Rolf Torring 003 - Gelbe Haie
blitzschnell warf er seinen Schuß hinunter, und ein gellender Aufschrei bewies, daß dieser gefährliche Feind erledigt war. Auf die anderen Kulis wirkte der Tod ihres Scharfschützen offenbar sehr einschüchternd, denn die anderen Holländer ließen sich unbehelligt von der Anhöhe hinab. Inzwischen hatten wir Zeit gefunden, neue Ladestreifen in unsere Waffen zu schieben, und das zu unserem Glück. Offenbar dachten die Kulis, daß wir jetzt alle in dem engen Pfad wären, denn plötzlich stürmten sie unter gellendem Geschrei aus dem Wald und hinter ihren Hütten hervor. Hätten Rolf und ich nicht zufällig noch am Rand der Anhöhe gelegen, so wären wir wohl verloren gewesen, so aber empfingen wir die Anstürmenden mit einem rasenden Schnellfeuer. Unter Zurücklassung einiger Genossen stürzte die Horde wieder in Deckung zurück. Diesen Widerstand hatten sie doch nicht mehr erwartet. Aber auch wir mußten jetzt von unserem Standpunkt herab, denn die Glut hatte bereits den Waldrand erfaßt, und die Temperatur war höllenmäßig. Ich hatte das Gefühl, daß sich meine Haut in Blasen zog, so glühend strichen die Windstöße über uns hinweg. „Hinunter!" rief Rolf auch im gleichen Augenblick, und ohne weiteres Besinnen ließen wir uns in den steilen Pfad hinunter gleiten. Glücklicherweise wuchsen an den Rändern einige dichte Bambusbüsche, hinter denen wir Deckung nehmen konnten. Auch die Holländer und Tomo hatten sich dort zusammengedrängt und blickten uns nun ängstlich, mit stummer Frage in den Augen an. „Es gäbe noch eine Rettung für uns", sagte Rolf plötzlich, „wir müssen den Wald hier unten rechts vor uns gewinnen. Die Kulis stecken zwar dort hinter den Bäumen, aber wir können uns dann auch hinter den riesigen Stämmen schützen. Es ist das einzige Mittel, denn der Brand hinter uns wird bald den Engpaß hier erfaßt haben. Und jetzt im Augenblick sind die Kulis noch durch unsere letzten Schüsse so erschreckt, daß wir jetzt die beste Aussicht haben, unbeschossen in Sicherheit zu kommen. Los, meine Herren, hier können wir uns nicht lange besinnen." Wohl fielen jetzt noch verschiedene Schüsse, und die Kugeln zischten von allen Richtungen her um uns herum, aber in der Geschwindigkeit, mit der wir dem Wald zusprangen, boten wir ein schlechtes Ziel und kamen unverletzt unter den Bäumen an. Sofort schmiegten wir uns eng an die Stämme, peinlich darauf bedacht, völlige Deckung zu finden. Denn rings waren wir von Kulis umgeben, vielleicht nur wenige Schritte entfernt, die jetzt natürlich alles daran setzen würden, um uns eine wohl gezielte Kugel senden zu können.
Ein lauter Schrei ließ mich um den mächtigen Baum, an den ich mich geschmiegt hatte, herum schauen. Ein furchtbares Bild bot sich mir. Der kleine Tomo hatte Unglück gehabt. Er war unter einen Baum gesprungen, hinter dem bereits ein Kuli auf der Lauer lag. Jetzt hatte ihn der gelbe Bursche mit der Linken fest im Genick gepackt und schwang mit der Rechten ein großes Messer, um es ihm durch die Kehle zu stoßen. Schreckerfüllt riss ich meine Parabellum heraus, aber da krachte schon dicht hinter mir Rolfs Waffe - und Tomo war frei. Jetzt zeigte der kleine Bursche seine Unerschrockenheit, denn kaum aus drohender Lebensgefahr befreit, nickte er Rolf vergnügt lachend zu, bückte sich dann über seinen toten Gegner und nahm ihm die Waffen ab.
3. Kapitel Auf Pongos Spuren
Ich lächelte noch über den tapferen Kleinen, als dicht neben meinem Kopf eine Kugel in den Baum einschlug. Da zog ich es doch vor, mich in Sicherheit zu bringen, das heißt, ich schlüpfte schnell auf die andere Seite des Urwaldriesen. Aber hier schien ich vom Regen in die Traufe gekommen zu sein, denn kaum hatte ich meinen neuen Posten eingenommen, als schon drei Schüsse fielen, von verschiedenen Seiten auf mich abgegeben. Die Kugeln zischten unangenehm nahe an meinem Gesicht vorbei. Da warf ich mich schnell auf den Boden. Hier bot mir das dichte Gestrüpp guten Schutz. Auch Rolf und die Holländer mußte sich hingeworfen haben, denn es fiel kein Schuß mehr.
Jetzt verstrichen sehr unangenehme Minuten. Die Feinde waren ringsum und wußten unseren Standort. Lebend wollten sie uns auf keinen Fall entkommen lassen, und so konnten wir mit sehr gefährlichen Überraschungen rechnen. Auch die Atjeher waren sehr zu fürchten, denn jetzt hatte der von ihnen angelegte Waldbrand sein Ende erreicht, nachdem alles Holz auf dem Plateau ausgebrannt war. Sicher näherten sie
Weitere Kostenlose Bücher