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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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Locken waren mit Sicherheit die, die auch die Figur ihres Vaters zieren würden, und für sein Alter hatte der Ratsherr einen hübschen Mund. Einen Moment überlegte sie, ob sie nach der Statue fragen sollte, doch sie würde damit bestimmt den Ärger ihres Vaters heraufbeschwören, und so hielt sie lieber ihre Zunge im Zaum.
    »Dein Vater und Claas sind beschäftigt, nehme ich an?«
    »Ja, Herr Hemeling. Sie arbeiten fleißig und unermüdlich.«
    »Gut, das ist sehr gut.« Er nickte zufrieden.
    Vor ungefähr einem Jahr war ihr Vater zum Ratsherrn bestellt worden. An jenem Abend kam er gut gelaunt nach Hause und ließ sie feierlich schwören, keiner Menschenseele von diesem Treffen zu erzählen. Dann berichtete er voller Stolz und mit leuchtenden Augen, dass er einen Auftrag zu erfüllen hatte, der sie alle reich machen würde. Sogar sein Name würde damit in die Geschichte eingehen. Der einzige Pferdefuß war, dass niemand davon erfahren dürfe. Bald darauf bestellte er riesige Blöcke Elmstein, und da diese sehr teuer waren, musste es in der Tat etwas Großes werden. Bei dem anschließenden Transport nach Bremen hatten ihr Vater und Claas alles selbst beaufsichtigt. Wie Diebe brachten sie die Steine nachts vom Hafen in die Werkstatt. Seitdem formten sie unermüdlich daran, und nur am Sonntag, dem Tag des Herrn, ruhten die Klöppel und Knüpfel.
    »Richte bitte der Familie einen Gruß von uns aus.«
    »Sehr gern.« Erneut machte Anna einen Knicks, und die beiden verschwanden zwischen den Ständen des Markts. Anna beeilte sich, die Waren für ihre Mutter zu besorgen.
    ***
    Ihre Mutter hatte die eigene Arbeit kurz unterbrochen und beobachtete, wie Anna seit geraumer Zeit versuchte, aus der Masse einen Brotteig zu formen. »Wenn er wieder zu fest ist, gib noch etwas Wasser dazu.«
    Ärgerlich wischte Anna sich die Haare aus den Augen. »Das habe ich doch schon dreimal.«
    »Dann tust du es eben noch einmal.« Gutmütig lächelte sie ihr zu.
    Anna verzog das Gesicht, gab etwas Wasser hinzu und begann, den Teig erneut durchzukneten.
    »Du hättest besser ein Tuch aufgesetzt, dann würden deine Haare dich nicht immer stören und du sähest nicht aus, als wärst du einem Mehlfass entstiegen.« Magda Olde widmete sich lachend wieder der Wäsche, die kochend über der Feuerstelle hing.
    »Ja.« Anna seufzte demonstrativ, dann drückte und mischte sie das Wasser unter die Masse, und tatsächlich, mit jedem Wenden ging es leichter. Zu ihrer Enttäuschung wurde der Teig jedoch immer dünner und begann schließlich von Neuem, an ihren Händen zu kleben. Nur mit Mühe konnte sie das Verlangen unterdrücken, ihn einfach in die Ecke zu werfen.
    »Pest und Pickel!«
    »Anna!« Ihre Mutter bekreuzigte sich und fuhr böse funkelnd herum. »Du sollst nicht fluchen!«
    »Verzeih, aber sieh doch, nun ist er wieder zu weich.« Schmollend schob Anna die Unterlippe vor. Sie hasste es zu backen. All die Jahre hatte ihr Vater sie davor bewahrt und stattdessen mit in die Werkstatt genommen, wo sie das Bildhauen lernen konnte. Aber seit er mit dieser geheimen Arbeit angefangen hatte, gab er ihrer Mutter recht, die seit Langem predigte, dass Anna endlich kochen, backen und nähen lernen sollte. Anfangs hatte sich Anna gegen diese Wendung aufgelehnt, sich nach einem Machtwort ihres Vaters jedoch gefügt. Widerwillig lernte sie seither, mit Nadel und Faden umzugehen, die Wäsche richtig zu behandeln und das Kochen, mit dem sie am meisten haderte. Wenn ihr allerdings unter der Anleitung ihrer Mutter etwas gelang, so wie gestern die Pastete, war sie insgeheim sogar etwas stolz darauf.
    »Jammer nicht und gib wieder etwas Mehl hinzu, aber verbrauch nicht alles.« Ihre Mutter lächelte milde und stampfte weiter in der Wäsche.
    »Ach, ich tauge einfach nicht als Hausfrau.« Wütend warf Anna eine Handvoll Mehl hinzu, was mit einer weißen Staubwolke belohnt wurde, die ihr direkt in die Nase stieg. Sie unterdrückte das Verlangen zu niesen. Nach einigem Walken wurde der Teig abermals so fest, dass er bröckelte. Bei ihrer Mutter sah es doch immer so leicht aus, warum wollte es ihr nicht gelingen?
    »Mutter.« Flehend sah sie zu ihr hinüber.
    Ihre Mutter betrachtete mit krauser Stirn Annas Werk, dann seufzte sie. »Nun gut, dann mach eben mit der Wäsche weiter, bevor du am Ende Brot für die ganze Stadt machst.«
    Dankbar reinigte sie ihre Finger und begann, den schweren Holzlöffel durch die dampfende Wäsche zu schieben. Es war mühsam, und schnell

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