Rolf Torring 024 - Am Fudschijama
muß ich ganz offen sagen. Denn aus der dunklen Tür, hinter der jahrhundertealte Geheimnisse verborgen waren, tastete ein knöcherner Arm, der länger und länger wurde.
Noch ein solcher Arm folgte, dann erkannte ich — zu meiner Erleichterung —, daß es eine der riesigen Meereskrabben, auch Meeresspinnen genannt, war, die in den japanischen Gewässern leben. Oft erreichen die langen Vorderbeine dieser Krustentiere eine Länge bis zu zwei Metern.
Ich lächelte und nickte den beiden Matrosen beruhigend zu. Da kam auch schon das ganze Tier herausgekrochen, stolperte ungeschickt dicht an mir vorbei und verschwand hinten über die Reling im Meer.
Das war nur ein kleines, fast lustiges Intermezzo, aber dann dachte ich daran, daß die alte Gallione auch andere, gefährlichere Bewohner haben könnte. Ich dachte dabei an den riesigen, weißen Tintenfisch, der auch Tiefsee-Teufelsfisch genannt wird.
Ein solches Ungeheuer mit seinen gut sieben Meter langen Fangarmen hätte uns dreien sehr gefährlich werden können. Allerdings war es kaum anzunehmen, daß ein solches Monstrum irgend eine genügend große Öffnung in der Gallione gefunden hatte, um ins Innere hineinkriechen zu können, es konnte ja aber irgend eine Tür offen gestanden haben, die sich durch den plötzlichen Auftrieb des Fahrzeuges wieder geschlossen hatte.
Jedenfalls war ich bei dem Gedanken an ein solch blasses Ungeheuer ganz erfreut, als ich sah, daß wir uns der Insel bereits bis auf fünfzig Meter genähert hatten. Es war wirklich eine ziemlich breite Insel, denn jetzt konnten wir in der kurzen Zeit, die zwischen den einzelnen Wogen war, Land sehen.
Jetzt kam es darauf an, wie heftig der Anprall der Gallione auf das Land sein würde. Wir mußten uns mit aller Kraft an unseren Stützpunkten festklammern, sonst würden wir sehr leicht gegen den Aufbau des Vorderteils geschleudert werden.
„Herr, festhalten", rief mir der eine Matrose im gleichen Augenblick zu. Ich sprang wieder von meinem Balken hinab, denn das Wasser hatte sich bereits vom Deck verlaufen, denn ich hielt es für das beste, wenn ich mich jetzt am Balken der aufgesprungenen Tür festhielt, mochte auch wirklich ein Tiefsee-Tintenfisch im Innern der Gallione verborgen sein.
Zurückblickend sah ich, daß sich die beiden Matrosen mit aller Kraft an den einzelnen Spanten der Reling anklammerten. Jetzt zischte der Gischt einer mächtigen Welle dicht vor uns empor, im nächsten Augenblick schon gab es einen schmetternden Schlag, der die Gallione erbeben ließ.
Wir wurden gegen den Aufbau des Vorderschiffes geschleudert, so furchtbar war der Ruck gewesen. Und unsere Arme schmerzten, als wären sie aus den Schulter-Gelenken gerissen worden.
Sofort rafften wir uns aber wieder auf, denn jetzt hieß es höchste Eile, um von dem gefährdeten Fahrzeug herunterzukommen, denn die nächste Woge hatte die Gallione bereits erreicht und warf in furchtbarem Anprall ihre Wassermassen gegen den Widerstand. Sofort ächzte und bebte das alte Holz in allen Fugen.
Wir kletterten schnell auf den Aufbau des Vorderschiffes hinauf, genügend Vorsprünge waren in dem alten Holz vorhanden. Zum Glück hielt das obere Deck, und wir liefen schnell bis zum Bug. Das Bugspriet, das die Gallionen stets trugen, war hier kurz abgebrochen, ragte aber doch soweit noch hervor, daß wir es als Stützpunkt benutzen konnten
Zu unserer Freude sahen wir, daß wir wirklich auf einer kleinen Insel gelandet waren. Zwar war sie bestimmt unbewohnt, aber wir waren aus drohender Gefahr heraus und brauchten ja hoffentlich nicht lange auf dem Felseneiland zu bleiben. Rolf und Kapitän Osaki würden schon schnellstens für unsere Erlösung sorgen
Jetzt hieß es aber erst einmal heil auf den Fels hinabzukommen, denn das Bugspriet befand sich ungefähr acht Meter über der Erde.
Zum Glück entdeckten wir eine große, reich geschnitzte Gallionsfigur, an der wir vorsichtig ein tüchtiges Stück hinunterklettern konnten. Als wir den letzten Vorsprung dann mit den Händen ergriffen und unsere Körper lang herunterließen, waren unsere Füße nur noch etwa einen Meter vom Boden entfernt.
Diesen Sprung konnten wir unbesorgt wagen, und wir kamen auch glücklich unbeschädigt an. Sofort liefen wir aus der gefährlichen Nähe der alten Gallione fort, die unter den wuchtigen Wellen schon zu splittern begann.
Ungefähr zwanzig Meter von ihr entfernt blieb ich stehen und betrachtete das traurige Bild der Zerstörung Zuerst wurde der Aufbau des
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