Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore
früher auf unerklärliche Weise! Die englische Polizei ist eine der besten. Wir haben sie hauptsächlich hier in Singapore derart ausgebildet, daß uns nichts nachgesagt werden kann. Die tüchtigsten Beamten werden einige Zeit hergeschickt, um hier Dienst zu versehen. Aber alle Beamten haben vor dem Chinesenviertel einen gewissen Respekt. Die Polizisten tun dort nur ungern Dienst."
„Das habe ich auch schon gehört. Viele Menschen wissen noch nicht, wie schwer der Polizeidienst gerade in Singapore ist. Hier trifft man ja Menschen aus aller Herren Ländern an. Viele von ihnen sind gescheiterte Existenzen, die sich auf irgendeine Art und Weise wieder einen Verdienst verschaffen wollen. Die Polizei hat es wirklich nicht leicht", gab Rolf zu.
„Wenn Sie es wünschen, melde ich Sie bei Barringtons Vorgesetztem an, meine Herren, er kann Ihnen vielleicht noch einige Winke geben, falls Sie sich für diese Sache interessieren. Ich habe das Gefühl, als könnte es Ihnen glücken, Licht in diese Angelegenheit zu bringen. Es täte mir unendlich leid, wenn mein Freund Barrington sein Pflichtgefühl hat mit dem Tode bezahlen müssen." „Kennen Sie das Haus, das Ihr Freund meinte, Lord?" „Er hat es mir nur beschrieben. Jetzt fällt es mir auf, daß er sogar eine ganz genaue Beschreibung gegeben hat. Vielleicht ahnte er, daß ihm etwas zustoßen könnte. Die Polizei hat auch das Haus und die Teestube sofort gefunden. Haben Sie etwa die Absicht, das Haus aufzusuchen? Ich würde mich an Ihrer Stelle vorher lieber mit der Polizei in Verbindung setzen."
Rolf schüttelte den Kopf. Er steckte sich eine neue Zigarre an und blies den Rauch bedächtig von sich.
„Nein", sagte er dann, „wir wollen mit der Behörde überhaupt nicht darüber sprechen. Ihr Freund würde mir da vielleicht recht geben. Nach dem, was wir von Ihnen hörten, muß dieser Ti tai überall seine Spione haben. Wahrscheinlich sitzen sogar einige auf der Polizeistation." „Das kann ich mir nicht denken, Mister Torring. Bedenken Sie, die Leute, die eingestellt werden, werden auf Herz und Nieren geprüft."
„Es ist im Leben nichts unmöglich, Lord, das werden Sie doch zugeben, nicht wahr?"
„Das stimmt allerdings, aber - Na, ich sehe, Sie beschäftigen sich bereits in Gedanken mit der Sache, und das ist ein großer Trost für mich. Sie bleiben meine Gäste und wollen mich stets davon unterrichten, was Sie zu unternehmen beabsichtigen. Vielleicht kann ich dann im Notfall auch eingreifen. Sie müssen auch Ihren Pongo hier bei mir einquartieren, er muß doch stets in Ihrer Nähe bleiben."
Rolf dankte dem Lord für dieses Angebot. Mein Freund schickte sofort einen Boten in das kleine Hotel, in dem wir abgestiegen waren, und beauftragte Pongo, mit unseren Sachen zu Lord Abednegos Bungalow zu kommen. Mein Freund war also entschlossen, Nachforschungen nach dem verschwundenen Barrington anzustellen. „Und dann noch eins, Lord", meinte Rolf, als wir alles besprochen hatten. „Sie dürfen zu keinem Menschen darüber sprechen, daß wir uns mit der Sache beschäftigen wollen. Wir beabsichtigen, ganz im geheimen zu arbeiten. Ein Besuch unsererseits in jener Teestube wird nicht auffallen, weil viele Fremde, die nach Singapore kommen, das Chinesenviertel des Interesses halber aufsuchen."
„Aber nehmen Sie sich in acht, meine Herren! Lassen Sie sich nicht durch die sogenannten Schlepper verleiten, eine Opiumhöhle aufzusuchen! Es ist vorgekommen, daß Fremde am nächsten Morgen ausgeplündert im Rinnstein irgendeiner Gasse aufgefunden wurden und nicht mehr angeben konnten, wo sie sich überhaupt aufgehalten hatten. Die Polizei fragt dann auch nicht viel, weil sie genau weiß, wie zwecklos es wäre. Diese Opiumhöhlen, die verboten sind, besitzen geheime Zugänge. Wird eine doch einmal ausgehoben, dann verschwindet der Besitzer meist schnell, weil er eine hohe Strafe zu erwarten hat." „Wir haben festgestellt, daß in Singapore eine aufgeregte Stimmung herrscht, Lord, hauptsächlich unter den Chinesen. Worauf ist das zurückzuführen?" forschte Rolf. „Es ist gut, daß Sie mich daran erinnern, meine Herren", erwiderte der Lord. „Die Chinesen feiern in diesen Tagen - genau weiß ich das Datum nicht - ihr Neujahrsfest, das vierzehn bis sechzehn Tage dauert. Die Hauptsache dabei ist das Abbrennen von Feuerwerk. Stellen Sie sich vor: sechzehn Tage lang das Geknatter und Geknalle mit anhören zu müssen! Die Polizei steht diesem Treiben machtlos gegenüber, und um es
Weitere Kostenlose Bücher