Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Energie war knisternd um sie herum entstanden und hüllte jeden von ihnen in eine unmerklich wabernde Blase, die sich schnell mit einem Gas füllte, das in Augen und Schleimhäuten brannte.
" Was", begann sie, riss sich aber zusammen, als sie H'Regas entspannte Haltung neben sich sah. Nach einem kurzen Augenblick wurde das Gas auch schon wieder abgepumpt und die Barriere verschwand.
" Wir können eintreten", meinte der Soldat, als sich ein Stück weiter links eine bislang verborgene Tür öffnete. Lillja folgte ihm, als er sich in Bewegung setzte und durch diese Öffnung schritt.
Es folgten zwei klinisch weiß gehaltene Räume, die mit medizinischem Equipment versehen waren. Vermutlich konnten hier verwundete Soldaten zwischen den einzelnen Quarantänestationen behandelt werden und möglichst schnell wieder in den Kampf oder Einsatz geschickt werden.
" Was passiert, wenn Hinweise auf die Seuche gefunden werden?"
H'Rega schritt langsam an ihrer Seite über den hellen Boden. Auch er war barfuß unterwegs. Es war das erste Mal, dass sie einen Vertreter seine Spezies barfuß laufen sah. Dort, wo Menschen je fünf Zehen und gegenüberliegend die Ferse hatten, befanden sich bei dem Soldaten zwei breite Auswüchse, die wie dicke Daumen aussahen, aber keinen Nagel, sondern eine feste Hornkappe hatten. Die Füße schienen ebenso beweglich wie die Hände. Während H'Rega ging, rollte er über den ganzen Fuß ab. Es sah befremdlich aus und Lillja drängte sich die Frage auf, ob Xhar vielleicht besonders gute Kletterer sein mochten.
" Die Infizierten dürfen die Anlage nicht mehr betreten und müssen weiträumigen Abstand halten. Die meisten melden sich dann für sehr gefährliche und absehbar tödliche Einsätze."
" Treu bis in den Tod", murmelte Lillja und fragte sich, wie sie wohl handeln mochte, wenn der eigene Tod so nahe war.
" Wir sind Soldaten in einem schrecklichen Krieg, Mensch. Wir kennen unser Schicksal."
Vor dem jenseitigen Ausgang befand sich ein hoher Tisch, auf dem sie zwei Paar Stiefel erwarteten. Obwohl der eine Satz deutlich kleiner war, waren sie dennoch für eine andere Art von Fuß gemacht und wollten Lillja nicht wirklich passen. In Anbetracht der herrschenden Kühle nahm sie das jedoch in Kauf.
Sie ließen die wei ßen Räume hinter sich und traten auf einen weitläufigen Platz hinaus. Weit über ihnen spannte sich die Kuppel und hielt Eis und Schnee ab. Es war noch immer kühl, dreizehn oder vierzehn Grad Celsius vielleicht, aber die Schwerkraft war deutlich niedriger und das gleißende Licht des Sterns, das draußen durch das Weiß verstärkt wurde, war hier vielfach gefiltert und ebenso warm wie auf der Ro'ha.
Von dem Platz gingen zahlreiche Wege und Gassen ab, die von niedrigen bis mittelgroßen Bauten gesäumt wurden. Die meisten Gebäude waren aus Metall errichtet und wiesen Merkmale der Architektur an Bord der Schiffe auf. Vermutlich hatte man die Transportschiffe, die das Material zum Bau der Anlage geliefert hatten, gleich mit verwertet.
Man erwartete sie.
Wenige Meter von ihnen entfernt befand sich eine kleine Gruppe von Männern, die ihre Unterhaltung unterbrachen als H'Rega und sie den Platz betraten. Die drei trugen einfache dunkle Uniformen, die keinerlei Abzeichen oder Ähnliches aufwiesen, das Rückschlüsse auf den Rang gewährt hätte. Einer war jedoch größer und breiter als die anderen. Er machte ein paar Schritte auf H'Rega zu und deutete eine knappe Verbeugung an.
" Commander Lukan Mon", begrüßte H'Rega den hochgewachsenen Soldaten. Sie sahen sich irgendwie ähnlich.
" Lieutenant Commander Sha H'Rega", gab der andere zurück. "Es ist gut, Sie hier zu haben. Es gab eine Fehlfunktion bei den Energieverteilern - wir haben einen Abwehrturm verloren - und achtzehn Soldaten."
Die beiden Soldaten setzten sich in Bewegung und Lillja folgte ihnen etwas unentschlossen. Die verbliebenen Xhar nahmen ihr Gespräch wieder auf.
" Ihr Mensch hat eine medizinische Ausbildung?"
" Grundlegende Kenntnisse", antwortete H'Rega.
" Wir haben ein Problem mit unseren Menschen, drei sind tot und der Letzte liegt im Sterben."
" Sie haben hier Menschen?", mischte sich Lillja nun ein. Commander Mon blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Er wirkte überrascht.
" Sie sind verwundet", stellte er fest. "Benötigen Sie sofort medizinische Versorgung?"
" Es geht schon", antwortete sie den Schmerzen zum Trotz. "Wenn ich dem Menschen helfen kann, kann das hier warten."
Commander Mon nickte und
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