählt hatten, eben ein Diplom war, das der Räuber offenbar an einer Akademie für Räuberwesen erworben hatte. Trurl mußte sich mit den Händen an den Kopf fassen, denn Mäuler besaß eine Stimme, die seinem Wuchs angemessen war. „Gar nichts bekommst du!" rief er, indes Klapaucius nach Watte rannte. „Und du nimmst auf der Stelle das Maul weg!" „Wenn ich das Maul wegnehme, stecke ich die Hand 'rein", erwiderte Mäuler, „und die ist klaftergroß, zangenartig und schwer, daß Gott behüte! Achtung ich beginne!"
    In der Tat: die Watte, die Klapaucius brachte, erwies sich
    als unnötig, denn das Maul verschwand, und eine knorrige, stählerne, dreckige, schaufelfingrige Pranke erschien; gleich fing sie an zu wühlen, zerbrach Tische und Schränke und Hindernisse, daß die Bleche nur so kreischten. Trurl und Klapaucius flohen von der Pranke in die Atomsäule, und sobald sich nur ein Finger näherte, bekam er von oben eins verpaßt: bauz! Schließlich ärgerte sich der diplomierte Räuber, steckte erneut das Maul durch die Luke und versetzte: „Ich rate euch im guten, einigt euch gleich mit mir, denn sonst lege ich euch für später beiseite, in die Tiefe meiner Vorratsgrube, schütte euch mit Schmutz zu und drücke euch mit Steinen fest, daß ihr euch nicht rühren könnt und euch der Rost vollends auffrißt; ich bin schon mit anderen fertig geworden; ihr könnt wählen!" Trurl verwarf jeden Gedanken an Verhandlungen, aber Klapaucius war anderen Sinnes und fragte, was sich der Diplomand denn eigentlich wünsche. „Die Rede höre ich gern", versetzte er hierauf. „Ich sammle Schätze des Wissens, denn dies ist das Hobby meines Lebens, das sich aus der Hochschulbildung und der praktischen Einsicht in das Wesen der Dinge ergibt, zumal es hier für gewöhnlich Schätze, nach denen einfältige Räuber gieren, nicht zu kaufen gibt; Wissen hingegen sättigt den Hunger nach Erkenntnis, außerdem ist bekannt, daß alles Existierende Information ist; ich sammle sie also seit Jahrhunderten und werde es auch weiterhin tun; natürlich habe ich auch nichts dagegen, Gold oder Juwelen zu kassieren, denn das ist schön, erfreut das Auge und kann aufgehängt werden, aber ich tue es nur nebenbei, wenn sich dazu die Gelegenheit bietet. Ich mache darauf aufmerksam, daß ich Prügelstrafe für falsche Wahrheiten anwende, ebenso für falsche Metalle, denn ich bin ein Schöngeist und lechze nach Authentizität!"
    „Und was wäre das für eine authentische und wertvolle
    Information, nach der es dich verlangt?" fragte Klapaucius.
    „Jede, vorausgesetzt, daß sie wahr ist!" erwiderte jener.
    „Jede kann in einer Lebenslage von Nutzen sein. Meine Keller und Verliese sind ziemlich voll, aber es geht noch einmal soviel hinein. Erzählt, was ihr wißt und was ihr könnt, ich schreibe es mir auf. Aber schnell!"
    „Da haben wir uns eine schöne Sache eingebrockt", flüsterte Klapaucius Trurl ins Ohr, „der kann uns ein ganzes Jahrhundert hier festhalten, ehe wir ihm alles gesagt haben, was wir wissen, unsere Weisheit ist ungeheuer!"
    „Warte", versetzte hierauf Trurl, „laß mich mit ihm
    verhandeln." Und laut sagte er: „Hör zu, du diplomierter Räuber. Was das Gold anbelangt, so besitzen wir Informationen,

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