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Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Rolf Torring 003 - Gelbe Haie

Titel: Rolf Torring 003 - Gelbe Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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als er mit furchtbarem Griff die beiden Wächter packte und zusammen schmetterte. Lautlos knickten beide zusammen und hingen als leblose Bündel in den riesigen Fäusten.
    Das Lager geriet in Aufruhr. Überall sprangen die dunklen Körper der Atjeher auf und stürzten auf unsere Hütte zu. Aber mit Schreckensrufen blieben sie stehen, als sie die Gestalt Pongos im flackernden Feuerschein gewahrten. Und der schwarze Riese zeigte sich jetzt in seiner ganzen Furchtbarkeit. Er ließ einen der toten Posten fallen, hob den anderen wie ein leichtes Bündel über seinen Kopf und schleuderte ihn mit furchtbarer Wucht in den dichtesten Haufen der Eingeborenen. Dann stieß er seinen brüllenden Kampfruf aus und sprang mit hoch geschwungenem Speer über das lodernde Feuer auf die Atjeher zu. Da flohen die abergläubischen Eingeborenen unter Schreckensrufen in den Urwald hinein. Die Waldlichtung war im nächsten Augenblick völlig leer. „Massers, schnell kommen!" drängte Pongo jetzt. „Kommen Sie, meine Herren", rief Rolf den Holländern zu, die völlig reglos an der hinteren Wand der Hütte standen. „Freund Pongo sieht zwar nicht schön aus, aber er meint es treu."

    „Herrgott", flüsterte jetzt der ältere Regierungsrat, „das ist ein furchtbares Wesen."
    „Schnell, schnell", drängte ich jetzt ebenfalls, „ehe sich die Atjeher aufraffen."
    Das wirkte, und wir verließen rasch die Hütte. Rolf war schon vorausgeeilt und rief uns zu, um die Hütte herumzukommen. Dort gab es eine neue Überraschung, denn eine kleine Gestalt tauchte plötzlich auf, und Tomo, der Malaienboy, begrüßte uns mit der Aufforderung, ihm zu folgen. Und gleichzeitig gab er uns unsere Waffen, die er aus der Hütte des Anführers geholt hatte. Pongo wollte den Schluß eines kleinen Zuges machen, der sich jetzt quer durch den nächtlichen Urwald mit all seinen Gefahren begeben mußte.
    Ich schritt hinter dem kleinen Tomo mit schußbereiter Parabellum, in der Linken die elektrische Taschenlampe zum sofortigen Gebrauch bereit. Hinter mir folgten die holländischen Beamten, während Rolf vor Pongo den Schluß machte. Der riesige Neger selbst war ein beträchtliches Stück zurückgeblieben, um ein Nachdringen der Atjeher zu verhindern.
    Durch den dichten Urwaldgürtel am Rande der Lichtung war eine schmale Lücke gebrochen — sicher von der gewaltigen Kraft Pongos. Und diese Lücke endete auf einem Elefantenpfad, der nach seiner Beschaffenheit - es waren keine hindernden Zweige oder Lianen vorhanden - noch recht häufig von den Dickhäutern benutzt werden mußte. So hatten wir zwar ein angenehmes Gehen, aber ständig die Gefahr vor uns, daß uns plötzlich ein wütender Elefantenbulle attackierte. Das schien auch der kleine Tomo zu fürchten, denn er schlug ein Tempo an, das fast in Trab ausartete.
    Wortlos eilten wir in dichter Reihenfolge dahin, während ringsum geheimnisvolles Leben sich regte. Vögel, kleine Affen, Flughunde, Eidechsen und Insekten ließen ihre mannigfaltigen Stimmen erschallen oder brachten zirpende und schnarrende Geräusche hervor. In der Tiefe des Urwaldes dröhnte manchmal ein gewaltiger Laut auf, die drohende Stimme irgendeines gefährlichen Großwildes, das auf Raub auszog. Und jedesmal schien Tomo seinen Gang dann zu beschleunigen. Plötzlich schimmerte ein heller Schein vor uns. „Tuan, der Fluß!" rief der kleine Tomo erfreut, brach aber mit einem Schreckenslaut ab und blieb so jäh stehen, daß ich hart auf ihn prallte. Ich wollte ärgerlich fragen, was es gäbe, da sah ich schon das Hindernis. Der Urwald zeigte uns noch seine Schrecken, ehe er uns freigab. Ungefähr einen Meter über dem Boden glühten da zwei grünliche Punkte - die Augen einer mächtigen Raubkatze auf nächtlichem Schleichpfad.
    Die Holländer stießen inzwischen zu mir, und leise Fragen schwirrten auf. Schon wollte ich ärgerlich völlige Ruhe verlangen, da klang die Antwort bereits vor mir - das ärgerliche Schnarren eines Tigers. Die Beamten verstummten sofort, denn hinter diesem Laut verbarg sich der Tod. „Leuchte ihm in die Augen!" rief Rolf mir leise zu, und sofort schaltete ich meine Taschenlampe ein. Der grelle Schein beleuchtete ein furchterregendes und doch schönes Bild. Mitten auf dem Pfad stand ein riesiger Tiger, dessen Augen sich jetzt zu schmalen Schlitzen zusammenzogen, während er gleichzeitig die Lefzen hob und das funkelnde Gebiß entblößte.
    Langsam hob ich meine Parabellum, aber ich muß offen gestehen, daß mir absolut

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