Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
allein fliegen können. Er war für Monate einsam und allein unterwegs gewesen, hatte getötet, wenn die Zeit dazu kam und dann Trost in seinen Drogenträumen gefunden.
Und nun hatte er ein Dutzend Männer und Frauen unter seinem Kommando, für die er Tag und Nacht Verantwortung trug. Diane hatte gesagt, dass Humphries darauf bestand, Soldaten in den Lockvogelschiffen zu stationieren; er wollte ausgebildete Söldner, die fähig waren, Fuchs' Schiff zu entern und ihm seine Leiche zu bringen.
»Ich habe ihm das auszureden versucht«, flüsterte Diane in ihrer letzten gemeinsamen Nacht, »doch er hat sich nicht davon abbringen lassen. Er will Fuchs' Leiche sehen. Ich glaube fast, er will sie ausstopfen lassen und als Trophäe ausstellen.«
Harbin schüttelte nur den Kopf und wunderte sich, dass ein Mann mit einer solchen Besessenheit überhaupt in der Lage war, einen tödlichen, lautlosen Krieg hier draußen zwischen den Asteroiden zu führen. Aber vielleicht vermag auch nur ein Besessener einen Krieg zu führen. Ja, gab er sich selbst die Antwort, aber was ist mit den Männern ‒ und Frauen ‒, die das Kämpfen übernehmen? Sind wir auch besessen?
Doch welchen Unterschied macht das? Macht überhaupt irgendetwas einen Unterschied? Wie heißt es noch gleich bei Omar Khayyam?
Die weltliche Hoffnung, an die die Menschen ihr Herz hängen, Wird zur Asche ‒ oder gedeiht; und auf einmal, Wie Schnee auf der Wüste staubigem Antlitz, Schimmert's ein Stündlein oder zwei und ist vergangen.
Was für einen Unterschied macht unsere Besessenheit? Sie wird zu Asche oder gedeiht. Dann schmilzt sie wie Schnee in der Wüste. Was für einen Unterschied? Was für einen Unterschied?
»Was sollen wir nun tun?«, hörte er den Ersten Offizier fragen. »Er verschwindet.«
»Offensichtlich glaubt er nicht, dass wir Erz zur Erde transportieren«, sagte er ruhig. »Wenn wir nun wenden und ihm folgen, wird er sich bestätigt sehen.«
»Was sollen wir dann tun?«, fragte die Skandinavierin. Es stand ihr ins hagere, blasse Gesicht geschrieben, dass sie die Verfolgung aufnehmen wollte.
»Wir werden weiterhin den Eindruck erwecken, als seien wir ein Erzfrachter. Keine Kursänderung.«
»Aber dann werden wir ihn verlieren!«
»Oder er wird uns verfolgen, wenn wir ihn doch noch davon überzeugen können, dass wir das sind, wofür wir uns ausgeben.«
Sie vermochte seiner Logik offensichtlich nicht so recht zu folgen. »Dann sollen wir also Katz und Maus spielen?«, murmelte sie.
»Ja«, sagte Harbin. Er war froh, dass er sie endlich auf Linie gebracht hatte. Wobei es ihr allerdings egal zu sein schien, welches der zwei Schiffe die Katze und welches die Maus war.
In Selene stand Douglas Stavenger am Fenster seines Büros und schaute den Kindern draußen in der Grand Plaza zu, wie sie mit ihren Plastikflügeln in der Luft umherstoben. Das war eins der Vergnügen, das es nur auf dem Mond gab, und auch nur in einem geschlossenen Raum so groß wie die Grand Plaza, der bei irdischem Luftdruck mit atembarer Luft gefüllt war. Dank der schwachen Gravitation konnte man sich Flügel an die Arme schnallen und wie ein Vogel sich mit Muskelkraft in die Lüfte schwingen.
Wie lang ist es her, seit ich das zum letzte Mal gemacht habe, fragte Stavenger sich und gab sich auch sofort die Antwort: zu verdammt lang. Für einen Pensionär scheinst du aber nicht allzu viel Spaß zu haben, sagte er sich.
Irgendjemand hatte beim Rat um die Erlaubnis gebeten, einen Golfplatz auf dem Boden von Alphonsus anzulegen. Stavenger fand die Vorstellung lachhaft, im Raumanzug Golf zu spielen, doch ein paar Ratsmitglieder schienen das ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Das Telefon läutete, und die synthetische Stimme meldete:
»Ms. Pahang ist hier.«
Stavenger drehte sich zum Schreibtisch um und drückte auf den Türöffner. Jatar Pahang trat mit einem strahlenden Lächeln ein.
Sie war der populärste Videostar der Welt, »die Blume von Malaysia«, eine kleine, zartgliedrige exotische Frau mit sinnlichen dunklen Augen und langem, pechschwarzem Haar, das ihr kaskadenartig über die bloßen Schultern fiel. Ihr Kleid schimmerte im Schein der blendfreien Deckenbeleuchtung von Stavengers Büro, während sie mit kleinen Schritten auf ihn zuging.
Stavenger ging um den Schreibtisch herum und reichte ihr die Hand. »Willkommen in Selene, Ms. Pahang.«
»Vielen Dank«, sagte sie mit einer Stimme, die wie kleine Silberglöckchen klang.
»Sie sind in natura noch schöner
Weitere Kostenlose Bücher