Rock Rats Saga 03 - Astroidenfeuer
bedenken.
Er nickte. »Ich würde lieber langsam verhungern, anstatt plötzlich getötet zu werden«, erwiderte er mit gerunzelter Stirn.
Ferrer gab sich geschlagen. »Na gut. Wenn Sie Ihre Meinung doch noch ändern sollten, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.«
Der Bergmann stand eilig auf, als sei er froh, endlich gehen zu dürfen. »Verlassen Sie sich nicht darauf«, sagte er.
Ferrer führte an diesem Nachmittag noch zwei Interviews mit genau demselben Ergebnis. Bergarbeiter und Prospektoren gaben ihre Jobs auf, um vor den Kämpfen zu fliehen. Chrysallis füllte sich mit arbeitslosen Felsenratten. Die meisten hatten ihre kümmerlichen Er-sparnisse bereits aufgebraucht und waren nun auf das kärgliche Ar-beitslosengeld angewiesen, das Chrysallis' Regierungsrat ihnen ge-währte. Kaum jemand war bereit, eine Stelle an Bord eines HSS-Schiffs anzutreten. Aber auch nicht bei Astro, wie Ferrer mit einer gewissen Genugtuung feststellte. Von den vierzehn Männern und Frauen, die bei ihr zu einem Vorstellungsgespräch erschienen waren, hatten nur zwei sich verpflichtet – alleinerziehende Mütter. Alle anderen hatten ihr Angebot rundweg abgelehnt.
Lieber langsam verhungern, als plötzlich getötet zu werden. Das war ihre einhellige Meinung.
Ferrer saß am Ende des Tages allein in ihrem Büro. Ich werde Humphries Bericht erstatten müssen, sagte sie sich und seufzte schwer. Es wird ihm nicht gefallen, was ich ihm zu berichten habe.
Levinson war froh, wieder aus dem Raumanzug zu sein. Fröhlich pfeifend ging er von der Luftschleuse des Fusionsschiffs zur Kabine, die man ihm zugewiesen hatte. In zwei Tagen sind wir wieder in Ceres, und dann fliegen Vickie und ich mit einem Fusionsschiff zu-rück nach Selene. Ich wette, wir verbringen den ganzen Flug zusammen in der Koje.
»Man soll an Bord eines Schiffs nicht pfeifen«, sagte eine Technikerin, die hinter ihm den Gang entlangkam. »Man sagt, das bringt Un-glück.«
Levinson grinste sie an. »Das ist ein alter Aberglaube«, sagte er.
»Nein, ist es nicht. Es geht auf die Zeit der Segelschiffe zurück, als Befehle mit einer Pfeife gegeben wurden. Deshalb sollte die Besatzung nicht außer der Reihe pfeifen, um das System der Nachrichten-
übermittlung nicht zu stören.«
»Spielt hier aber keine Rolle mehr«, sagte Levinson von oben herab.
»Trotzdem gilt es …«
»NOTFALL«, plärrte der Deckenlautsprecher. »DRUCKVERLUST
IN DER HAUPTLUFTSCHLEUSEN-ABTEILUNG.«
Das Blut gefror Levinson in den Adern. Die luftdichte Luke des Durchgangs schlug zu. Er bekam weiche Knie.
»Mach dir nicht in die Hose«, sagte die Technikerin mit einem an-züglichen Grinsen. »Das ist wahrscheinlich nur ein kleiner Defekt.«
»Aber die Luke. Wir sind hier gefangen.«
»Nein. Du kannst die Luke manuell öffnen und in deine Unterkunft gelangen. Kein Grund, dich nass zu machen.«
In diesem Moment schwang die Luke auf, und zwei Crew-Mitglieder schoben sich in Richtung Luftschleuse an ihnen vorbei. Sie wirkten eher gereizt als erschrocken.
Levinson, der sich nur unwesentlich besser fühlte, folgte der Technikerin durch die Luke zu seiner Koje. Als die Luke automatisch wieder zuschlug, machte er einen Satz wie ein erschrecktes Kanin-chen.
Er öffnete gerade die Faltschiebetür, als der Deckenlautsprecher blökte: »DR. LEVINSON SOFORT AUF DER BRÜCKE MELDEN.«
Levinson wusste nicht genau, wo die Brücke war, aber er glaubte, dass es der Gang weiter oben war, der durch das Wohnmodul verlief. Er lief an zwei weiteren geschlossenen Luken vorbei, wobei ihm das Blut in den Ohren rauschte, und betrat schließlich das, was offensichtlich die Brücke war. Der Kapitän des Schiffes stand mit dem Rücken zur Luke – halb über die Rückenlehnen zweier Stühle ge-beugt, auf denen Besatzungsmitglieder saßen. Alle drei Männer beobachteten aufmerksam die Anzeigen an der Schalttafel.
Die Luke schlug hinter ihm zu, und er zuckte wieder zusammen.
Der Kapitän wirbelte mit grimmigem Gesicht zu ihm herum.
»Es sind Ihre gottverdammten Wanzen! Sie fressen mein Schiff auf!«
Levinson wusste, dass das nicht wahr sein konnte. Diese Raketen-affen mit ihren Erbsenhirnen! Immer wenn irgendetwas schief geht, machen sie den nächsten Wissenschaftler dafür verantwortlich.
»Die Nanomaschinen sind auf dem Asteroiden«, sagte er mit großer Ruhe und Würde. »Oder was davon noch übrig ist. Sie können unmöglich an Bord Ihres Schiffs sein.«
»Sind sie doch, zum Teufel!«, brüllte der Kapitän
Weitere Kostenlose Bücher