Rolf Torring 003 - Gelbe Haie
In dem schwarzen Holz leuchteten drei chinesische Schriftzeichen, die in Perlmutter eingelegt waren, Rolf betrachtete den Griff genau.
„Ob dieser Dolch vielleicht ein Zeichen der Bande ist?" meinte er endlich sinnend. „Ich habe wenigstens noch nie eine derartige Verzierung des Griffes bei einem malaiischen Kris gesehen. So etwas bekommen nur die Chinesen mit ihrer unendlichen Geduld fertig. Jedenfalls werde ich mir diesen Kris aufbewahren."
„Die Bande scheint sehr gut ausgerüstet zu sein", sagte ich, indem ich die Browningpistolen betrachtete. „Wollen wir sie mitnehmen?"
„Na, wir haben zwar unsere Waffen sämtlich wieder, haben noch dazu die Parabellumpistolen Meerkerks bekommen, aber ich glaube, daß wir augenblicklich gar nicht genug Waffen bei uns haben können. Also wollen wir uns jeder eine Pistole nehmen."
Damit schob er sich die Waffe in seinen Gürtel, und ich folgte seinem Beispiel. Auch dreißig Patronen, die wir in einem kleinen Lederbeutel im Gürtel des Toten fanden, teilten wir uns. Dann trugen wir den leblosen Körper an den Rand der Lichtung und bedeckten ihn mit breiten Farnwedeln.
Der kleine Tomo war inzwischen einige Schritte vor der Felsenspalte stehengeblieben und starrte ängstlich in die dunkle Öffnung. Auf die Frage Rolfs, was er befürchte, meinte er, daß die beiden Matjangs sich leicht in der Höhle verborgen haben könnten. Da zeigte ihm aber Rolf nur die lockere Erde vor dem Eingang, die zwar Spuren menschlicher Füße - darunter auch Pongos, die an ihrer Größe leicht zu erkennen waren -, aber keine Pantherfährte zeigte. Jetzt war der Kleine beruhigt und schlüpfte in die Spalte. Wir zwängten uns hinterher und schalteten unsere Taschenlampen ein.
Der Gang war echt vulkanischer Natur, unregelmäßig in den Fels gerissen. Er führte weit ins Innere des Berges, wobei wir viele Seitengänge bemerkten, an denen aber Tomo vorbei schritt. Sie wären „nicht gut" zu begehen, erklärte er uns, womit er wohl meinte, daß dem achtlosen Eindringling dort der Tod drohe. Endlich gelangten wir in eine gewaltige, domartige Höhle, die mit wunderbaren Tropfsteingebilden geschmückt war.
Während Tomo aufmerksam die Gänge an der rechten Seite abzählte, meinte ich zu Rolf:
„Weshalb sind wir eigentlich hier so weit eingedrungen? Es
ist schade um die schöne Zeit. Pongo ist ja doch nicht hier, und womöglich werden seine Zeichen, die er uns hinterlassen hat, durch menschliche Hände - wie des Chinesen da oben - oder durch Tiere zerstört. Wir hätten ruhig von der Lichtung seinem Weg folgen sollen." „Umsonst wird er dem kleinen Tomo nicht befohlen haben, uns in die Höhle zu führen", entgegnete mein Freund. „Vielleicht hat er seine Zeichen hier unten angebracht und hat den Berg auf einem anderen Weg verlassen. Vielleicht gibt es einen anderen Gang, der den Weg Fu Dans abschneidet."
„Ah, du meinst, daß sich Fu Dan mit seinem Raub schleunigst der Küste zugewandt hat?"
„Ja, ich vermute, daß er sich in der Nähe von Segli einschiffen will, sicher auf einem Fahrzeug der Bande. Denn im Hafen selbst wird er mit Miß Abednego kaum einen Dampfer betreten können. Und er muß um den ganzen Vulkan herum flüchten, während Pongo ganz sicher einen abschneidenden Weg durch das Innere des Berges kennt."
Der kleine Malaie war stehengeblieben und winkte uns eifrig zu kommen. Wir bogen nach rechts in den wenige Meter entfernten Gang und gelangten nach kurzer Zeit in eine kleine Höhle, die sich durch merkwürdig frische, angenehme Luft auszeichnete.
„Hier müssen enge Spalten ins Freie führen", stellte Rolf fest, „ah, und dort ist auch ein ganz praktischer Herd eingerichtet. Und hier ein wunderbares Lager aus weichsten Fellen! Nun, Pongo hat für seinen Schützling sehr gut gesorgt, das kann man wohl ruhig behaupten. Sieh da, Tomo hat den Koffer der jungen Dame hervorgeholt. Nanu, willst du ihn denn mitnehmen?" „Ja, Tuan, hat Pongo befohlen", sagte der Kleine. „Richtig", gab Rolf zu, „wenn wir die Dame retten, muß sie auch sicher ihre Garderobe haben, denn Fu Dan wird ihr nicht lange Zeit zum Ankleiden gelassen haben. Ah, und jetzt kann ich mir auch denken, daß er den Kuli, der dem Pantherweibchen in den Weg gelaufen ist, nur geschickt hat, um den Koffer zu holen. Dann wird er sich aber sehr sicher fühlen, denn er kann sich doch denken, daß Pongo ihm auf der Spur ist."
„Er wird nicht gedacht haben, daß Pongo uns im Atjeher-lager so schnell befreien konnte. Und
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