Röslein stach - Die Arena-Thriller
Geschäft.«
»Nun, man muss ehrlicherweise sagen, dass Dynamit so gut wie nie in einem Krieg verwendet wurde, sondern hauptsächlich im Bergbau«, dozierte Sarah weiter.
»So, Kinder!« Matthias rieb sich die Hände. »Gleich ist es vorbei mit der Stille in der Heide.«
Er nahm die drei roten Stangen in die Hand und lief damit querfeldein. Nach etwa fünfzig Metern legte er das Päckchen auf den Boden und kam rückwärts gehend auf sie zu, wobei er die Zündschnur abwickelte. Vorsichtshalber stellten sich Antonia und Sarah schon mal hinter einen Baumstamm. Robert blieb mit verschränkten Armen neben ihnen stehen und trat nervös von einem Bein aufs andere. Auf halber Strecke blieb Matthias stehen und rief: »Alle Mann in Deckung!« Dann hielt er ein Streichholz an die Lunte. Als sie brannte, rannte er los. Hoffentlich brennt die Zündschnur nicht zu schnell ab, dachte Antonia gerade, und da passierte es: Matthias stolperte über ein starres Büschel Heidekraut und fiel lang hin. Sarah und Antonia schrien synchron auf, Robert presste die Hände auf den Mund.
»Steh auf!« Sarahs Schrei ging unter in einem ohrenbetäubenden Knall. Dreck spritzte auf und der Wind trieb eine Staubfahne vor sich her.
Eine Sekunde verstrich, noch eine, dann rannten alle drei los. Matthias lag am Boden, er hatte die Hände über dem Kopf verschränkt und sein ganzer Körper und das helle Haar waren mit Staub und Erde bedeckt.
»Mathe, was ist? Bist du okay?«, rief Robert und rüttelte ihn an der Schulter.
»Oh, mein Gott«, wimmerte Sarah.
Mathe hob den Kopf, dann rappelte er sich auf, schüttelte sich wie ein nasser Hund und wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. »Alles okay.« Er grinste und rief: »Scheint geklappt zu haben.«
»Gott sei Dank«, seufzte Antonia. Alle vier sahen sich an, die Anspannung wich mit einem Schlag und sie fingen an zu lachen.
»Großartig«, jubelte Robert. Er umarmte erst Antonia, dann Sarah und schließlich Matthias, dessen Augen unter seinen staubigen Wimpern heraus stolz leuchteten.
»Es funktioniert«, rief er begeistert und auch Antonia war beeindruckt. »Cool!«
Sie liefen zu der Stelle, an der die Explosion erfolgt war. Ein Krater war im Boden entstanden.
»Und jetzt nichts wie weg hier«, meinte Robert. Sie rannten zum Auto und Matthias legte einen übertrieben rasanten Start mit durchdrehenden Reifen hin. »Ich freu mich schon auf den Anblick, wenn dieses Schweine-KZ in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus«, brüllte er. Auch Antonia konnte sich für diese Vorstellung durchaus begeistern.
»Warum schreist du so?«, fragte Robert.
»WAS?«
»Warum du so schreist«, schrie Robert.
»Ich weiß nicht. Ich hab so ein Summen im Ohr und ich hör dich nur ganz schlecht«, rief Matthias.
»Ein Knalltrauma«, diagnostizierte Sarah. »Du solltest zum Ohrenarzt gehen.«
»WAS?«
»Ohrenarzt!«, brüllte Sarah, und obwohl es eigentlich gar nicht lustig war, mussten alle kichern, sogar Matthias.
Wieder zu Hause versuchten Robert und Antonia, Sarah zu überreden, zum Abendessen zu bleiben. Antonia hatte dabei einen Hintergedanken: Wenn Selin zum Essen kommen würde, würde sich gleich herausstellen, ob sie das Mädchen war, das Sarah aus der Schule kannte. Und falls sie es war, könnte man sie fragen, warum sie sich hier unter falschem Namen einschlich. Aber Sarah lehnte die Einladung ab, ihre Mutter würde mit dem Essen auf sie warten. »Wir sehen uns ja am Samstag«, sagte sie, drückte Robert zum Abschied einen Kuss auf die Wange, stieg auf ihr Rad und fuhr los.
»Ist da Versammlung?«, fragte Antonia.
»Nein. Am Samstag feiere ich meinen neunzehnten Geburtstag. Du bist natürlich auch eingeladen.«
»Danke«, freute sich Antonia.
Sie standen noch an der Gartenpforte. Robert blickte hinüber zum Friedhof. »Morgen Nachmittag wird da drüben Frau Riefenstahl beerdigt.«
»Gehst du hin?«
Robert nickte. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie das erwartet hätte. Willst du mitkommen?«
»Ich kannte sie doch gar nicht«, entschlüpfte es Antonia, aber dann fügte sie rasch hinzu. »Aber wenn du willst, komme ich natürlich gerne mit. Ich mag Friedhöfe.«
»Schön. Dann morgen um zwei. Aber verpetz mich nicht, wenn ich heulen muss«, meinte er und ging ins Haus.
Seltsam, dachte Antonia. Sie war trotz dem, was sie seit gestern über ihn wusste, gern mit Robert zusammen und es schmeichelte ihr, dass er offenbar Wert auf ihre Anwesenheit legte. Nun ja, sie konnten ja immer noch
Weitere Kostenlose Bücher