Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen
hätte ich gern den Inhalt meiner Taschen und meine Waffen zurück. Auch die Pferde möchte ich wieder haben, jetzt heißt es nur, wo sollen wir sie suchen?"
„Ich werde sofort meine Leute instruieren," erbot sich Leutnant Koha, „es sind ja nur einige Häuser, die wir fertig stellen mußten, von den Räubern bewohnt worden, da werden wir schon alles wiederfinden. Wir könnten ja auch die Gefangenen befragen."
Er entfernte sich, und ich meinte zu Rolf:
„Ich glaube nicht, daß sie einen Ton sagen werden. Sie wissen ja genau, daß sie doch dem Tode verfallen sind, da werden sie sich durch kein Mittel das Geständnis entlocken lassen."
„Da hast du recht, selbst mit Foltern wird der Leutnant nichts erreichen. Auch darüber spotten diese Leute."
lch packte unwillkürlich Rolfs Arm. In kurzer Entfernung rollte wieder exakt eine Salve, und ich wußte sofort, was sie zu bedeuten hatte. Auch Rolf nickte ernst und sagte:
„Sie wollten nicht sprechen, jetzt haben sie ihre Taten bereits gebüßt. Und nach Ihrem Glauben sind sie jetzt zu den Ahnen in ein besseres Dasein gegangen."
Koha kam zurück und zuckte bedauernd die Achseln.
„Sie wollten nicht sprechen" sagte er, „deshalb habe ich sie sofort bestraft, denn auf dem Ritt nach China konnte ich sie nicht mitnehmen. Ich lasse sofort die Häuser durchsuchen und bin überzeugt, daß Sie Ihr gesamtes Eigentum zurückerhalten werden. Ich darf wohl bitten, daß ich mit meinen Leuten in Ihrer Gesellschaft reiten darf?"
Das war echt chinesische Höflichkeit, anstatt, daß wir ihn darum baten, wie es doch eigentlich der Fall hätte sein müssen, denn wir stellten uns doch gern unter militärischen Schutz, kam er uns mit seiner Bitte zuvor. Selbstverständlich sagte Rolf äußerst höflich zu.
Gerade als seine Soldaten den kleinen Platz betraten und Koha ihnen Anweisung geben wollte, nach unseren Sachen zu suchen, kam Pongo schwer bepackt an. Er trug unsere Waffen und den gesamten Inhalt unserer Taschen.
„Drüben im Haus," sagte er nur kurz und wies mit dem Kopf nach hinten.
Auch unsere Pferde hatte Pongo in einem Stall aufgestöbert, aber als wir die Pferde der Räuber besichtigten, nahmen wir doch einen Tausch vor; denn die Banditen verfügten über ein ganz vorzügliches Pferdematerial, dessen Rest Leutnant Koha sofort für sein Regiment beschlagnahmte. Auch Ho-ang hatte sich Ersatz für seine erschossenen Packpferde genommen die anderen Händler und ihre Diener fanden unter den reichlich vorhandenen Tieren bald ihr Eigentum heraus, und jetzt wurde überall nach den geraubten Sachen gesucht
Aber davon war nach so langer Zeit nur noch wenig da, und die geschädigten Kaufleute plünderten einfach die ganze Stadt und kamen so wohl auch auf ihre Rechnung, denn gerade in den Tempeln fanden sie Götzenbilder von sicher sehr hohem Wert.
Auch Konserven, Kleidung, Stiefel, Waffen waren in ungeheurer Anzahl vorhanden, und eifrig wurde den ganzen Tag gepackt. Wir hatten allgemein beschlossen, erst am nächsten Tag abzureiten, um am Tage eine möglichst große Strecke zurückzulegen.
Deshalb legten wir uns bald nach dem vorzüglichen Abendessen, das wir aus den Konserven bereiteten, nieder und schliefen auf der hohen Strohschicht, die Pongo zusammengetragen hatte, und unter den warmen Wolldecken so gut wie seit langem nicht.
Am nächsten Morgen, kaum daß sich die Sonne erhoben hatte, brodelten schon die Teekessel über den Lagerfeuern — in der Nähe der Stadt gab es vorzügliche Quellen, die den früheren Gefangenen bekannt waren — und nach einer Stunde waren wir dann zum Aufbruch bereit.
Infolge unserer großen Anzahl ging der Weiterritt natürlich nicht so schnell, dafür hatten wir aber keinen weiteren Aufenthalt durch irgendeine Räuberbande zu befürchten, eine solche Bande hätte jetzt höchstens uns zu fürchten gehabt.
Während unseres viertägigen Rittes nach Tschamkar erblickten wir auch nicht einen verdächtigen Menschen. Offenbar hatten die Räuberbanden, die in dieser Gegend bestimmt existierten sehr gute Beobachter, die das Herannahen von Truppen sofort meldeten, — und dann verschwanden die Herren Wegelagerer natürlich sehr eilig.
Die Stimmung auf dem Ritt war sehr gut. Rolfs und meine Hauptbeschäftigung bestand in der Jagd auf Antilopen und wilde Ziegen die eine willkommene Abwechslung in der Konservenkost boten.
In Tschamkar gaben wir einen ausführlichen Bericht an Lord Bird und betonten, daß wir uns durch nichts zurückhalten ließen,
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