Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
bedeckt und schimmerte graubraun, wo das Sonnenlicht auf ihn fiel.
»Allah ist groß«, sagte er laut und dankte ihm für seine Gnade und Güte.
Dann drehte er sich zu den Sensoranzeigen am Steuerpult in der Kabine um und sah, dass sein Gesteinsbrocken mit Hydraten geradezu geschwängert war ‒ Wasser, das chemisch mit den Silikaten des Gesteins verbunden war. Wasser! In der Wüste, die der Mond war, erzielte Wasser einen höheren Preis als Gold. Und auf Ceres wäre es noch wertvoller, obwohl bei den paar hundert Menschen, die in dem großen Asteroiden lebten, die Nachfrage nach wertvollem Wasser wohl nicht so hoch wäre wie bei den vielen tausend Leuten in Selene.
Qurrah dachte an die Verachtung und Lächerlichkeit, der man ihn zu Hause preisgegeben hatte, als er verkündete, dass er die Erde verlassen und sein Glück in der neuen Schatzkammer des Asteroiden-Gürtels suchen wolle. ›Sindbad der Seefahrer‹ war noch die netteste Bezeichnung gewesen, mit der man ihn tituliert hatte. ›Seyyed der Idiot‹ hatte er am häufigsten zu hören bekommen. Auch nachdem er auf Ceres angekommen war und mit dem letzten Geld aus dem Erbe seines Vaters ein Schiff geleast hatte, riefen die anderen Prospektoren und Bergleute ihm ›Handtuchkopf‹ zu und noch Schlimmeres.
Doch nun würde er den Spieß umdrehen. Er würde es ihnen zeigen!
Dann stellte er sich vor, wie glücklich Fatima wäre, wenn er als reicher Mann nach Algier zurückkehrte. Er würde sie mit Diamanten überhäufen und in schwere, golddurchwirkte Seidengewänder hüllen. Vielleicht würde er sich sogar eine Zweitfrau zulegen. Er beschloss, zur Feier des Tages sich eine opulente Mahlzeit aus den knappen Vorräten zu genehmigen, anstatt der üblichen Hand voll gekochten Kuskus.
Doch zuerst würde er den Fund bei der Internationalen Astronautenbehörde anmelden. Das war wichtig. Nein, vorher musste er zu Allah beten. Das war noch wichtiger.
Er wurde sich bewusst, dass er mit sich selbst redete. Qurrah atmete tief durch, um sich zu beruhigen und beschloss die folgende Vorgehensweise: zuerst beten, dann bei der IAA registrieren und anschließend mit einem guten Essen feiern.
Er ließ das Schiff die ganze Zeit rotieren, wobei das Habitatmodul mit dem Generator und der übrigen Ausrüstung am Ende des kilometerlangen Kabels die Funktion eines Fliehgewichts hatte. Er wollte vermeiden, dass in der langen Zeit in der Schwerelosigkeit die Muskeln schlaff und die Knochen spröde wurden, sodass er eine noch längere Zeit im Mondorbit hätte verbringen müssen, um den Körper zu regenerieren!
Qurrah lebte fast in voller Erdenschwere.
Also fiel es ihm auch nicht schwer, den Gebetsteppich auszurollen, nachdem er ihn aus dem Staufach geholt hatte. Er breitete den Teppich gerade auf der einzigen freien Fläche des Abteils aus, als das Funkgerät piepte.
Eine Nachricht? Der Gedanke beunruhigte ihn. Wer sollte mich hier draußen in dieser Wildnis anrufen? Nur Fatima und die IAA wissen, wo ich bin ‒ und natürlich die Leute auf Ceres, aber was hätten die von einem einsamen Prospektor gewollt?
Fatima, sagte er sich. Ihr ist etwas zugestoßen. Etwas Schreckliches.
»Hier ist die Star of the East«, antwortete er mit zitternder Stimme. »Wer ruft, bitte?«
Das bärtige Gesicht eines Manns erschien auf dem Hauptbildschirm. Er mutete Qurrah asiatisch an oder vielleicht auch hispanisch.
»Hier ist die Shanidar. Sie dringen in ein Gebiet ein, das der Humphries Space Systems AG gehört.«
»Dieser Felsen?«, fragte Qurrah erzürnt. »Nein, Sir! Es ist noch kein Anspruch auf diesen Asteroiden angemeldet worden. Ich wollte ihn gerade auf mich eintragen lassen, als Sie mich anriefen.«
»Sie haben Ihren Anspruch noch nicht angemeldet?«
»Das werde ich sofort erledigen!«
Der Bärtige schüttelte den Kopf ‒ kaum merklich, nur eine kleine Seitwärtsbewegung.
»Nein, das werden Sie nicht«, sagte er.
Das waren die letzten Worte, die Qurrah in seinem Leben hörte. Der Laserstrahl der Shanidar bohrte ein faustgroßes Loch in die dünne Hülle des Schiffs. Qurrahs Todesschrei erstarb schnell, als die Luft ausströmte und seine Lunge in einem Blutschwall kollabierte.
Der Pub
George Ambrose wiegte den Steinhumpen mit Bier in seinen Pranken. Das soll Bier sein, sagte er sich knurrig. Ich habe kein anständiges Bier mehr getrunken, seit ich hierher gekommen bin. Das Gebräu, das diese Felsenratten als Bier bezeichnen, schmeckt eher nach Schnabeltierpisse als nach
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