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Robotermärchen

Robotermärchen

Titel: Robotermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel Mróz
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dem Kupfernen schließlich als leimäugige Zitterleiber..." „Ist es wahr, daß sogar ihre Augen glitschig sind?" fragte
    angeregt König Boludar. „Es ist an dem, o Herr. Jene Wesen, scheinbar schwach und zerbrechlich, so daß ein Sturz aus sechzig Fuß Höhe genügte, damit sich jedes in eine rote Pfütze verwandelte, stellen durch ihre angeborene Schläue eine Gefahr dar, die schlimmer ist als alle Strudel und Riffe des Astroringes. So flehen wir dich an, o Herr, laß ab mit Rücksicht auf das Wohlergehen des Staates..."
    „Schon gut, meine Lieben, schon gut", unterbrach der König sie. „Geht nur, ich werde meinen Entschluß schon mit der gehörigen Überlegung treffen." Die weisen Homologen verbeugten sich tief und entfernten sich besorgt, da sie fühlten, daß Boludar nicht von seiner gefährlichen Absicht abgelassen hatte.
    In der Tat brachte demnächst ein Sternschiff nachts gewaltige Kisten, die unverzüglich in den königlichen Garten transportiert wurden. In Bälde öffneten sich die goldenen Flügeltüren für alle Untertanen des Königs. Inmitten brillantener Sträucher, aus Jaspis geschnitzter Altanen und marmorner Wunderdinge erblickten sie einen Käfig aus Eisen und darin ein blasses, schlaffes Geschöpf, das auf einem kleinen Fäßchen hockte; davor stand eine Schüssel mit etwas Sonderbarem, was zwar einen Ölgeruch verbreitete, jedoch von Öl, welches durch Anbrennen über Feuer verdorben und somit für den Gebrauch ungeeignet war. Das Geschöpf tauchte indes seelenruhig eine kleine Schaufel in die Schüssel, schöpfte sie randvoll und steckte die ölgetränkte Substanz in die Gesichtsluke.
    Die Zuschauer verstummten vor Grauen, als sie die Aufschrift auf dem Käfig lasen, denn sie verkündete, daß sie ein lebendes Exemplar des Homo Anthropos, genannt Blasser, vor Augen hatten. Die Menge begann ihn zu reizen, da erhob sich Homo, schöpfte eine Substanz aus dem Fäßchen, auf dem er saß, und bespritzte den Mob mit mörderischem Wasser. Die einen flohen, andere griffen nach Steinen, um das Ungeheuer zu treffen, doch die Wachen jagten die Anwesenden gleich auseinander. Prinzessin Elektrina erfuhr von diesen Zwischenfällen. Sie hatte offenbar die Neugier von ihrem Vater geerbt, denn sie fürchtete sich nicht, sich dem Käfig zu nähern, in dem sich das Geschöpf die Zeit damit vertrieb, sich zu kratzen oder solche Mengen an Wasser und verdorbenem Öl zu verschlingen, die hundert Untertanen des Königs auf der Stelle getötet hätten.
    Der Blasser hatte bald das vernünftige Sprechen erlernt
    und wagte sogar, Elektrina anzureden. Einmal fragte die Königstochter ihn, was denn das Weiße sei, das da in seinem Maul schimmere. „Das nenne ich Zähne", sagte er. „Reich mir doch einen Zahn durchs Gitter!" bat sie. „Und was gibst du mir dafür?" fragte er. „Du bekommst mein goldenes Schlüsselchen, aber nur für einen Augenblick." „Und was ist das für ein Schlüsselchen?" „Mein persönliches, jeden Abend wird damit mein Verstand aufgezogen. Du mußt ja auch so eins haben."
    „Mein Schlüsselchen ist anders als deines", entgegnete er
    ausweichend. „Und wo hast du es?" „Hier, auf der Brust, unter der goldenen Klappe." „Gib es mir..." „Und bekomme ich den Zahn?" „Ja..."
    Die Prinzessin drehte ein goldenes Schräubchen ab, öffnete eine kleine Klappe, entnahm das goldene Schlüsselchen und reichte es durchs Gitter. Der Blasser ergriff es gierig und verzog sich mit Freudengeheul in die hintere Ecke des Käfigs. Die Prinzessin bat und flehte, er möge ihr den Schlüssel wiedergeben, aber vergebens. Angst im Herzen, daß sie jemandem verraten könnte, was sie getan, kehrte Elektrina bekümmert in die Kemenaten zurück. Sie hatte unvernünftig gehandelt, aber sie war ja fast noch ein Kind. Am nächsten Tage fanden die Diener sie ohne Erinnerung in ihrem Kristallbett. Der König und die Königin eilten herbei und der ganze Hof, sie aber lag wie im Schlaf, und man konnte sie nicht wecken. Der König ließ all seine Elektroräte und Mediker kommen, und die fanden heraus, nachdem sie die Königstochter untersucht hatten, daß die kleine Klappe offen war und sich darin weder Schräubchen noch Schlüsselchen befanden: Lärm gellte im Schloß und großes Geschrei, alle liefen herum und suchten den Schlüssel, jedoch vergebens. Am Tage darauf wurde dem verzweifelten König berichtet, sein Blasser wolle mit ihm wegen des verlorenen Schlüssels reden. Sogleich begab sich der König in eigener

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