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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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des köstlichen Nasses selbst regulieren zu können.
    »Keine Dummheiten, rate ich dir!«
    »Ich sterbe …«
    Er löste die Lederriemen und zerrte mich in eine sitzende Stellung. Die Handschellen beließ er, vielleicht hatte er keinen Schlüssel. Dann stellte er die Karaffe in meine Reichweite. Ich preßte die Handflächen gegen das kühle Glas. Langsam führte ich den Hals der Karaffe an die Öffnung, die einmal mein Mund gewesen war.
    Der erste Schluck blieb im Halse stecken, dann aber rann das Wasser wie ein Strom in die Wüste. Er belauerte mich und achtete darauf, daß ich ja keinen Tropfen zuviel trank. Interessant, daß der siebente Himmel durch den Hals einer Karaffe zu erreichen war.
    »Stopp! Das reicht. Jetzt die Hausnummer in der Brunnsgatan und eine exakte Beschreibung, wo die Diskette versteckt ist.«
    Ich brachte ein Nicken zustande, wobei meine ausgetrockneten Halswirbel knackten. Meine filzige Zunge leckte die letzten Tropfen von den gesprungenen Lippen. Das Wasser hatte nur so lange gewirkt, wie ich trank. Der Durst übermannte mich erneut, die Salzwürmer krochen wieder durch meine Adern.
    »Fünfzehn …«
    »Aha, Brunnsgatan 15. Und wo genau?«
    Ich rappelte mich ein wenig auf und tastete nach der Karaffe. Dann flüsterte mein Mund ein paar Worte, die er nicht verstand.
    »Lauter! Wo?«
    Ich drehte den Körper ein Stück zur Seite und grinste böse. Sein Kopf war nur einen halben Meter von mir entfernt. Meine Bewegungen waren langsam und träge. Jetzt mußt du explodieren, Hassel, ein einziges Mal! Dein Adrenalinspiegel steigt, du verfügst plötzlich über die Kraft eines Giganten. Ich räusperte mich, als versuchte ich, den Hals freizubekommen. Er lauschte gespannt.
    Ich legte alles, was ich an Kraft und Haß aufbringen konnte, in diesen Schlag. Die Bodenkante der Karaffe traf ihn genau an der Schläfe. Glas splitterte, Wasser spritzte in alle Richtungen. Der junge Mann stand auf, taumelte einige Schritte und sank dann zu Boden.
    Er würde nicht lange bewußtlos bleiben.
    Ich wälzte mich auf den Boden und schleppte mich zur Tür. Sie war nur vier Meter entfernt, aber es schienen mir vier Meilen zu sein. Ich schaffte es nicht. Der Körper weigerte sich. Er wollte einfach nur schlafen. Außerdem war die Tür verschlossen, und es würde mir noch mehr Mühe bereiten, sie aufzubekommen. Eigentlich lohnte nicht einmal der Versuch. Lieber wälzte ich mich zum Bett zurück, so daß ich hinter ihm zu liegen kam. Aus einer Wunde an der Schläfe sickerte Blut, und das freute mich. So wenig braucht man manchmal, um glücklich zu sein. Ich legte meine Arme um seinen Hals und preßte die Handschellen gegen seine Gurgel. Wenn er aufwachte, würde ich mein Möglichstes tun.
    Das war meine einzige kleine Hoffnung. Ganz tief drinnen in meinem Schrumpfkopf wußte ich allerdings schon, daß ich keine Chance hatte. Er mußte lediglich meine Unterarme packen und konnte mich wie einen Sack trockenen Strohs über die Schultern schleudern. Aber irgendeine Hoffnung braucht der Mensch eben, und meine bestand darin, einen jungen Menschen in der Blüte seiner Jahre erwürgen zu können.
    Er stöhnte, und seine Glieder begannen zu zucken. Ich preßte die Handschellen gegen seinen Hals und stemmte mein Knie in seinen Rücken. Er schnaufte wie ein Nashorn und stand auf. Ich hing wie ein Rucksack auf seinem Rücken.
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, und sein Kamerad stürmte herein. Ach ja. Nun war es also aus. Von draußen waren Stimmen, Schreie und Schritte zu vernehmen. Der andere junge Mann sprang hinter das Bett, bückte sich und tauchte mit einer Eisenstange in der Hand wieder auf.
    »Stehenbleiben! Fallen lassen! Die Hände hoch!«
    Die gute alte Waltherpistole! Noch nicht gegen Sig Sauer ausgetauscht. Der sie in der Hand hielt, war ein Kollege aus der Abteilung Gewalt. Hinter ihm drängelten sich zwei seiner Kollegen ins Zimmer, danach kam Pelle Pettersson. Alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Der junge Mann ließ die Eisenstange fallen und hob langsam die Hände. Pelle löste mich von meinem Widersacher und schubste ihn aufs Bett. Ich klammerte mich an ihn und flüsterte: »Bewacht das Haus. Laßt euch nicht sehen. Heller könnte zurückkommen.«
    »Was zum Teufel haben sie mit dir angestellt?«
    »Kochsalzlösung … Ich trockne aus …«
    Möglicherweise rannte er mit mir in den Armen davon, aber ich bekam nichts mehr mit. Meine Kräfte waren restlos aufgebraucht, und in der salzig-trockenen Dunkelheit,

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