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Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Titel: Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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noch seine afrikanischen Ausdrücke für alles Wild. Nur die Bezeichnung „Tiger" hatte er inzwischen von uns gelernt. Ein schlafendes Nashorn. Es ist ja bekannt, daß diese Dickhäuter so fest schlummern, daß ein Jäger heranschleichen und es anstoßen kann. Leise sagte ich es dem Lord. „Das muß ich sehen", erklärte er sofort, „ich will nicht schießen, sondern es nur sehen."
    Es bedurfte unserer ganzen Überredungskunst, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen, und nur die Bitte Frau Ellens, an die wir uns schließlich wandten, bewog ihn zum Verzicht. Er sah wohl auch die Angst, die Frau Ellen in der Nähe eines solchen Ungetüms unbedingt empfinden mußte. Und doch sollte der Wunsch des kleinen, tapferen Mannes erfüllt werden.
    Pongo legte seinen Finger an die Lippen, zum Zeichen, daß wir jetzt äußerst vorsichtig sein müßten. Dann setzten wir uns langsam in Bewegung. Doch das Schnarchen wurde immer lauter; wir mußten direkt auf das schlafende Ungetüm stoßen. Plötzlich tat sich zur Rechten eine Lichtung auf, und dort, kaum zwanzig Meter von uns entfernt, stand das Ungeheuer halb an einen Baum gelehnt - und schlief. Es erfüllte mit seinem dröhnenden Schnarchen die ganze Lichtung, und wir brauchten uns gar nicht einmal so in acht nehmen, als wir endlich weiterschritten. Uns Männer hatte dieser Anblick selbstverständlich sehr interessiert, aber die arme Frau Ellen zitterte noch lange nachher vor diesem Schrecken des Urwaldes.
    Plötzlich bemerkte ich, daß der Lord, der stehen geblieben war und angelegentlich die Blüte eines Strauches betrachtet hatte, verschwunden war. Da ich den Pfad noch weit über den Strauch hinaus übersehen konnte, gab es nur eine Möglichkeit, daß er zurückgegangen war. Und sicher zu dem schlafenden Nashorn.
    Auf einen leisen Ruf blieben wir wieder stehen. Schon beratschlagten wir, ob wir ebenfalls zurück und ihm vielleicht zur Hilfe eilen sollten, als er wieder auf dem Pfad erschien und eiligst auf uns zulief. Sein zerknittertes Gesicht strahlte reinste Freude aus, und aufgeregt rief er:

    „Ich habe das Ungetüm geweckt, habe ihm einen Zweig an den Kopf geworfen. Als es vorsprang, habe ich es Photographien. Das ist eine Aufnahme, die noch niemand hat." „Donnerwetter", meinte Rolf nach einer Weile verblüfft, „was hat denn das Rhino dazu gesagt?" „Das wollte hier diesen Pfad entlang, hinter Ihnen her. Da bin ich aus dem Versteck gesprungen und habe ihm meinen Tropenhelm vor der Nase hin und her geschwenkt. Na, da hat es kehrt gemacht und ist in der anderen Richtung fortgestürmt. Wenn jetzt wirklich noch Priester kommen sollten, dann können sie eine hübsche Überraschung erleben."
    Befriedigt nickte er uns zu und meinte dann: „Na, vielleicht können wir weitergehen?" Wir taten es rein mechanisch, denn unsere Gedanken waren bei diesem kleinen Mann, der einen so außerordentlichen Mut besaß. Ich glaube, daß nur wenige Leute so kaltblütig einem Rhinozeros den Tropenhelm „vor der Nase" schwenken würden.
    Nach einer weiteren Stunde war der Wald plötzlich zu Ende, und eine weite Ebene, mit Reisfeldern bedeckt, tat sich vor uns auf.
    „Das ist sehr unangenehm", meinte Hagerstony, „hier dürfen wir nicht am Tage hinüber. Also heißt es jetzt, hier am Waldesrand Station zu machen und nachts das Feld zu überqueren. Da ganz hinten scheint wieder Wald zu sein, den müssen wir bis zum Morgengrauen unbedingt erreichen."
    „Ja, ich halte es auch für richtig", meinte Rolf. „Wir dürfen den Erfolg unseres Unternehmens nicht in letzter Stunde selbst aufs Spiel setzen. Wenn wir dieses Feld und den Wald hinter uns haben, dann können wir uns schon zeigen, denn soweit wird die Macht der Feuerpriester wohl nicht reichen. Wir wollen jetzt am Rande entlang gehen und einen guten Lagerplatz aussuchen. Außerdem müssen wir uns die Ebene genau betrachten, um in der Dunkelheit den besten Weg wiederfinden zu können. Ich glaube...still!" In der Nähe hatte laut ein Zweig geknackt. Sofort rissen wir unsere Pistolen heraus, und im nächsten Augenblick -stand ein hochgewachsener Siamese vor uns, der schon in seiner Gestalt den Einfluß indischen Blutes nicht verleugnen konnte. An seiner reichen Kleidung sahen wir sofort, daß wir es mit irgendeinem Vornehmen, vielleicht einem Dorfgewaltigen zu tun hatten. Bei unserem Anblick fuhr seine Hand zum Gürtel, aus dem der wunderbare Griff eines Messers ragte, doch unsere Pistolen schienen ihn zu beeindrucken, denn langsam zog er

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