Rock Rats Saga 01 - Der Astroidenkrieg
Selenes Sicherheitsdienst wirklich hinter jemandem her war, hatte der Betreffende kaum die Möglichkeit zum Untertauchen. Aber eine Leiche vermochte man in einer Zugmaschine nach draußen zu schmuggeln und in den Wüsteneien der Mondoberfläche verschwinden zu lassen.
»In Ordnung, Dan«, sprach er halb flüsternd ins Mikrofon. »Ich gehe zu Stavenger, und dann werden wir Dr. Cardenas finden, falls sie nicht schon tot ist.«
Frank Blyleven war der Leiter des Astro -Sicherheitsdiensts. Blyleven war ein runder und rotgesichtiger jovialer Mann mit schütterem strohblondem Haar, das er bis zum Kragen trug. Ein großväterliches Lächeln schien in sein Gesicht gemeißelt zu sein. George fand es unmöglich, dass der Sicherheitschef lächelte, während er ihm das Verschwinden von Dr. Cardenas meldete.
»Das ist eine Nummer zu groß für uns«, sagte er mit unverändertem Gesichtsausdruck. »Ich meine, ich habe nur ein halbes Dutzend Leute in meiner Gruppe. Wir befassen uns mit Industriespionage und Bagatelldiebstählen, aber doch nicht mit Entführungen, mein Gott.«
George wusste, mit welchem Elan Astros Sicherheitsdienst Bagatelldiebstähle verfolgte. Der Mond-Untergrund lebte nämlich von ›Leihgaben‹ aus den Lagerräumen der Firma.
»Dan sagte, wir sollten zu Stavenger gehen«, sagte George.
Blyleven nickte, drehte sich zum Telefon auf dem Schreibtisch um und ließ sich Douglas Stavenger geben.
Als George und Blyleven in Stavengers Büro oben in der Grand Plaza geführt wurden, saß bereits ein vierter Mann vor Stavengers repräsentativem Schreibtisch. Stavenger stellte ihn als Ulrick Maas vor, Selenes Sicherheitsdirektor. Maas sah für George aus wie ein typischer Polizist: muskulöse Statur, dunkle, argwöhnische Augen, Glatze.
»Ich wollte Ihnen nur sagen, dass hier nicht unbedingt ein Verbrechen vorliegen muss«, sagte Stavenger, nachdem alle Platz genommen hatten. »Allerdings ist Kris Cardenas auch nicht die Art von Frau, die einfach so verschwindet. Deshalb glaube ich, dass wir nach ihr suchen sollten.«
»Sie ist in Humphries' Haus auf der untersten Ebene«, sagte George ohne Umschweife.
Stavenger lehnte sich im Sessel zurück, Maas sah George mit schmalen Augen an und Blyleven schaute, als ob er sich durchaus angenehmere Dinge vorstellen könnte. Durch die Bürofenster sah George das weitläufige Gelände der Plaza. Zwei Kinder flogen wie Vögel über die Wiese und schlugen mit den bunten Leih-Flügeln aus Plastik.
Stavenger schnitt eine Grimasse. »Sind Sie sicher?«, fragte er.
»Es war Humphries, vor dem sie sich fürchtete«, erwiderte George. »Wo sollte er sie sonst hinbringen?«
»Der Bereich dort unten ist das Eigentum des Humphries Trust «, sagte Maas. »Selene ist nicht befugt, dort eine Hausdurchsuchung vorzunehmen.«
»Nicht einmal, wenn sie in Lebensgefahr ist?«, fragte George.
»Rick, ich glaube, Sie werden eine Suchaktion in die Wege leiten müssen«, sagte Stavenger zu Maas.
»In Humphries' Anwesen?«, fragte George.
»In Selene«, sagte Stavenger. »Humphries' Anwesen ist eine andere Sache.« Er drehte sich zum Telefon um und ließ sich zu Martin Humphries durchstellen.
»Dr. Cardenas?«, sagte Martin Humphries zu Stavengers Konterfei auf dem Wandbildschirm.
»Ja«, sagte Stavenger mit gequältem Blick. »Sie wird vermisst.«
Humphries erhob sich von der Chaiselongue, auf der er gelegen hatte, während er seines Vaters Holdings in Libyen überprüft hatte.
»Ich verstehe nicht«, sagte er in gekünstelter Verwirrung zu Stavengers Bild. »Wieso erzählen Sie mir das überhaupt?«
»Das Sicherheitsbüro hat in ganz Selene eine Suchaktion nach ihr gestartet. Ich würde es begrüßen, wenn auch Sie einer Durchsuchung Ihres Anwesens zustimmten.«
»Ich soll mein Haus durchsuchen lassen?«
»Es ist eine reine Formalität, Mr. Humphries«, sagte Stavenger mit einem offensichtlich aufgesetzten Lächeln. »Sie kennen doch die Sicherheitstypen: Bei ihnen muss immer alles bis aufs i-Tüpfelchen stimmen.«
»Ja, so sind sie eben«, erwiderte Humphries ebenfalls mit einem Lächeln. »Vielleicht hält sich jemand im Garten versteckt, nicht wahr?«
»Oder im Haus. Es ist schließlich recht groß.«
»Hmm, ja. Das ist es wohl - zumindest nach den Standards von Selene.« Er holte tief Luft und sagte dann zögerlich: »Also gut, sollen sie ein Team hier runterschicken. Ich habe keine Einwände.«
»Danke, Sir.«
»Gern geschehen«, sagte Humphries und brach die Verbindung mit
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