Rock Rats Saga 01 - Der Astroidenkrieg
der große Typ mit dem Pfannkuchengesicht und dem lieblichen Tenor sagte, dass er sie zurückrufen würde. Nach fünf Minuten erfolgte der Rückruf. Randolph würde sie um Viertel nach zehn in seinem Büro erwarten.
Die Büros der Astro Corporation lagen auf derselben Etage wie die Wohnquartiere, die das Unternehmen gemietet hatte. Bei den meisten Firmen waren die Büros der Führungsebene deutlich luxuriöser als die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. Nicht so bei Astro.
Es gab keine erkennbaren Unterschiede auf der ganzen Länge des Korridors. Während sie an den Türen vorbeiging und nach Randolphs Namensschild Ausschau hielt, beschloss Pancho, ihm nichts vom Tarnanzug zu erzählen. Sie hatte ihn am frühen Morgen wieder zu Waltons Spind zurückgebracht. Ike wusste nichts davon, dass sie sich den Anzug ausgeliehen hatte; falls die Sache noch ein Nachspiel hatte, könnte man ihm nichts anhaben.
Randolph wirkte angespannt, als Pancho von dem großen Australier, mit dem sie am Telefon gesprochen hatte, in sein Büro geführt wurde.
»Hi, Boss«, sagte sie fröhlich.
Es war ein kleines Büro, wenn man bedachte, dass es dem Vorstandsvorsitzenden eines großen Unternehmens gehörte. In einer Ecke stand ein Schreibtisch, doch Randolph stand neben dem Sofa und den Sesseln, die am anderen Ende des Raums um einen Kaffeetisch gruppiert waren. Pancho sah, dass die Wände mit Fotos von Astro -Raketen tapeziert waren, die auf Feuerschweifen und von Dampfwolken umhüllt von der Erde starteten. Nichts Persönliches.
Keine Fotos von Randolph selbst oder von sonst jemandem. Pancho grinste insgeheim, als sie den Wust von Papieren auf Randolphs Schreibtisch sah - trotz des eingebauten Computers.
Er wies aufs Sofa und sagte: »Nehmen Sie Platz. Haben Sie schon gefrühstückt?«
»Ist das eine Fangfrage?«, fragte Pancho, anstatt sich zu setzen.
» Astro -Mitarbeiter stehen bekanntlich jeden Tag mit den Hühnern auf, Boss, und noch dazu an zwei Sonntagen im Monat.«
Randolph lachte. »Kaffee? Tee? Vielleicht etwas anderes?«
»Dürfte ich mal für eine Minute Ihren Computer benutzen?«, fragte sie.
»Sicher, bedienen Sie sich«, sagte er sichtlich verwirrt und rief:
»Computer, Gästestimme.«
Pancho ging zum Schreibtisch und beugte sich über den senkrecht stehenden Bildschirm. Sie nannte ihren Namen, und der Computer erwachte zum Leben. Nach ein paar Sekunden bedeutete sie Randolph mit einem Winken, einen Blick auf den Monitor zu werfen.
Er schaute auf den Bildschirm. »Was, zum Teufel, soll das darstellen?«
»Martin Humphries' persönliches Programm-Menü.«
»Humphries?« Randolph sank auf den Schreibtischstuhl.
»Ja. Ich habe gestern Abend seinen Rechner gehackt. Sie haben jederzeit Zugang zu ihm.«
Randolph schaute auf Pancho und wieder auf den Bildschirm.
»Ohne sein Wissen?«
»Ach, früher oder später wird er wohl dahinterkommen. Aber im Moment weiß er noch von nichts.«
»Wie, zum Teufel, haben Sie das geschafft?«
Pancho lächelte ihn an. »Sie werden's nicht glauben. Mit Zauberei.«
»Hm«, grummelte Randolph. »Zu schade, dass Sie das nicht ein paar Tage früher vollbracht haben.«
»Wieso denn?«
»Weil wir nun Partner sind.«
»Sie und Humphries? Partner?«
»Humphries, Selene und Astro. Wir haben eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, die Starpower GmbH.»
»Wahnsinn! Wo kann ich denn Aktien kaufen?«
»Die Gesellschaft ist nicht börsennotiert. Duncan und seine Leute erhalten ein Aktienpaket, aber der Rest ist für Humphries, mich und die braven Bürger von Selene. Dadurch bleiben Selenes Steuern niedrig - wenn es funktioniert.«
»Ach so, wieder mal nur für die großen Fische, wie?«, grummelte Pancho enttäuscht.
Randolph lächelte sie verschmitzt an. »Ich könnte mir vorstellen«, sagte er und strich sich mit dem Finger übers Kinn, »dass wir hier und da ein paar Aktien als Belohnung für herausragende Leistungen verteilen.«
»Die zum Beispiel darin besteht, mit einer Rakete zum Gürtel und zurück zu fliegen.«
Randolph nickte.
»In Ordnung«, sagte Pancho solcherart motiviert. »Inzwischen haben Sie jederzeit Zugriff auf Humphries' Dateien.«
Randolph löschte den Bildschirm mit einem knappen scharfen
›Exit‹ und wandte sich wieder an Pancho: »Sie vergeuden als Raumschiffpilotin ihre Zeit. Sie wären eine verdammt gute Spionin, Mädchen.«
»Fliegen liegt mir mehr als spionieren«, sagte sie.
Randolph schaute sie an. Er hat wirklich schöne Augen, sagte sie sich.
Weitere Kostenlose Bücher