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Robotermärchen

Robotermärchen

Titel: Robotermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel Mróz
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Brillanten und Saphire verdampften zischend unter seiner Berührung, am Ende hatte er gar nichts mehr — ein paar Tropfen Tau, der sich ebenfalls gleich verflüchtigte. „Ha! Also darf ich auch keine Begeisterung empfinden! Macht nichts! Nur nicht denken!" sagte er sich und rückte weiter vor in die zu erobernde Festung. In der Ferne erblickte er eine riesige Gestalt, die näher kam. Albuzid der Weiße war es, der General-Mineral, dessen sperrige Brust von mehreren Reihen Eiszapfenorden mit großem Raureifstern am glazialen Band quergestreift war; dieser Wächter der königlichen Schatzkammern wollte Quarz den Zutritt verwehren, und so stürzte sich der Elektritter wie ein Gewitter auf ihn und zerschmetterte ihn mit eisigem Donner. Fürst Sternohr, Herr über das schwarze Eis, eilte Albuzid zu Hilfe; ihn konnte Quarz nicht überwinden, weil der Fürst eine kostbare, in Helium gehärtete Rüstung hatte. Von ihr ging ein so strenger Frost aus, daß Quarz die Angriffslust verging und seine Bewegungen schwächer wurden, selbst die Polarlichter verblaßten bei diesem Hauch des absoluten Nullpunktes, der sich ringsum verbreitete. Quarz riß sich zusammen und dachte: „Du lieber Himmel! Was ist nun wieder los?" Weil er so sehr staunte, erwärmte sich aber sein Hirn, der absolute Nullpunkt wurde lauwarm, und Sternohr fing vor seinen Augen an, sich in seine Bestandteile aufzulösen, unter Donnerschlägen, die diese Agonie begleiteten, bis nur ein schwarzer Eishaufen, von dem das Wasser wie Tränen rann, in einer Lache auf dem Schlachtfeld übrigblieb. „Unser der Sieg!" sagte sich Quarz. „Bloß nicht denken,
    aber wenn nötig, dann denken! So oder so — siegen muß ich!"
    Weiter stürmte er, und seine Schritte dröhnten, wie wenn
    jemand Kristalle mit einem Hammer zerschlägt; hastig stampfte er durch Frigidas Straßen, indes ihre Einwohner mit Verzweiflung im Herzen unter ihren weißen Schirmdächern auf ihn blickten. So raste er wie ein rasender Meteor durch die Milchstraße, da gewahrte er in der Ferne eine einsame Gestalt, die nicht sehr groß war. Es war Baryon in eigener Person, genannt der Eismündige, der größte Gelehrte der Kryoniden. Quarz nahm Anlauf, um ihn mit einem Schlag zu zerschmettern, aber der andere wich ihm aus und zeigte zwei vorgestreckte Finger; Quarz wußte nicht, was das bedeutete, aber er kehrte um und stürmte erneut auf den Gegner los, Baryon jedoch wich ihm wieder nur einen Schritt aus und zeigte rasch einen Finger. Quarz wunderte sich ein wenig und verlangsamte seinen Lauf, obwohl er bereits umgekehrt war und wieder in Schwung kommen wollte. Er verfiel in Nachsinnen, und von den Häusern in der Nähe begann Wasser zu strömen, er aber sah das nicht, denn Baryon zeigte ihm gerade einen Kreis, den er mit den Fingern machte, wobei er den Daumen der anderen Hand darin rasch hin und her bewegte. Quarz sann und sann, was wohl die stummen Gesten bedeuten mochten, unterdessen bildete sich unter seinen Füßen Leere, schwarzes Wasser schwappte hervor, und er stürzte wie ein Stein in die Tiefe, und bevor er auch nur: „Macht nichts, bloß nicht denken!" hervorbringen konnte, gab es ihn nicht mehr auf dieser Welt.
    Die Kryoniden, die Baryon dankbar für ihre Rettung waren, wollten hinterher wissen, was er denn mit den Zeichen, die er dem zugereisten schrecklichen Elektritter gemacht habe, ausdrücken wollte. „Eine einfache Sache", entgegnete der Weise. „Zwei Finger bedeuten, daß wir beide, er und ich, da seien. Einer, daß gleich nur noch ich da sein würde. Den Kreis zeigte ich ihm zum Zeichen, daß sich das Eis rings um ihn öffnen und ihn der schwarze Abgrund des Ozeans für alle Ewigkeit verschlingen werde. Er hatte das erste Mal ebensowenig begriffen wie das zweite und das dritte Mal."
    „O Weiser!" riefen erstaunt die Kryoniden. „Wie konntest du dem schrecklichen Aggressor solche Zeichen geben?! Denk nur, o Herr, was geschehen wäre, wenn er dich verstanden und von der Verwunderung abgelassen hätte?! Die Überlegung hätte ihn dann nicht erwärmt, und er wäre nicht in den bodenlosen Abgrund gestürzt..." „Oh, diese Befürchtung hatte ich gar nicht", sagte Baryon der Eismündige kalt lächelnd, „ich wußte von vornherein, daß er nichts begreifen würde. Hätte er auch nur ein Körnchen Verstand besessen, dann wäre er nicht zu uns gekommen. Welchen Nutzen kann ein Geschöpf, das unter der Sonne wohnt, von Juwelen aus Gas und silbernen Eissternen haben?" Da staunten die

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