Rolf Torring 053 ~ Im furchtbaren Gran Chaco
so sauber aus, als wären sie aus toten Tieren herauspräpariert worden."
„Vielleicht hat irgendein Raubtier diese Gürteltiere getötet und ist dann verscheucht worden," meinte Calcalet gleichmütig, „dann haben Ameisen und andere Insekten das Fleisch sauber abgenagt. Ich glaube, wir schlagen unseren Lagerplatz ein Stück abseits der Quelle auf, damit wir nicht den Besuch eines Jaguars bekommen."
„Dort ist ein trockener Fleck," rief ich. „Da scheint außerdem jemand vor uns gelagert zu haben." ,
Auf dem Fleck, den ich bezeichnet hatte, fanden sich deutliche Spuren eines Lagers, neben den Knochen eines Hokohuhns die Asche eines Lagerfeuers.
„Das kann noch gar nicht so lange her sein," meinte Rolf, „höchstens zwei Tage. Ob hier noch mehr Jäger umherstreifen?"
„Vielleicht Indianer", sagte Calcalet sofort. Er vermied es aber, uns dabei anzusehen, und ich hatte sofort den Verdacht, daß er selbst hier gelagert hatte.
Calcalet beschäftigte sich gemeinsam mit Huaina, trockene Äste herbeizutragen. Das war schnell geschehen, und jetzt sagte er:
„Wenn es den Herren recht ist, gehe ich mit Huaina schnell auf Jagd. Hier gibt es Wasserschweine und Hokohühner, die wir leicht erlegen können. Wir kommen noch in unwirtliche Gegenden des Gran Chaco, in denen wir kaum ein Wild aufspüren werden. Es ist besser, wenn wir die Konserven solange als möglich sparen."
Nun war ein entscheidender Augenblick gekommen. Die Entfernung der beiden konnte ein Zeichen dafür sein, daß sie uns jetzt auf irgendeine Weise unschädlich machen wollten. Ich hätte lieber versucht, ihn durch irgendeinen Vorwand von Huaina zu trennen.
Doch Rolf nickte sofort und sagte:
„Gut, Herr Calcalet, gehen Sie mit Huaina. Hoffentlich haben Sie Erfolg, bevor die Nacht hereinbricht."
„Das glaube ich ganz bestimmt," sagte Calcalet stolz, „Sie haben ja gesehen, daß ich selbst im Dunkel das Wild aufspüren kann."
Er rief Huaina einige Worte zu und verließ den Lagerplatz auf einem Pfad, der sich links von der Lichtung nach Süden abzweigte. Kaum waren die Gestalten beider verschwunden, als ich leise zu Rolf sagte:
„Das verstehe ich nicht, lieber Rolf. Ich hätte nicht zugegeben, daß die beiden fortgehen. Jetzt befinden wir uns doch in einer sehr gefährlichen Lage."
„Selbstverständlich," gab Rolf sofort zu, „wir müssen uns äußerst vorsehen. Ich erwarte ganz bestimmt, daß Huaina uns einige giftige Pfeile zusenden wird. Aber es ist besser, wenn die Entscheidung jetzt fällt. Ich hätte es natürlich nie zugegeben, daß sich beide entfernen, wenn wir nicht von der Häuptlingstochter Ora das Gegengift erhalten hätten. Ich weiß allerdings nicht, wie schnell das Gift wirkt, deshalb müssen wir uns auch in dieser Beziehung vorsehen."
Rolf nahm die kleine, kunstvoll verfertigte Holzbüchse hervor, sann einige Minuten nach und nickte dann befriedigt.
„Ja, so wird es gehen," meinte er dann.
Er schnitt einen langen Halm ab, der dem europäischen Schachtelhalm ähnelte, aber etwa stärker war. Aus diesem Halm schnitt er drei etwa zwei Zentimeter lange Stücke derart, daß jedes Stück an einem Ende einen der vielen Knoten aufwies. So bekam er drei kleine Röhren, deren eines Ende durch den Knoten völlig verschlossen war. In jede dieser kleinen, grünen Röhren träufelte er dann aus der Holzbüchse der Indianerin vier Tropfen des Gegengiftes.
„Sie sagte zwar, daß drei Tropfen genügen, aber einige Flüssigkeit wird durch den Halm verloren gehen," meinte Rolf dabei. Dann reichte er mir und Pongo je eine der Röhren.
„Wir müssen sie zwischen den Zähnen behalten," sagte er dann, „und sobald wir merken, daß wir von einem Pfeil getroffen werden, schlucken wir das Halmstück hinunter. Sollten wir sofort die Wirkung des Gegengiftes spüren, dann stellen wir uns aber doch tot oder gelähmt. Auf diese Weise werden wir die Beiden überlisten können."
Ich fühlte einen leisen Schauer und nahm das Halmröhrchen in den Mund. Der Tod schlich ja in unheimlicher Gestalt um unser Lager. Ich wußte doch aus eigener Erfahrung, welch furchtbare Gifte die Indianer Südamerikas benutzen. (Siehe Band 32.)
Bei vollen Sinnen völlig gelähmt zu sein und langsam ersticken zu müssen, wie es bei dem furchtbaren Curare geschieht, ist wohl der entsetzlichste Tod, den man sich vorstellen kann.
Kaum hatte
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