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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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abzuwarten, die er auch gar nicht verlangte, und die blauen Wölkchen seiner Pfeife zerflossen im Azur.
    »Onkel Prudent, begann da Phil Evans, erscheint, als ob dieser merkwürdige »Albatros« ganz und gar nichts zu fürchten habe.
    – Das werden wir noch sehen!« antwortete der Vorsitzende des Weldon-Instituts.
    Der Nebel hielt drei Tage lang, den 19., 20. und 21. Juni, mit beklagenswerther Zähigkeit an. Man hatte hoch steigen müssen, um die japanesischen Gebirge von Fusi-Yama zu vermeiden. Als dieser Nebelvorhang aber zerrissen war, gewahrte man eine ungeheure Stadt mit Palästen, Villen, Thürmchen, Gärten und Parks. Selbst ohne dieselben zu sehen, hätte Robur sie schon erkannt an dem Gebell der Tausende von Hunden, an dem Schreien der Raubvögel und vor Allem an dem Leichengeruch, den die Körper von Hingerichteten in weitem Umkreise verbreiteten.
    Die beiden Collegen befanden sich auf dem Deck, als der Ingenieur eben das Besteck machte, für den Fall, daß er seine Fahrt wieder im Nebel fortzusetzen gezwungen wäre.
    »Meine Herren, begann er, ich habe keinen Grund, Ihnen zu verheimlichen, daß diese Stadt Yeddo, die Hauptstadt von Japan ist.«
    Onkel Prudent antwortete nicht. In Gegenwart des Ingenieurs keuchte er nur, als wenn es seinen Lungen an Luft fehlte.
    »Dieser Anblick Yeddos ist wirklich recht merkwürdig.
    – So merkwürdig er auch sein mag…, versetzte Phil Evans.
    – So bleibt er doch hinter dem von Peking zurück, unterbrach ihn der Ingenieur. Das ist meine Meinung auch, und Sie werden binnen Kurzem selbst darüber urtheilen können.«
    Unmöglich hätte der Mann liebenswürdiger sein können.
    Der »Albatros«, der bisher auf Südost zuhielt, veränderte jetzt seine Richtung um vier Compaßstriche, um im Osten eine neue Route aufzusuchen.
    Während der Nacht zerstreute sich der Nebel, dagegen erschienen Anzeichen eines nicht weit entfernten Typhons, denn der Barometer fiel sehr rasch, alle Dunstmassen verschwanden, am fast kupferfarbenen Grunde des Himmels ballten sich große elliptische Wolken zusammen und am entgegengesetzten Horizont glühten lange, carminrothe Streifen, die sich vom schieferblauen Himmel abhoben, im Norden aber war ein Theil des Himmels völlig klar. Das Meer lag zwar still, sein Wasser nahm jedoch mit Sonnenuntergang eine dunkle Scharlachfarbe an.
    Zum Glück entfesselte sich dieser Typhon mehr im Süden und hatte hier keine weiteren Folgen, als daß er die seit drei Tagen angehäuften Nebelmassen zertheilte.
    Binnen einer Stunde hatte man die zweihundert Kilometer der Meerenge von Korea und nachher die vorspringendste Spitze dieser Halbinsel überschritten; während der Typhon an den Südostküsten von China wüthete, wiegte sich der »Albatros« über dem Gelben Meere, und während des 22. und 23. über dem Golf von Petscheli; am 24. glitt er das Thal des Pei-Ho hinauf und gelangte endlich über die Hauptstadt des Himmlischen Reiches.
    Ueber die Reeling hinausgebeugt, konnten die beiden Collegen – wie es der Ingenieur vorausgesagt – sehr deutlich die ungeheure Stadt sehen, die Mauer, welche sie in zwei ungleiche Hälften, die Mandschu-und die Chinesenstadt, theilt, ebenso wie die zwölf sie umgebenden Vorstädte, die breiten, nach dem Mittelpunkte zu verlaufenden Alleestraßen, die Tempel, deren gelbe oder grüne Dächer in der aufgehenden Sonne erglänzten, die Parks, welche sich um die Paläste der Mandarinen ausdehnen; ferner, inmitten der Mandschustadt, die sechshundertachtundsechzig Hektar (= 1/8 geographische Quadratmeile) große Gelbe Stadt mit ihren Pagoden, ihren kaiserlichen Gärten, künstlichen Seen, dem die ganze Stadt überragenden Kohlenberge, und endlich unterschieden sie in der Mitte der Gelben Stadt, gleich einer jener wunderbaren chinesischen in einander geschachtelten Arbeiten, die Rothe Stadt, d. i. den eigentlichen Kaiserpalast, mit allen Phantasien seiner fast unglaublichen Architektur.
    Eben jetzt ertönte die Luft unter dem »Albatros« von einer seltsamen Harmonie; man hätte ein Concert von Aeolsharfen zu hören vermeint. In der Luft schwankten nämlich gegen hundert verschieden geformte Drachen aus Palmen-oder Pandanuspapier umher, deren oberer Theil eine Art leichten hölzernen Bogens bildete, welcher durch ein ganz dünnes Bambusstäbchen gespannt erhalten wurde. Unter dem schwachen Windhauche erzeugten alle diese saitenartigen, verschiedene, denen einer Harmonika ähnliche Töne gebenden Stäbchen ein leises Gesumme von höchst

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