Rock Rats Saga 01 - Der Astroidenkrieg
zweites Ziel«, fuhr Fuchs fort, »ist 32-114, eine C-Klasse, ein kohlenstoffhaltiges Objekt. Chondritische Asteroiden enthalten Kohlenstoff und Hydrate …«
»Wasser«, sagte Pancho. Sie stand vom Tisch auf und ging zur Gefriertruhe.
»Ja, Wasser, aber nicht in flüssiger Form.«
»Die Wassermoleküle sind mit anderen Molekülen im Gestein eine chemische Verbindung eingegangen«, sagte Amanda. »Man muss Wärme oder eine andere Form von Energie zuführen, um das Wasser zu gewinnen.«
»Aber es ist trotzdem Wasser«, sagte Dan und schaute zu, wie Pancho ein in Alufolie verpacktes Fertiggericht aus der Gefriertruhe holte. »Selene braucht Wasser. Wie überhaupt jeder, der im Weltraum arbeitet.«
»›Du wirst dein Werk mit Wasser verrichten‹«, murmelte Amanda. »›Und du wirst dem die Stiefel lecken, der es dir bringt‹«.
»Was bedeutet das?«, fragte Dan verwirrt.
Sie schaute fast pikiert. »Ach so… Kipling. Rudyard Kipling.«
»›Gunga Din‹«, beeilte Fuchs sich zu sagen. »Ein sehr schönes Gedicht.«
»Von einem weißen europäischen männlichen Chauvinisten«, sagte Pancho, als sie das Gericht ins Mikrowellengerät schob.
»Hast du etwa schon wieder Hunger?«, fragte Amanda. »Du hast doch erst vor ein paar Stunden wie ein Scheunendrescher gefuttert.«
Pancho grinste sie an. »Ich brauche nicht auf die Figur zu achten.
Ich verheize die Kalorien einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern.
»Aber diese Fertiggerichte«, sagte Amanda. »Sie sind so…
vorgekaut.«
»Mir schmecken sie aber«, sagte Pancho.
»Wie dem auch sei«, sagte Dan mit leicht erhobener Stimme, um einen eventuellen Disput im Keim zu ersticken, »auf diese beiden Asteroiden konzentrieren wir uns. Wir nehmen ein paar Proben, um unseren Anspruch zu untermauern. Dann werden wir in die äußere Region des Gürtels vorstoßen und nach einem metallischen Körper suchen.«
»Ich frage mich die ganze Zeit, welchen rechtlichen Status die von uns erhobenen Ansprüche überhaupt haben«, sagte Amanda.
»Wenn die IAA diesen Flug als illegal betrachtet… ich meine, wenn wir als Gesetzlose gelten…«
»Sie könnten unsere Ansprüche auf die Asteroiden ablehnen«, beendete Dan den Satz für sie. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.«
»Und?«
Ein einzelnes, schrilles ping drang durch die offene Luke auf die Brücke. Pancho ließ das Mikrowellengerät im Stich und rannte durch die Luke.
Im nächsten Moment kam sie mit angespanntem Ausdruck in die Messe. »Protuberanzen.«
Amanda stand auf, zwängte sich an Pancho vorbei und ging auf die Brücke. Fuchs wirkte besorgt.
»Ich werde die Elektronenkanonen durchchecken«, sagte Dan.
»Vielleicht erwischt es uns gar nicht«, sagte Pancho. »Die Plasmawolke ist noch zu weit entfernt, als dass man sagen könnte, ob sie uns erreicht oder nicht.«
»Ich werde die Elektronenkanonen trotzdem ausprüfen«, sagte Dan und erhob sich vom Stuhl. »Ich habe schon genug Strahlung für ein ganzes Leben abbekommen. Mein Bedarf ist gedeckt.«
Restaurant »Erdblick«
In dem Moment, wo Martin Humphries Kris Cardenas sah, erkannte er, dass sie von Schuldgefühlen geplagt wurde. Das würde er sich zunutze machen. Die Wissenschaftlerin sah so aus, als ob sie in letzter Zeit nicht gut geschlafen hätte; sie hatte dunkel geränderte Augen und einen verdrießlichen Gesichtsausdruck.
Er erhob sich, als der Empfangschef sie an den Tisch führte und lächelte, als der dunkel gekleidete Mann den Stuhl für Cardenas zurechtrückte. Cardenas erwiderte das Lächeln nicht.
»Das schönste Restaurant im Umkreis von vierhundert Millionen Kilometern«, sagte Humphries mit einer ausladenden Geste.
Das war ein alter Scherz in Selene. Das ›Erdblick‹ war das einzige Restaurant auf dem Mond, das diese Bezeichnung auch verdiente.
Die beiden anderen ›Futterkrippen‹ waren bessere Imbissbuden.
Vor zehn Jahren hatte die Yamagata Corporation in Selene ein erstklassiges Touristenhotel mit einem Fünf-Sterne-Restaurant eröffnet. Yamagata musste das Restaurant jedoch schließen, als der Tourismus wegen der Erderwärmung praktisch zum Erliegen kam.
Nun schickten sie die paar Gäste ins ›Erdblick‹.
Immerhin war Cardenas angemessen gekleidet, wie Humphries feststellte. Sie trug ein ärmelloses moosgrünes Kleid, das mit geschmackvollen Goldapplikationen verziert war. Aber sie machte ein Gesicht, als hätte sie sich zu einer Beerdigung eingefunden anstatt zu einem gediegenen Dinner.
Ohne Umschweife
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