Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
Barcelona ist noch immer bewohnbar, und in Madrid hat es seit Jahren keine Hungeraufstände mehr gegeben.
Kapitel 26
Die Rekrutierung zuverlässiger Leute verursachte Amanda die größten Kopfschmerzen. Außerdem machte sie sich Sorgen um ihren Mann, der ganz allein da draußen im Gürtel umher flog und wie so viele andere auf der Suche nach dem großen Los war. Aber war er das wirklich? Ihre größte Sorge war aber, dass Lars Rache an Humphries nehmen wollte, indem er HSS-Schiffe angriff. Auch wenn er nicht dabei ums Leben kam, würde er doch ein Gesetzloser, ein Ausgestoßener werden.
Sie versuchte diese Gedanken zu verdrängen, während sie daran arbeitete, ihre Versorgungsgüter-Großhandlung mit dem Geld wiederaufzubauen, das sie von der Versicherung für den Brandschaden bekommen hatten.
Arbeitskräfte waren Mangelware auf Ceres. Die meisten Leute, die in den Gürtel kamen, waren als Prospektoren tätig. Sie suchten nach ergiebigen Asteroiden, deren Erz sie teuer verkaufen wollten. Selbst die alten Hasen, die aus bitterer Erfahrung gelernt hatten, dass die meisten Prospektoren kaum die Gewinnschwelle erreichen, während die Großkonzerne den Profit durch den Verkauf des Erzes einstrichen, machten sich trotzdem immer wieder auf die Suche nach dem ›großen Brocken‹, mit dem sie ausgesorgt hätten. Oder sie arbeiteten als Bergleute und schürften entweder als Konzernangestellte oder Subunternehmer einer der großen Gesellschaften das Erz aus den Asteroiden. Die Bergleute wurden dabei nicht reich, aber sie mussten auch nicht hungern.
Amanda hatte am College Betriebswirtschafts-Vorlesungen belegt. Sie wusste also, je mehr Asteroiden ausgebeutet würden und je ergiebiger sie an Metallen und Mineralien waren, desto wertloser wurden sie. Ein Konzern wie Astro oder HSS
vermochte auch mit einer kleinen Gewinnmarge zu arbeiten, weil sie so gewaltige Mengen an Erz umschlugen. Ein einzelner Prospektor musste jedoch zu Marktpreisen verkaufen, und der Preis war immer viel niedriger als die Dollarzeichen, die sie in den Augen hatten.
Sie runzelte die Stirn, als sie sich für einen neuen Arbeitstag ankleidete. Wieso betätigt Lars sich dann da draußen als Prospektor? Er kennt die Situation doch so gut wie jeder andere.
Und wieso hat er mir keine Nachricht geschickt? Er hatte mir zwar gleich gesagt, dass er das nicht tun würde, aber ich hätte schon erwartet, dass er mir nach ein paar Tagen wenigstens mitteilen würde, ob bei ihm alles in Ordnung sei.
Im Grunde kannte sie die Antwort schon, aber sie wollte es nicht glauben. Er arbeitet gar nicht als Prospektor. Er ist auf einer Wahnsinnsmission, um mit Martin abzurechnen. Er will zurückschlagen ‒ ein Mann gegen den mächtigsten Konzern im Sonnensystem. Er wird dabei draufgehen, und es gibt nichts, womit ich das verhindern könnte.
Das schmerzte sie am meisten, dieses Gefühl der völligen Machtlosigkeit; die Gewissheit, dass sie keine Möglichkeit hatte, den Mann, den sie liebte, zu schützen oder ihm auch nur zu helfen. Er hat sich von mir abgewandt, wurde sie sich bewusst.
Nicht nur körperlich; Lars hat sich von mir verabschiedet ‒
von unserer Ehe, von unserer Beziehung. Er hat es zugelassen, dass sein Zorn unsere Liebe überwältigt hat. Er führt nun einen Rachefeldzug ohne Rücksicht auf Verluste.
Sie unterdrückte die aufsteigenden Tränen, bootete den Computer und machte weiter, wo sie letzte Nacht aufgehört hatte ‒ mit der Suche nach Leuten, die bereit waren, im Lagerhaus zu arbeiten. In ihrer Verzweiflung hatte sie sogar eine Nachricht an Pancho Lane auf der Erde gesendet. Als der Wandbildschirm hell wurde, sah sie, dass Pancho geantwortet hatte.
»Zeige Pancho Lanes Nachricht an«, befahl sie dem Computer.
Pancho Lanes mokkafarbenes Gesicht grinste sie an. Sie schien in einem Büro irgendwo in den Tropen zu sein. Wahrscheinlich in der Asfro-Zentrale in Venezuela.
»Habe deine traurige Botschaft erhalten, Mandy. Kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, zuverlässige Leute für die Arbeit in eurem Lagerhaus zu gewinnen. Wünschte, ich könnte euch ein paar von meinen Leuten 'rüberschicken, aber niemand mit einem guten Job hier wird freiwillig nach Ceres gehen ‒ es sei denn, er würde vom Asteroidenfieber befallen und glauben, in sechs Wochen reich wie Krösus zu werden.«
Pancho beugte sich näher zur Kamera und fuhr fort: »Ich muss dich aber dringend warnen: Unter den Leuten, die vielleicht bereit sind, für dich zu arbeiten,
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