Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
weinen, fluchen, zu ihm laufen und ihm helfen, doch sie konnte nichts davon machen. Starr vor Schreck kauerte sie hinter den flachen Steinen und starrte den blutigen Rest an, der von seinem Gesicht geblieben war.
Wie aus weiter Ferne hörte sie die Funksprüche der übrigen Soldaten, war aber nicht mehr in der Lage, ihnen irgendeinen Sinn abzugewinnen.
Der Panzer hatte seine Schüsse wieder auf die vorherige Position gelenkt, indes war er jedoch stehen geblieben und hatte eine Klappe im Heck geöffnet, aus der zwei Gestalten gestiegen waren und sich im Schutz des Panzers hielten.
" Granate!", drang es wie aus weiter Ferne an ihre Gedanken, dann zerriss eine Explosion links von ihr die trübe Resignation, die sich ihrer bemächtigt hatte.
Sie würden sterben.
Lillja war selbst etwas von der Erkenntnis überrascht, dass sie den Tod vielleicht akzeptieren konnte, nicht aber den Umstand, auf dem Boden kauernd auf ihn zu warten.
Schon im nächsten Augenblick verließ sie geduckt ihre Position, nahm im Laufen Insos fallengelassenes Gewehr auf und duckte sich nach einem kurzen Sprint hinter den Felsen, den der Tote vermutlich hatte erreichen wollen.
Etwas unschlüssig betrachtete sie die langläufige Waffe. Sie war sehr schwer und der Lauf extrem lang, der Abzug war etwas zu weit entfernt, um ihn komfortabel erreichen zu können, doch es war möglich, wenn sie den Arm durchstreckte. Sie schob den Lauf zwischen zwei Vorsprüngen hindurch und legte das Schulterteil an.
Sie befand sich seitlich des Panzers und hatte freien Blick auf den Schützen. Durch das Fernrohr sah sie deutlich sein Profil - es war keine der Kreaturen, die ihr an der Absturzstelle begegnet waren. Dieses Wesen sah in seinem Anzug eher menschlich aus: zwei Arme und Beine, ein Kopf und Rumpf - etwas gedrungen vielleicht und auch der Schädel wirkte auffällig nach hinten verlängert, doch sonst war seine Erscheinung weitestgehend vertraut.
Möglicherweise gab es mehrere Unterarten, kam es ihr in den Sinn und sie beschloss, diese Frage auf einen passenderen Zeitpunkt zu verschieben.
Sie ziel te sorgfältig. Von vorne war die Kreatur durch die dem Maschinengewehr vorgelagerten Panzerplatten geschützt, in die ein kleiner Spalt geschnitten war, durch den das Wesen zielen konnte. Von Lilljas Position aus gab es keinen solchen Schutz.
Hohe Schwerkraft , erinnerte sie sich und hielt die Waffe so dass das Fadenkreuz genau auf das obere Drittel seines Kopfes deutete.
Lillja hielt die Luft an und drückte ab.
Der Schuss hallte laut in ihren Ohren und ein harter Schlag traf ihre Schulter. Für einen Moment war es ihr, als hätte der Lauf zu ihr gezeigt, bis ihr klar wurde, dass es der Rückschlag war, der sie umwarf. Etwas in ihrer Schulter knackte und knirschte unheilverkündend laut, dann fiel sie hart auf den Rücken, was ihr die Luft aus den Lungen trieb und sie einen so wahnsinnigen Schmerz in ihrer rechten Schulter verspüren ließ, dass die Welt kurz einer barmherzigen Dunkelheit Platz machte.
Irgendwo, ganz am Rande ihres Bewusstseins, konnte sie Schüsse hören, aber das laute Schlagen des Maschinengewehrs war verklungen.
Irgendwann verdunkelte etwas das Licht um sie herum und Lillja zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Das Gewehr hatte sie nicht halten können und es lag nun vermutlich irgendwo in der Nähe - unerreichbar. Ihr rechter Arm reagierte nur mit einer Explosion aus Schmerzen auf ihren Versuch, nach ihrer eigenen Waffe zu greifen, also musste sie unbeholfen mit der Linken danach tasten.
" Sie haben tatsächlich getroffen", drang H'Regas Stimme zwischen dem Rauschen der Störung und ihres eigenen Blutes in ihre Gedanken. Wie viel Zeit war seit ihrem Schuss vergangen?
" Der Panzer ist unbeschädigt und sicher", gab Azarion durch.
" Gut. Schalte den Sender ab und bring das Fahrzeug zum Laufen. Ruf die Basis und erstatte Bericht." H'Rega wandte sich ihr zu und musterte sie. "Sind Sie verletzt?"
" Ich glaube schon. Ich bin mir nicht sicher, was passiert ist, aber meine Schulter fühlt sich nicht gut an."
" Sieht auch nicht gut aus." Sie folgte seinem Blick und erkannte nun, dass Schulter und Arm in einem unnatürlichen Winkel zu einander standen. Es tat schlagartig stärker weh und sie konnte ein gequältes Wimmern nicht unterdrücken.
" Tut mir leid", sagte er leise und ehe Lillja wirklich begriff, packte er Schulter und Oberarm und zwang das Gelenk wieder in seine Position.
Sie schrie auf, versuchte dann aber verbissen, den
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