Rolf Torring 039 - Auf der Flucht
und kam im Gleitflug herunter. Dicht über unsere Köpfe schwebte der Apparat hinweg, um nach kurzem Rollen ungefähr dreißig Meter hinter uns stehen zu bleiben.
„Schnell," rief da Rolf und sprang empor, „wir müssen ihn überraschen, wenn er aus dem Flugzeug heraussteigt."
Ich folgte sofort meinem Freund, der in weiten, federnden Sätzen auf den Apparat zusprang. Der Kapitän kletterte gerade heraus, drehte uns dabei den Rücken zu, und als er auf dem Boden angelangt war und sich plötzlich förmlich herumschnellte, weil er wohl Rolfs Schritte gehört hatte, mußte er schon in die Mündung von Rolfs Pistole blicken.
Ich war einige Sekunden später ebenfalls mit gezogener Waffe heran, und da zuckte Frenchy resigniert die Schultern und sagte:
„Schade, ich hätte doch lieber Morin fliegen lassen sollen, dann wäre es Ihnen vielleicht nicht geglückt, sich zu befreien. Aber ich hatte doch tatsächlich schon etwas Ähnliches geahnt und mich deshalb sehr beeilt."
„Dann hätten Sie bei der Landung vorsichtiger sein sollen, Herr Kapitän," sagte Rolf, „jetzt muß ich Sie leider bitten, die Arme hochzuheben. Es tut mir wirklich leid, aber unsere Lage zwingt mich dazu."
„Oh, es bedarf keiner Entschuldigung," sagte Frenchy ruhig und hob die Arme empor, „Sie haben mich ja sogar extra darauf aufmerksam gemacht, daß Sie sich befreien würden. Ich hätte nur noch vorsichtiger sein müssen. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wie Sie sich von den Handfesseln befreien konnten."
„Ach das war nur ein kleiner Trick, den ich einst kennen gelernt und der mir jetzt sehr zustatten gekommen ist," lächelte Rolf. „Bitte, Herr Kapitän, wollen Sie uns zum Feuer vorangehen."
Als Frenchy an ihm vorbeischritt, zog er ihm schnell die Pistole aus dem Gurt, was der Kapitän mit traurigem Kopfnicken beantwortete.
„So leid es mir tut, muß ich Ihnen ebenfalls die Hände fesseln," sagte Rolf, als wir am Lagerfeuer angekommen waren. „Ich vermute, daß Sie noch mehr Handfesseln bei sich führen?"
„In meiner rechten Jackettasche," sagte Frenchy kurz.
Rolf zog die Handschellen heraus, bat den Kapitän, die Hände auf den Rücken zu legen, und ließ die stählernen Bänder um seine Handgelenke schnappen. Dann rief er Pongo, der sofort aufsprang und zu uns kam.
„Ich habe folgendes beschlossen," sagte Rolf dann nach kurzem Nachdenken, „wir werden zur weiteren Flucht Ihr Flugzeug benutzen. Das Benzin, das Sie für das zweite Flugzeug mitgebracht haben, müssen wir leider ebenfalls auslaufen lassen, denn wir dürfen Ihnen keine Gelegenheit geben, uns zu schnell zu verfolgen. Sie müssen sich natürlich befreien können, wenn wir fortgeflogen sind, damit Sie schnellstens zur nächsten Stadt, das dürfte Gandu sein, gelangen können. Denn ich vermute, daß Sie sich noch nie nachts in der Steppe aufgehalten haben, wenigstens nicht ohne genügenden Schutz durch Askaris."
„Ich habe allein bereits fünf Löwen nachts in der Steppe erlegt," sagte Frenchy ruhig.
„Dann bewundere ich Sie, Herr Kapitän," sagte Rolf aufrichtig, „aber Sie hätten eine zu große Behinderung durch Ihre Kameraden. Ich werde deshalb Ihre Pistolen zurücklassen. Da Sie sich aber nicht zu früh befreien dürfen, werde ich den Schlüssel zu den Fesseln in das große Stück Haut der Antilope, das Sie dort abgeschnitten haben, einwickeln und verschnüren. Das Paket, das Sie ja leicht finden können, werde ich dann nach unserem Start in einiger Entfernung abwerfen. Dann habe ich genügend Vorsprung, so daß sie mir keine Kugel nachschicken können, die eventuell den Benzintank durchlöchert."
„Ich bin mit Ihren Bedingungen einverstanden, Herr Torring," nickte der Kapitän, „es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig."
„Gut, dann muß ich Ihnen noch den Schlüssel für die Fessel herausnehmen, so, und jetzt werden wir schnell das mitgebrachte Benzinfaß leeren. Das Funkgerät und Maschinengewehr dieses Flugzeuges muß ich allerdings auch unbrauchbar machen. Ich werde die Teile in dem Flugzeug verstauen, das ich benutze. Sie werden diesen Apparat am Ufer des Tanganjikasees wiederfinden können."
Als Rolf Anstalten machte, auf die Maschine des Kapitäns zuzugehen, sagte Frenchy leise:
„Herr Torring, ich bewundere Sie und Ihre Gefährten. Und wenn es auch gegen meine Vorgesetzten ist, ich freue mich doch herzlich, daß Sie sich befreien konnten. Ich wäre mir immer wie ein Henker vorgekommen, wenn ich Sie dem Colonel ausgeliefert hätte. Ich
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