Robotermärchen
Warten wird ein Ende haben." Der Kosmogoniker begab sich in die wildesten Berge Aktinuriens und forschte drei Tage lang nach Kadmiumkristallen. Als er sie gefunden hatte, schlug er sie mit Palladiumfelsen zu Blech. Aus dem Kadmiumblech schnitt er Ohrenklappen und legte sie auf die Wege zu allen Behausungen. Die Palatiniden, die sie fanden, staunten und setzten sie auf, denn es war Winter. In der Nacht kam der Kosmogoniker zu ihnen und
bewegte den glühenden Stab so rasch, daß feurige Linien entstanden. Auf diese Weise schrieb er ihnen in der Dunkelheit: „Ihr könnt euch jetzt unbesorgt einander nähern, das Kadmium schützt euch vor dem Urantod." Sie dachten indes, er sei ein königlicher Spion, und sie mißtrauten seinem Rat. Der Kosmogoniker ärgerte sich, daß er keinen Glauben fand; er ging in die Berge und sammelte dort Uranerz, schmolz ein silbern glänzendes Metall daraus und prägte davon Dukaten; auf einer Seite war Archithors leuchtendes Profil, auf der anderen das Abbild seiner sechshundert Hände.
Beladen mit Urandukaten, kehrte der Kosmogoniker in
das Tal zurück und führte den Palatiniden das folgende Wunder vor: Er warf die Dukaten weit von sich, einen auf den anderen, so daß sich ein klimpernder Haufen bildete; als er schließlich einen Dukaten über das Maß geworfen hatte, erzitterte die Luft, aus den Dukaten schoß Helligkeit, und sie verwandelten sich in eine weiß flammende Kugel; als der Wind dann alles auseinandergeweht hatte, blieb nur ein Krater übrig, der in den Felsen geschmolzen war. Dann warf der Kosmogoniker ein zweites Mal Dukaten aus dem Sack, aber jetzt anders, sobald er nämlich einen Dukaten geworfen hatte, bedeckte er ihn oben mit einem Kadmiumplättchen, und obschon ein Stoß entstand, der sechsmal so hoch wie zuvor war, ereignete sich nichts. Da vertrauten ihm die Palatiniden, versammelten sich und zettelten gleich mit größter Bereitwilligkeit eine Verschwörung gegen Archithor an. Sie wollten den König stürzen, wußten jedoch nicht, wie; denn der Palast war mit einer feurigen Mauer umgeben, und auf der Zugbrücke stand eine Henkersmaschine. Wer die Losung nicht kannte, wurde von ihr in Stücke geschnitten. Gerade wurde die Zahlung einer neuen Abgabe fällig, die der gierige Archithor beschlossen hatte. Der Kosmogoniker verteilte Urandukaten an die Untertanen des Königs und riet ihnen, damit den Tribut zu bezahlen. Sie taten es. Der König freute sich darüber, daß so viele leuchtende
Dukaten in seine Schatzkammer gelangten, denn er wußte nicht, daß sie aus Uran und nicht aus Blei waren. In der Nacht schmolz der Kosmogoniker die Gefängnisgitter und befreite Pyron, und als sie im Lichte der radioaktiven Berge stumm durch das Tal schritten und es den Anschein hatte, als sei ein Ring von Monden heruntergefallen und habe mit einem Kreis die Horizonte umgürtet, brach plötzlich eine furchtbare Helligkeit aus, denn der Stoß der Urandukaten in der Schatzkammer des Königs war nun über das zulässige Maß angewachsen, und eine Kettenreaktion hatte darin begonnen. Eine Explosion, die bis zum Himmel reichte, riß den Palast und den Metallleib Archithors in Stücke, und ihre Gewalt war so groß, daß alle sechshundert abgerissenen Hände des Tyrannen in das interstellare Vakuum flogen. Auf Aktinurien herrschte eitel Freude, Pyron wurde sein gerechter Herrscher, der Kosmogoniker holte, nachdem er in die Finsternis zurückgekehrt war, seinen Körper aus dem Strahlenkokon und entfernte sich, die Sterne anzuzünden. Archithors sechshundert Platinhände aber kreisen bis auf den heutigen Tag um den Planeten, wie ein Ring, ähnlich dem um den Saturn, prachtvoll leuchtend, hundertmal stärker als das Licht der radioaktiven Berge, und die Palatiniden pflegen hocherfreut zu rufen: „Seht, wie herrlich Thor uns leuchtet." Da ihn aber einige bis heute noch den Henker nennen, hielt sich dieser Satz als Redewendung, gelangte nach langer Wanderung über die galaktischen Inseln zu uns, und es heißt deshalb bei uns noch heute: „Ihm leuchtet der Henker."
Wie Erg der Selbsterreger den Blasser besiegte
Der mächtige König Boludar liebte Raritäten und brachte
sein ganzes Leben mit ihrem Sammeln zu, worüber er so manches Mal wichtige Staatsgeschäfte versäumte. Er besaß eine Uhrenkollektion, wozu auch tanzende Uhren, Morgenröteuhren und Wolkenuhren gehörten. In seinem Besitz befanden sich ausgestopfte Gebilde aus den entlegensten Winkeln des Universums, und in einem
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