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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Prolog
    Den größten Teil meiner Kindheit über hegte ich beruflich nur bescheidene Ambitionen - ich wollte eine intergalaktische Prinzessin werden. Auf die Herrschaft über irgendwelche Weltraumhorden legte ich keinen gesteigerten Wert. Ich wollte immer nur das Cape und die sexy Stiefelchen tragen, in der Hand eine coole Waffe.
    Wie das Leben so spielt, klappte es mit der Prinzessin nicht, also ging ich erst mal aufs College, und nach meinem Abschluss arbeitete ich bei einer Ladenkette als Einkäuferin für Damenunterwäsche. Das klappte dann auf die Dauer auch nicht, deswegen erpresste ich meinen Vetter, einen Kautionsmakler, mir einen Job als Kautionsdetektivin zu geben. Komisch, was das Schicksal für uns so bereithält. Das Cape und die sexy Stiefelchen habe ich nie bekommen, dafür habe ich jetzt eine coole Waffe. Zugegeben, es ist nur eine kleine 38er, und ich bewahre sie in einer Keksdose zu Hause in der Küche auf, aber es bleibt trotzdem eine Waffe, oder?
    Damals, als ich noch zur Prinzessin ausgebildet werden wollte, hatte ich gelegentlich Zoff mit dem bösen Jungen aus meinem Viertel. Er war zwei Jahre älter als ich, und er hieß Joe Morelli. Ständig belästigte er einen.
    Zoff habe ich heute noch mit Morelli, und belästigen tut er mich auch immer noch - aber es ist die Art von Belästigung,
die Frauen gefällt. Morelli ist Polizist, und seine Waffe ist größer als meine, und er bewahrt sie nicht zu Hause in einer Keksdose auf.
    Neulich, im Verlauf einer Libidoattacke, hat er mir einen Heiratsantrag gemacht. Er hatte mir die Jeans aufgeknöpft, einen Finger in den Hosenbund gehakt und mich zu sich herangezogen. »Was diesen Antrag betrifft, Pilzköpfchen …«, hatte er gesagt.
    »Welchen Antrag?«
    »Den Heiratsantrag.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Es drängt.«
    Das war nicht zu übersehen.
    Ich muss gestehen, bei mir drängte es auch. Ich bekam ja schon Anwandlungen beim Anblick meiner elektrischen Zahnbürste. Das Problem war bloß, dass ich mich noch nicht reif für eine Ehe fühlte. Verheiratet zu sein ist meiner Meinung nach eine beängstigende Vorstellung. Man muss sich eine Toilette teilen, damit fängt es schon mal an. Und dann die Phantasien. Angenommen, die intergalaktische Prinzessin in mir kommt wieder zum Vorschein, und ich muss mich auf eine Mission begeben.
    Morelli schüttelte den Kopf. »Überlegst du noch?«
    »Es gibt viel zu bedenken.«
    »Ich nenne dir nur mal die Vorteile: Hochzeitstorte, oraler Sex, und du darfst meine Kreditkarte benutzen.«
    »Das mit der Hochzeitstorte gefällt mir am besten.«
    »Das andere wird dir auch noch gefallen«, sagte Morelli.
    »Ich muss mir das noch überlegen.«
    »Gut«, sagte Morelli. »Lass dir Zeit. Aber kannst du nicht auch oben im Schlafzimmer überlegen?«
    Sein Finger steckte noch immer am Hosenbund meiner
Jeans, und mir wurde allmählich heiß da unten. Unwillkürlich sah ich hinüber zur Treppe nach oben.
    Morelli grinste und zog mich an sich. »Denkst du gerade an die Hochzeitstorte?«
    »Nein«, sagte ich. »Und an die Kreditkarte auch nicht, wenn du das meinst.«

1
    Mir schwante nichts Gutes, als Vinnie mich in sein Arbeitszimmer rief. Vinnie ist mein Chef und mein Vetter. Auf irgendeiner Klotür habe ich mal den Spruch gelesen: Vinnie rammelt wie ein Frettchen. Erst wusste ich nicht recht, wie das gemeint sein sollte, aber jetzt erscheint es mir einleuchtend, da Vinnie auch wie ein Frettchen aussieht. Der rubinrote Ring, der an einem Finger steckte, erinnerte mich an die billigen Blechjuwelen, die man auf der Kirmes an Spielautomaten gewinnen kann. Vinnie trug ein schwarzes Hemd und eine schwarze Krawatte, das schüttere schwarze Haar war pomadisiert und nach hinten gekämmt, in der Manier der Spielbankbosse in den alten Gangsterfilmen, und sein Gesichtsausdruck sagte klar und deutlich: nicht zufrieden.
    Ich sah ihn über den Schreibtisch hinweg an und versuchte, keine Miene zu verziehen. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Ich habe Arbeit für dich«, sagte Vinnie. »Eddie DeChooch, dieser Schweinehund, wird vermisst. Spür ihn auf und schaff mir den Flacharsch hierher. Der Kerl hat sich mit einer Lastwagenladung Schmuggelzigaretten aus Virginia erwischen lassen, und jetzt hat er seinen Gerichtstermin versäumt.«
    Ich verdrehte die Augen so weit nach oben Richtung Schädeldecke, dass ich meine Haarwurzeln sehen konnte. »Ich laufe doch nicht hinter Eddie DeChooch her. Der Mann ist
alt, er bringt Menschen um, und er geht

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