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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht beruhigen konnte.
    – Es ist ohne Zweifel der Wind, meinte Onkel Prudent.
    – Der Wind?… Bis Mitternacht schien mir, als ob die Luft ganz ruhig gewesen wäre…
    – Gewiß, Phil Evans, doch, wenn es der Wind nicht sein soll, was halten Sie dann für die Ursache?«
    Phil Evans versuchte, nachdem er die beste Klinge seines Messers aufgeklappt, in die Wand nahe der Thür einzuschneiden. Vielleicht genügte es, hier eine Oeffnung zu machen, um diese von außen zu öffnen, wenn sie nur durch einen Riegel versperrt oder der Schlüssel im Schlosse stecken geblieben war. Wenige Minuten Arbeit reichten hin, die Klinge des Bowie-Messers zu verderben, die Spitze desselben abzubrechen und es in eine tausendzähnige Säge zu verwandeln.
    »Es greift wohl nicht, Phil Evans?
    – Nein.
    – Sollten wir uns in einer Zelle aus Stahl befinden?
    – Das nicht, Onkel Prudent; diese Wände geben angeschlagen keinen metallischen Ton.
    – Also vielleicht aus Eisenholz?
    – Nein, weder aus Eisen, noch aus Holz.
    – Aus was bestände sie denn dann?
    – Das ist unmöglich zu entscheiden; unbedingt aber ist es eine Substanz, welche der Stahl nicht angreift.«
    Onkel Prudent loderte in hellem Zorn auf, er fluchte, stampfte den widerhallenden Boden mit den Füßen und seine Hände suchten einen eingebildeten Robur zu erwürgen.
    »Ruhig, Onkel Prudent, ermahnte ihn Phil Evans, ruhig. Versuchen Sie einmal Ihr Glück.«
    Onkel Prudent versuchte es, das Bowie-Messer konnte aber nicht in eine Wand einschneiden, die selbst dessen beste Klingen nicht zu ritzen vermochten, als ob diese aus Krystall wäre.
    Eine Flucht erschien also ganz unausführbar, denn ohne Oeffnung der Thür war an eine solche doch gar nicht zu denken.
    Es galt demnach, für jetzt darauf zu verzichten, was dem Yankee-Temperament nicht eben leicht zu werden pflegt, und Alles vom Zufall zu erwarten, was hervorragenden praktischen Geistern allemal zuwider ist. Natürlich geschah das nicht ohne Verwünschungen, furchtbare Drohungen und an die Adresse Robur’s gerichtete schwere persönliche Beleidigungen, während er doch gar nicht der Mann dazu schien, sich deshalb ein graues Haar wachsen zu lassen, wenn anders er sich im Privatleben ebenso zeigte, wie bei seinem Auftreten im Weldon-Institute.
    Inzwischen gab Frycollin einige unzweifelhafte Zeichen seiner unbehaglichen Lage von sich. Ob er nun krampfhaftes Krümmen im Magen empfand oder die Einschnürung ihm einen Krampf der Glieder zugezogen hatte, jedenfalls begann er jämmerlich zu lamentiren.
    Onkel Prudent glaubte seinen Qualen ein Ende machen zu müssen, indem er die Stricke, welche den Neger fesselten, durchschnitt.
    Fast hätte er Ursache gehabt, diese Regung von Mitleid zu bedauern. Sofort begann Jener nämlich eine endlose Litanei, in der Ausbrüche des Entsetzens und – Klagen über Hunger die Hauptrolle spielten. Frycollin litt ebenso sehr im Kopfe, wie im Magen, ja, es wäre schwierig gewesen, zu entscheiden, welchem dieser beiden Organe am meisten Schuld an dem Jammern des Negers beizumessen war.
    »Frycollin! rief Onkel Prudent.
    – Master Onkel! Master Onkel! antwortete der Neger mit kläglichem Geschrei.
    – Es ist möglich, daß wir verdammt sind, in diesem Gefängnisse Hungers zu sterben. Wir sind aber entschlossen, Alles, was irgend verzehrbar erscheint, zu versuchen, um unser Leben zu verlängern.
    – Und mich aufzuzehren? jammerte Frycollin.
    – Wie man es unter solchen Umständen mit einem Neger stets macht! Sorge also, Frycollin, daß Du Dich uns nicht zu sehr bemerkbar machst…
    – Oder Du wirst fri – cas – sirt!« setzte Phil Evans hinzu.
    Frycollin bekam wirklich Angst, daß sein Leichnam in Anspruch genommen werden könnte, das Leben zweier Männer zu verlängern, das jedenfalls werthvoller war, als das seinige. Er begnügte sich also, nur noch im Stillen zu seufzen.
    Inzwischen verstrich die Zeit und alle Versuche, die Thür oder die Wand gewaltsam zu öffnen, waren erfolglos geblieben. Woraus die Wand bestand, ließ sich unmöglich feststellen. Metall war das nicht, Holz war es nicht und Stein war es auch nicht. Der Fußboden der Zelle schien übrigens aus demselben Material hergestellt zu sein. Stieß man mit dem Fuße auf denselben, so gab das einen ganz seltsamen Ton, den unter die bekannten Geräusche zu classificiren, Onkel Prudent gewiß viele Mühe gemacht hatte.
    Dabei bemerkte man noch, daß der Fußboden entschieden hohl klang, so, als ob er nicht direct auf dem Boden

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