Rolf Torring 059 - Vergeltung
sich nebeneinander, mit dem Gesicht zum Wald, hinstellen. Der Professor bewachte sie mit einer der erbeuteten Pistolen.
„Bleiben Sie oben, meine Herren," bat plötzlich Walker, »Sie haben schon genug getan. Ich muß zu meinen Leuten hinunter."
»Gewiß, Herr Leutnant," stimmte Rolf sofort bei, »aber unser Pongo mag Sie begleiten. Wir werden schon aufpassen, daß hier niemand durchkommt."
Walker nickte uns dankend zu und kletterte hinab. Unser Pongo folgte ihm dicht auf dem Fuß. Wir warteten ruhig. Ungefähr eine Viertelstunde verstrich, dann krachten unten an der Stelle, an der die gewaltige Rauchsäule des brennenden Magazins emporstieg, Schüsse.
Es waren nur drei kurze Salven, dann herrschte wieder Ruhe. Nach kurzer Zeit krachten aber drüben auf der uns gegenüberliegenden Seite der Schlucht, zwei Schüsse. Und wenige Augenblicke später kamen zwei Banditen in rasendem Lauf den Pfad empor gestürmt, an dessen Rand wir standen. Sie bemerkten uns erst, als sie wenige Schritte vor uns standen, da erhoben sie gehorsam die Arme.
Die ganze Falschmünzerbande war unschädlich gemacht. Bis auf die fünf Mann, die als Gefangene bei uns standen, waren alle erledigt. Walker machte gründliche Arbeit. Alle Gebäude wurden eingeäschert, nachdem die Druckpressen zerschlagen worden waren. Es sollte keiner zweiten Bande Gelegenheit geboten werden, sich nochmals hier anzusiedeln und Falschgeld zu fabrizieren.
Die fünf Gefangenen waren sofort gefesselt worden, sie sollten in Adelaide abgeurteilt werden.
„Kommen Sie mit zurück, meine Herren?" fragte uns der Leutnant .Wir wollen noch den Busch passieren und an dem kleinen Fluß, an dem wir die Goldgräber gefunden haben, übernachten. Sie haben ja jetzt ihren Zweck erreicht, der schwarze Mörder Dwina ist tot."
„Jetzt haben wir den Kontinent dreiviertel durchquert," meinte Rolf, „da wäre es eigentlich schade, wenn wir zurückkehren wollten. Außerdem suche ich noch die Frau des ermordeten Banditenführers Barring. Sie soll ja im Norden sein, wie wir hörten. Ich möchte durchreiten und in Palmerston einen Dampfer nach Indien nehmen. Ceylon möchte ich einmal etwas gründlicher bereisen, diese interessante Insel habe ich bisher sehr vernachlässigt"
„Die Frau des Barring suchen Sie?" fiel Professor Donath ins Gespräch, „da kann ich Ihnen einen Fingerzeig geben. Sie war vor einigen Tagen in der Schlucht und erzählte, daß zwei Europäer mit einem riesigen Neger die Bande ihres Mannes zersprengt hätten. Das waren wohl Sie, meine Herren. Sie wollte hinauf nach Palmerston. Wie sie erklärt hat, wollte sie dort Bekannte oder Verwandte ihres Mannes aufsuchen, um sich mit deren Hilfe an Ihnen zu rächen."
„Oh, das ist sehr interessant," rief Rolf erfreut, „da kommen wir ja den Wünschen der Dame entgegen, wenn wir sie aufsuchen. Ich will ihr nur den Gruß ihres Bruders bestellen, es wird aber wohl nichts schaden, wenn ich mir die Verwandten und Freunde dieses Barring näher ansehe. Dann hätten wir die Aufträge, die uns nach Australien geführt haben, erledigt."
„Ja, fiel ich ein, „dann aber wollen wir wirklich wieder nach Indien. Wir sind seinerzeit so plötzlich fortgekommen und haben viele Bekannte, die sich herzlich freuen werden, wenn wir sie besuchen."
Kopfschüttelnd betrachtete uns der Professor.
»Sie sind wirklich merkwürdige Menschen," sagte er. "Jeder andere wäre doch geflohen, wenn er erfährt, daß ihm Leute nach dem Leben trachten. Und Sie fahren noch hin? Das verstehe ich nicht."
„Oh, ich sage mir immer, daß der Angriff die beste Verteidigung ist," erklärte Rolf lachend. „Wenn wir diese Mary Barring und ihren Anhang überraschen, haben wir den Vorteil auf unserer Seite. Sonst wäre es umgekehrt. Jedenfalls bin ich Ihnen für Ihre Mitteilung dankbar, Herr Professor."
„Und ich, meine Herren, werde Ihnen mein ganzes Leben, das ich noch vor mir habe, stets die größte und herzlichste Dankbarkeit bewahren," rief Donath warm. „Sie haben mich wirklich der Hölle entrissen, denn Sie können sich ja vorstellen, was ich in diesen zwei Jahren darunter gelitten habe, als — wenn auch gezwungener — Gehilfe von Verbrechern zu wirken und dabei jede Freiheit vermissen zu müssen. Es war schrecklich. Diese beiden Jahre meines Lebens habe ich wirklich verloren."
„Desto schöner wird Ihr Leben jetzt sein," fiel Leutnant Walker ein,
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