Rolf Torring 059 - Vergeltung
Mörder gesehen. Ich zog den Professor schnell seitwärts in einen dichten Busch, der uns gut deckte. Trotzdem konnte ich mit vorgestrecktem Kopf den Australneger beobachten.
Dwina war nur einen Schritt auf die Lichtung getreten, dann war er stehen geblieben und betrachtete nun die Spur, die ich mit dem Professor noch verbreitert hatte.
Plötzlich hob er den Kopf, blickte zu dem Gebüsch hinüber, in dem wir staken, und lachte höhnisch. Dann überquerte er die Lichtung, aber nicht auf der Fährte, die wir verursacht hatten, sondern mehr nach links.
Schnell fragte ich den Professor:
„Dwina ist hier mehr nach links gelaufen. Wohin kommt er dort? Ist dort ein besonderer Pfad, der vielleicht direkt auf das Magazin führt?"
„Allerdings, Herr Warren. Dicht links von uns läuft der reguläre Weg, den die Bande stets benutzt. Er führt zunächst über eine Lichtung, die mit großen Felsblöcken bedeckt ist, dann kommt man durch ein schmales Stück Buschwaldes direkt auf das Magazin."
„Dann müssen wir uns beeilen," drängte ich halblaut, „Dwina will meinen Gefährten einen Hinterhalt legen. Wir müssen sie warnen. Schnell, wir müssen ihren Spuren folgen."
In weiten Sätzen, dabei aber möglichst wenig Geräusch verursachend, stürmte ich vorwärts. Zum Glück hatten es Rolf und Pongo wohl auch sehr eilig gehabt, denn sie hatten Zweige geknickt und Blätter abgestreift, die mir den Weg leicht wiesen. So brauchte ich mich mit der Suche nach ihren Spuren nicht aufzuhalten.
Manchmal blickte ich schnell zurück und sah zu meiner Freude, daß der Professor trotz seinem Alter und seiner kleinen Statur immer dicht hinter mir blieb. Die Furcht vor den Banditen, vielleicht aber auch die Hoffnung auf die endliche Befreiung mochten ihn zu dieser Schnelligkeit anspornen.
Aber wir holten Rolf und Pongo nicht ein. Plötzlich tauchte zwischen den Bäumen ein langgestrecktes Gebäude auf.
„Das Magazin," erklärte Donath, der auf mich stieß, da ich stehen blieb, „wollen wir hineingehen?"
Im gleichen Augenblick sah ich Rolf und Pongo aus der Tür des Gebäudes springen. Schnell stieß ich einen leisen Signalpfiff aus, und sofort liefen sie auf uns zu.
„Schnell fort!" rief Rolf, „das Magazin muß bald in die Luft fliegen. Ich will die Banditen in Verwirrung setzen. Dann können wir leichter entkommen, denn wir müssen ja wieder an der alten Stelle die Schlucht verlassen, um unsere Pferde wieder zu bekommen. Den Herrn Professor müssen wir abwechselnd zu uns in den Sattel nehmen."
„Aber, meine Herren, hinten in der Schlucht, am anderen Ende von hier, stehen ja genügend Pferde. Wenn die Banditen hierher zum Magazin rennen, können wir uns die besten Tiere aussuchen."
„Famos, und die anderen nehmen wir mit," rief Rolf, „dann können sie uns nicht verfolgen. Aber nun schnell fort, die Explosion kann jeden Augenblick erfolgen !"
„Rolf," stieß ich hervor, „wir müssen ja diesen Dwina abfangen. Er kommt hierher."
Schnell unterrichtete ich ihn über den Weg, den der Australneger eingeschlagen hatte.
„Herr Professor, wo kommt dieser Weg hier heraus?" wandte sich Rolf sofort an Donath. „Wir müssen ihm entgegengehen."
„Hier zwischen diesen Bäumen müssen wir hindurch," erklärte der Professor. „Dann ist der Weg nicht mehr zu verfehlen."
Sofort rissen Rolf und ich unsere Pistolen heraus und liefen auf die bezeichneten Bäume zu. Aber vor uns glitt bereits die Riesengestalt unseres Pongo dahin. Er hatte ja eine persönliche Abrechnung mit dem schwarzen Mörder vor.
6. Kapitel. Vergeltung.
Wie eine mächtige schwarze Schlange glitt Pongo vor uns her. Sein ganzer Körper war angespannt. Geschmeidig und lautlos, mit federnden Sätzen, eilte er dem verhaßten Feind entgegen.
Bald kamen wir auf die Lichtung mit den großen Felsblöcken, die der Professor erwähnt hatte. Pongo war am Rand stehen geblieben, durch einen dichten Busch gegen Sicht geschützt
Die Lichtung war menschenleer, und doch hätte Dwina schon auf ihr sein müssen. Hatte der schlaue Wilde etwa unser Kommen gehört? Der Professor hatte nicht verhindern können, daß verschiedentlich Zweige unter seinen Tritten geknackt hatten.
Dann war ein Betreten der Lichtung für den ersten von uns sehr gefährlich, denn Dwina würde ihn leicht mit seinem Bumerang niederschmettern
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