Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Schmerz zu ertragen. Es wurde tatsächlich etwas besser, aber es war dennoch das Schlimmste, was sie je gefühlt hatte.
"Besser?" H'Regas Stimme und Haltung waren ausdruckslos, vielleicht täuschte das aber auch nur der Anzug vor.
Lillja nickte und biss die Zähne zusammen, um nicht zu weinen oder zu wimmern.
" Gut, ich war mir bei Ihrer Anatomie nicht ganz sicher." Er stand auf und sah auf einen Punkt hinter ihr, an dem etwa Insos Leiche liegen musste.
" Cor?", kam es ihr schließlich über die Lippen, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn noch nicht gehört hatte. Angst um ihn stieg in ihr auf und sie kämpfte sich in eine sitzende Position, um die Umgebung überblicken zu können.
" Ich bin hier", antwortete er und sie schloss für einen Augenblick erleichtert die Augen. Sie presste den verletzten Arm mit der Linken an den Körper und versuchte unbeholfen auf die Füße zu kommen, doch der Rucksack übte dabei so einen schmerzhaften Druck aus, dass sie ihn abnehmen musste.
Als sie endlich wi eder stand war H'Rega schon weggegangen und sie entdeckte ihn und Cor bei Insos totem Körper stehend. Sie hatten ihm die Ausrüstung abgenommen und ihn auf den Rücken gedreht. Schädel und Schulter waren zerfetzt - immerhin hatte er nicht lange leiden müssen.
Beide Soldaten standen mit gesenkten Köpfen neben dem Toten, bis sich Cor schließlich abwandte und zu ihr kam.
"Gut gemacht", sagte er leise, als würde das die anderen beim Zuhören hindern. "Das nächste Mal nur nicht loslassen." Er nahm ihr den Rucksack ab und öffnete die Konsole an ihrem Unterarm, um ein paar Befehle einzugeben. Das Material ihres rechten Arms verfestigte sich und fixierte so Schulter und Arm, was eine gewisse Linderung brachte.
" Die Maschinen laufen", verkündete Azarion und Lillja sah, wie sich H'Rega auf den Weg machte.
" Was ist mit Inso? Wir können ihn doch nicht einfach hier zurück lassen", wandte sie ein, als ihr klar wurde, dass niemand Anstalten machte, sich um seine Leiche zu kümmern.
" Er ist tot", sagte H'Rega mit einem Hauch von Trauer in der Stimme. "Nehmen Sie Abschied, wenn Sie wollen."
Tatsächlich ging sie nach kurzem Zögern zu ihm und ließ sich neben ihm auf ein Knie nieder. Er sah schrecklich aus.
"Ich hoffe, Ihre Götter finden den Weg bis hier her - das Jenseits erwartet Sie, Inso", flüsterte sie, dann stand sie auf und ging auf den Panzer zu…
KalaTaan 9
Siran Kaz'Dun drehte den dritten Toten auf den Bauch und legte ihm die gefalteten Hände auf den Hinterkopf. Es schmerzte ihn, dass er seine eigenen Leute töten musste, doch er hatte in diesem Fall keine Wahl gehabt. Der Kontrollraum war rund um die Uhr besetzt und es hatte keine Möglichkeit gegeben, die Wachmänner herauszulocken oder anderweitig lang genug unschädlich zu machen. Er hatte lange über Nerven- oder Betäubungsgas nachgedacht, doch damit wäre ein Risiko einhergegangen, das er nicht hatte eingehen dürfen.
Mit Bedacht schraubte er den Schalldämpfer ab und verstaute die Waffe erneut in dem verborgenen Holster, dann trat er an das Hauptkontrollpult heran und gab die Zeichenfolge ein, die er von Zira'aa Suraas erhalten hatte. Man würde erfahren, dass sie es gewesen war, die ihm diese sensiblen Daten ausgehändigt hatte. In wenigen Tagen bereits würde man sie festnehmen und vor Gericht stellen. Man würde sie wegen Hochverrats verurteilen und binnen kürzester Zeit hinrichten. Das war das Opfer, das die junge Frau zu bringen bereit gewesen war. Er würde ihr folgen – aber erst deutlich später.
Dank der perfekten Vorbereitung dauerte es nur Sekunden, bis er den Kanal geöffnet und das Video auf seinen Weg geschickt hatte. Der erste Schritt war getan. Den zweiten zu gehen würde nicht ihm zufallen, doch er war sicher, dass sein erwählter unfreiwilliger Partner tun würde, was Siran vorausgesehen hatte...
14
Sie war nie eine besonders gläubige Frau gewesen. Die Sache mit Gott, Himmel und Hölle war ihr immer etwas seltsam vorgekommen, so, als suchten die Menschen nur nach Entschuldigungen, um nicht selbst Verantwortung übernehmen zu müssen. Auch diese ganze Sache mit der Rolle der Frau in den gängigen heiligen Schriften passte nicht mehr in eine moderne Zeit.
Seit dem Angriff auf die Erde sah sie das ganze Konstrukt 'Glauben' jedoch etwas weniger kritisch. Der Gedanke, dass man nach diesem Krieg seine Familie und Freunde wiedersehen konnte war tröstlich, ebenso wie die Hoffnung, dass es Sinn machte, tapfer und bis in
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