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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Entwicklungen mit großer Sorge«, sagte denn auch der Bremer Kripo-Mann Harald Habethal dem SPIEGEL .
    Tatsächlich kam es wenige Monate später, im Frühjahr 2011, zu mehreren Attacken der Mongols auf die Höllenengel. Einmal gingen etwa 20 Mitglieder und Unterstützer der Neu-Rocker auf die Konkurrenten los. Zwei Männer wurden dabei erheblich verletzt, es brauchte mehrere Spezialeinheiten der Polizei, um Schlimmeres zu verhindern. Zuvor hatten die Mongols schon einmal angegriffen, 61 Kerle wurden seinerzeit vorübergehend festgesetzt.
    Kurze Zeit später reagierte der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer ( SPD ) und verbot den Ethno-Club. Er betonte, die Mongols bezeichneten sich zwar selbst als Motorradgang, dies sei aber offensichtlich nicht der wahre Grund ihres Zusammenschlusses. Denn die Rocker-Novizen besaßen nach Erkenntnissen der Polizei weder Motorräder noch die notwendigen Führerscheine. Wenn sie über die Bremer Diskomeile rollten, dann in PS -starken Autos. Lediglich Anführer Mustafa B. machte noch seinen Motorradführerschein, mit dem er zwei Wochen später in den Tod raste.
    »Wir vermuten«, so seinerzeit auch Andreas Weber, Chef des Bremer Landeskriminalamts, »dass es den Mitgliedern ethnischer Clans darum geht, neue Strukturen und Handelswege zu erschließen.« Mongols sollen in den USA und in Südeuropa in Drogengeschäfte verwickelt sein. Eine länderübergreifende Zusammenarbeit könnte sich da lohnen.
    Nach Überzeugung der Polizei hatte die Sippe schon zuvor den Bremer Rauschgiftmarkt dominiert. Die Großfamilie M. zählt zu den Mhallamiye-Kurden, die, wie geschildert, auch in Duisburg oder Berlin zunehmend Gefallen am Rockerdasein gefunden haben. In Bremen rechnet die Polizei 2600 Kurden zu der Sippe, gegen jeden zweiten ermittelte sie bereits. 66 Familienmitglieder galten als Top-Täter. Wenig überraschend, dass sich auch die Einträge der meisten Mongols über viele Seiten im Polizeicomputer erstreckten. Ibrahim M., nach Einschätzung der Ermittler vorübergehender Nachfolger von Mustafa B. an der Spitze des Clubs, wurde im August 2010 allein mit 147 Taten in Verbindung gebracht, von Körperverletzung bis zum illegalen Waffenbesitz. Neu allerdings war seine plötzliche Begeisterung für das Rockerleben – ob sie von Dauer sein würde, schien fraglich.
    Rocker ohne Kräder
    Auch in Berlin formieren sich im Dezember 2010 Großkunden des Justizapparates zu einem Ableger des Mongols MC . Die Männer, die sich eine schwarze Kutte überstreifen und Omar R. folgen, stammen zumeist aus kriminellen Clans. Keiner von ihnen hat ein Krad, keiner einen Motorradführerschein, und mit der traditionellen Rocker-Kultur sind sie etwa so vertraut wie Pitbulls mit Tofu.
    Die Biografie des Anführers R. liest sich dafür wie das Drehbuch zu einem Sozialdrama, Thema: gescheiterte Integration. 1981 wird Omar R. als Zweitjüngster von zehn Geschwistern in Berlin geboren, auch seine Familie zählt zu den Mhallamiye-Kurden. In der Schule kommt Omar R. nicht mit, er kann kaum Deutsch. Auf der Sonderschule fällt er schließlich durch extreme Aggressionen gegenüber Mitschülern und Lehrern auf. In der sechsten Klasse hat er bereits fünfmal die Schule gewechselt. Als er zwölf Jahre alt ist, stürmt er den Religionsraum der Lenau-Schule in Kreuzberg und reißt die christlichen Kreuze von der Wand, außerdem verprügelt er Mädchen.
    Auch außerhalb der Schule akzeptiert Omar R. weder Grenzen noch Gesetze. Im August 1996 sticht der 14-Jährige einem Jugendlichen mit dem Messer in die Herzgegend, sein Opfer überlebt nur knapp. Die eigene Kasse bessert er mit ständigen Raubüberfällen auf Kinder und Jugendliche auf. Das Landgericht Berlin verurteilt ihn wegen versuchten Mordes, räuberischer Erpressung und Körperverletzung zu drei Jahren Haft. Kaum entlassen, raubt er weiter. 2000, 2004 und 2009 wird er erneut verurteilt. Einen Schulabschluss macht er nie, eine Ausbildung ebenfalls nicht. Eigentlich hat er auch keine Aufenthaltserlaubnis mehr. Dennoch lebt er als Asylbewerber von staatlichen Unterstützungen, wird Vater zweier Kinder und irgendwann also auch Rocker.
    Als die Mongolen unter seinem Kommando 2010 in Berlin aufschlagen, zetteln sie sofort Ärger mit den Hells Angels an. Die beiden US -Clubs sind traditionell verfeindet. Die Neueinsteiger veröffentlichen ein martialisches Gruppenfoto im Netz und beleidigen mit der Bildüberschrift »Fuck All Hells Angels All Of World« nicht nur die englische

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