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Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Titel: Rolf Torring 003 - Gelbe Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Schläfengegend meinen ersten Schuß ab. Aber ich merkte am Klang der einschlagenden Kugel sofort, daß ich einen starken Knochen getroffen hatte; der Stier war also nicht schwer verletzt, sondern jetzt nur noch mehr gereizt. Er warf sich sofort herum und stürmte auf mich los. Zwar gab ich noch einen Schuß mitten auf den einstürmenden Schädel ab, hörte auch Rolfs Waffe zweimal krachen, dann mußte ich aber das Feld räumen. Ich drehte mich um und sprang auf einen mächtigen Tamarindenbaum zu. Hinter mir donnerte der Boden unter den Hufen des Stieres, ein Geräusch, das meine Eile erheblich vergrößerte. Blitzschnell schlug ich einen Haken um den mächtigen Stamm, wobei ich allerdings in verschiedene, sehr unangenehme Dornenranken geriet, aber der gefährliche Verfolger raste dicht an mir vorbei und prallte in ein hohes Farngebüsch. Sofort nahm ich hinter dem Stamm Deckung und feuerte, zwar atemlos, aber doch wesentlich ruhiger, zwei Schüsse dicht hinter das Auge des herum schnellenden Burschen. Und da krachte auch rechts von mir Rolfs Waffe. Der Stier quittierte die Kugeln mit wütendem Gebrüll und, obwohl er schwer verwundet sein mußte, gab er noch keineswegs den Kampf auf, sondern stürmte jetzt dicht an dem Baum, hinter dem ich mich gedeckt hatte, vorbei auf Rolf los, der, völlig frei, mitten auf der Lichtung stand. Und der Stier entwickelte eine derartige Schnelligkeit, daß mir um meinen Freund bange wurde. Der nächste Baum, hinter dem er sich hätte schützen können, war ein riesiger Rasamal, ungefähr zwanzig Meter von ihm entfernt. Aber dessen Stamm war derartig mit verwuchertem Dornengestrüpp umgeben, daß er unmöglich eindringen konnte. Auch mußte ihn der rasende Stier auf dieser Strecke schon eingeholt haben.
    Ich überblickte die Gefährlichkeit der Situation sofort und sprang einen Schritt seitwärts, um ein besseres Schußfeld zu haben. Und während Rolf in Sätzen, wie ich sie noch nie von ihm gesehen hatte, dem Rasamal zustürmte, zielte ich ruhig auf die Hinterhand des Banteng. Zwei Schüsse schickte ich ihm nach und hatte gut getroffen, denn der Koloß zuckte zusammen, machte noch einen schwerfälligen Sprung und knickte dann hinten ein. Die schweren Kugeln mußten ihm also das Rückgrat zerschlagen haben. Dann sah ich, daß Rolf noch immer in seinen gewaltigen Sprüngen auf den Rasamal zuschnellte, und mußte unwillkürlich laut auflachen.
    „Hallo, Rolf!" rief ich; „du kannst ihm den Gnadenschuß geben."

    Mein Freund blieb sofort stehen und drehte sich rasch um.
    „Du hast gut lachen", rief er zurück; „ich glaube, er hätte mich doch erwischt, wenn du ihn nicht so gut getroffen hättest."
    Dann trat er ganz dicht an den Stier heran, zielte einen Augenblick und gab ihm die erlösende Kugel ins Auge. Mit kurzem Aufbäumen stürzte der schwere Körper zur Seite, zuckte noch wenige Augenblicke und streckte sich dann. Staunend betrachteten wir das riesige Wild. Es war ein ganz enorm großes Stück, und wir bedauerten tief, daß wir die Decke und das Gehörn nicht für ein Museum retten konnten. Ein solch prächtiges Exemplar dieses Wildrindes besaß wohl keine zoologische Schau. Endlich rissen wir uns von diesem für uns schönen Bilde los und wandten uns zum Weitergehen. Da erst bemerkten wir, daß der kleine Tomo mit seinem Koffer fehlte. Wohin er beim Angriff des wütenden Stieres geflüchtet war, hatten wir nicht bemerkt. Leise rief ihn Rolf, und sofort kam von oben Antwort. Als wir jetzt emporblickten, mußten wir doch an uns halten, um nicht in lautes Lachen auszubrechen. Es war auch ein urkomisches Bild, das sich uns da bot. Der kleine Boy saß in mindestens zehn Meter Höhe auf dem Ast eines riesigen Tamarindenbaumes am Eingang der Lichtung. Aber er hatte - krampfhaft den Koffer in der Hand. Wie es ihm möglich gewesen war, mit dem ziemlich schweren Gepäckstück so hoch hinaufzuklettern, ist mir heute noch ein Rätsel, aber wir konnten daraus sehen, daß die Furcht vor Pongo, der ihm offenbar den Koffer auf die Seele gebunden hatte, selbst die Angst vor dem Stier überwog. Jetzt saß der kleine Kerl da und traute sich offenbar mit der hindernden Last nicht herabzuklettern. Erst als wir unter den Baum getreten waren und ihm zuriefen, er solle uns den Koffer herunter werfen, erhellten sich seine Züge und strahlten wieder die vergnügte Pfiffigkeit aus, die sie sonst erfüllte. Wir fingen das herunterfallende Gepäckstück auf, und Tomo kletterte flink wie ein Wiesel von

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