Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
»Also, Mr. Ripley, wird Ihre Crew in der Lage sein, die neuesten Änderungen termingerecht auszuführen?«
»Glauben Sie es oder nicht«, erwiderte Ripley geziert, »aber sie werden es schaffen.«
Niles Ripley war Amerikaner nigerianischer Abstammung: ein Ingenieur mit Abschlüssen renommierter Technischer Universitäten und ein Amateur-Jazztrompeter, der seiner eigenwilligen Improvisationen wegen den Spitznamen ›Ripper‹ bekommen hatte. Jedoch bereitete der Spitzname dem an sich zurückhaltenden Mann manchmal Probleme, vor allem in Bars mit aggressiven Trunkenbolden. Der Ripper lächelte dann nur und ging Konfrontationen durch ›verbale‹ Deeskalation aus dem Weg. Er hatte nicht die Absicht, sich von so einem muskelbepackten Halbaffen aufs Maul hauen zu lassen ‒ sonst wäre es nämlich Essig mit dem Trompetespielen.
»Ihr Zeitplan wird eingehalten«, fuhr Ripley fort. »Trotz der fehlenden Flexibilität«, fügte er hinzu.
»Dann wird Ihre Crew auch den Bonus bekommen, trotz der Beschwerden wegen des Zeitplans«, sagte Fuchs genauso patzig.
Pancho ging dazwischen. »Ich hab dem ollen Ripper schon gesagt, dass ihr den Job mit besseren Schweißlasern viel schneller erledigen würdet.«
»Die können wir uns aber nicht leisten«, sagte Fuchs. »Wir haben ein sehr knappes Budget.«
»Astro könnte euch Laser vermieten. Zu echt günstigen Bedingungen.«
Fuchs stieß einen hörbaren Seufzer aus. »Ich wünschte, das wäre euch schon vor zwei Jahren eingefallen, als wir die Operation gestartet haben.«
»Vor zwei Jahren waren selbst die besten Laser, die wir hatten, noch groß und ineffizient. Unsere Laborjungs haben diese neuen Babies neu entwickelt: Sie sind so klein, dass man sie auf einem Minischlepper transportieren kann. Und sie haben einen minimalen Energieverbrauch. Es gibt sogar eine tragbare Version. Natürlich mit geringerer Leistung, aber trotzdem ganz brauchbar.«
»Wir kommen auch mit dem zurecht, was wir haben, Pancho.«
»Na schön. Dann sagt aber nur nicht, ich hätte es euch nicht angeboten.« Er hörte den resignierten, leicht enttäuschten Klang in ihrer Stimme.
Fuchs wies mit einer behandschuhten Hand aufs Habitat, das fast am entgegengesetzten Horizont stand und sagte: »Wir haben bisher doch ganz ordentliche Arbeit geleistet, finden Sie nicht?«
Für eine Weile sagte sie nichts, und die drei verfolgten den Abstieg des Habitats am Himmel. Es mutete an wie ein unfertiges Riesenrad, wobei die Raumschiffe die ›Speichen‹ darstellten. Sie waren durch lange Buckminsterfulleren-Stränge zu einem Raumschiffskonvolut verbunden, wobei das gesamte Ensemble langsam rotierend dem Horizont entgegenwanderte.
»Ehrlich gesagt, Lars, alter Kumpel«, sagte Pancho, »es erinnert mich irgendwie an den Stellplatz eines Gebrauchtwagenhändlers im Lubbock.«
»Stellplatz eines Gebrauchtwagenhändlers?«, sagte Fuchs prustend.
»Oder auch an einen fliegenden Schrottplatz.«
»Schrottplatz?«
Dann hörte er Ripley lachen. »Lassen Sie sich von ihr nicht verulken, Lars. Sie war ziemlich beeindruckt, als wir die Einheiten besichtigt haben, die wir schon montiert haben.«
»Ja, stimmt, innen sieht es ziemlich gut aus«, sagte Pancho.
»Aber von außen ist es sicher keine Schönheit.«
»Das wird schon noch«, murmelte Fuchs. »Warten Sie's nur ab.«
Ripley wechselte das Thema. »Erzählen Sie mir noch mehr über diese tragbaren Laser. Welche Leistung haben sie?«
»Sie durchschneiden drei Zentimeter dicken Stahl«, sagte Pancho.
»Und wie lange dauert das?«, fragte Ripley.
»Nur ein paar Nanosekunden. Der Strahl ist gepulst. Er schmilzt den Stahl nicht etwa, sondern zertrümmert ihn mit Druckwellen.«
Sie unterhielten sich noch eine Weile, während das Habitat aus dem Blickfeld verschwand und die ferne, fahle Sonne am dunklen, sternenübersäten Himmel immer höher stieg. Fuchs sah das Zodiakallicht, das sich wie zwei lange Arme von der Sonnenmitte ausstreckte. Er wusste, dass das Reflexionen von Staubteilchen waren: mikroskopisch kleine Asteroiden, die dort draußen trieben, Überreste von der Entstehung der Planeten.
Als sie den Rückweg zur Luftschleuse antraten, wandte Pancho sich an Fuchs: »Vielleicht könnten wir ein wenig übers Geschäft sprechen.«
Sie hob den linken Arm und betätigte die Taste am Ärmel, die auf eine Zweitfrequenz des Anzugsfunkgeräts schaltete.
Ripley war nun von ihrer Unterhaltung ausgeschlossen.
Fuchs drückte die gleiche Taste auf seinem Steuergerät.
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