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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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derselben, um ihre Haltbarkeit zu prüfen; nachher richtete er sich auf, beugte sich etwas nach vorwärts und steckte endlich den Kopf ein wenig hinaus. Wir brauchen wohl nicht zu bemerken, daß er während der Dauer dieses Experimentes beide Augen fest geschlossen hielt. Endlich öffnete er dieselben.
    Hei, wie schrie er da laut, wie flog er eiligst zurück und wie verkroch sich sein Kopf zwischen den Schultern!
    Unter dem Abgrunde hatte er den ungeheuren Ocean erblickt. Wären seine Haare nicht zu kraus gewesen, sie hätten sich gewiß über der Stirn gesträubt.
    »Das Meer! Das Meer!…« schrie er auf.
    Frycollin wäre lang auf das Verdeck hingestürzt, wenn der Koch nicht die Arme ausgebreitet hätte, ihn aufzufangen.
    Dieser Koch war ein Franzose, vielleicht ein Gascogner, obwohl er sich François Tapage nannte. Wenn er nicht Gascogner war, so mußte er während seiner Kindheit die Brisen der Garonne eingesaugt haben. Wie dieser François Tapage aber in die Dienste des Ingenieurs gekommen, durch welche Reihe von Zufälligkeiten er unter die Mannschaft des »Albatros« gerathen war, das wußte kein Mensch. Jedenfalls sprach dieser Schlaukopf englisch trotz jedem Yankee.
    »Heda, aufrecht, zum Teufel, herauf! rief er, den Neger mit kräftigem Handgriffe aufrichtend.
    – Master Tapage!… antwortete der arme Teufel, einen verzweiflungsvollen Blick nach den Schrauben werfend.
    – Was willst Du denn, Frycollin?
    – Geht das manchmal entzwei?
    – Manchmal nicht, aber es wird einmal entzwei gehen.
    – Warum?… Warum denn?…
    – Weil zuletzt Alles einmal zum Kuckuk geht, wie man bei mir zu Hause sagt.
    – Ja, aber da ist ja das Meer darunter?…
    – Im Fall eines Sturzes ist das viel besser.
    – Doch da muß man ertrinken!
    – Man ertrinkt freilich, aber man behält seine ganzen Knochen«, erwiderte François Tapage zuversichtlich.
    Wie eine Schlange dahinkriechend, war Frycollin gleich darauf tief hinein in seine Cabine geschlichen.
    Im Laufe des 16. Juni hielt der Aeronef nur eine mittlere Geschwindigkeit ein. Er schien an der Oberfläche dieses so ruhigen Meeres, das im vollen Sonnenschein glänzte, fast hinzustreichen, da er sich kaum hundert Fuß über demselben hielt.
    Heute nun waren Onkel Prudent und sein Gefährte in ihrer Cabine zurückgeblieben, um Robur nicht zu begegnen, der rauchend, bald allein, bald mit seinem Obersteuermann Tom Turner, auf dem Deck umherging. Nur die halbe Anzahl Schrauben war in Thätigkeit, doch das genügte schon, den Apparat in den niedrigeren Zonen der Atmosphäre zu erhalten.
    Unter diesen Verhältnissen hätte die Mannschaft außer dem Vergnügen eines Fischzuges sich noch die Befriedigung bereiten können, in ihren gewohnten Speisezettel eine Abwechslung zu bringen, wenn das Wasser des Stillen Oceans fischreich genug wäre. Auf dessen Oberfläche zeigten sich aber nur einzelne Walfische, von der Art mit gelbem Bauche, welche gegen fünfundzwanzig Meter in der Länge mißt. Gerade diese kennt man als die furchtbarsten Celaceer der nördlichen Meere. Die Fischer von Beruf hüten sich weislich, dieselben anzugreifen, so gefährlich können diese Thiere werden.
    Immerhin konnte man wohl die Harpunirung eines jener Walfische entweder mit der Fletcher’schen Rakete oder mit der Wurfbombe versuchen, und von beiden hatte man eine Auswahl an Bord.
    Wozu aber diese unnütze Schlächterei? Wahrscheinlich wollte Robur nur den beiden Mitgliedern des Weldon-Instituts zeigen, wozu er seinen Aeronef Alles verwenden könne, und deshalb sollte auf einen der gewaltigen Cetaceer Jagd gemacht werden.
    Auf den Ruf: »Walfische! Walfische!« eilten Onkel Prudent und Phil Evans aus ihren Cabinen. Vielleicht war ein Schiff, ein sogenannter Walfischfahrer, in Sicht. In diesem Falle wären Beide, um ihrem Gefängnisse zu entfliehen, entschlossen gewesen, sich ins Meer zu stürzen, auf die schwache Hoffnung hin, von einem Fahrzeug aufgenommen zu werden.
    Schon stand die ganze Mannschaft des »Albatros« geordnet und jedes Befehls gewärtig auf dem Verdeck und wartete.
    »Wir wollen’s also versuchen, Master Robur? fragte der Obersteuermann Tom Turner.
    – Ja, Tom,« antwortete der Ingenieur.
    In den Ruffs für die Maschinerie standen der Mechaniker und seine Gehilfen auf Posten, um jedes Manöver auszuführen, das ihnen durch Zeichen anbefohlen wurde. Der »Albatros« senkte sich sofort nach dem Meere zu und hielt etwa fünfzig Fuß darüber an.
    Wie die beiden Collegen sich überzeugen

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