Rolf Torring 059 - Vergeltung
können. Oder er konnte ihn durch einen sicheren Wurf mit dem furchtbaren spitzen Stein töten.
Aufmerksam betrachtete ich jeden Felsblock, ob sich Dwina nicht durch irgendeine Unvorsichtigkeit sehen ließ. Aber nichts war zu entdecken. Ich nahm nun an, daß der Wilde seine Absicht vielleicht geändert hatte und zum brennenden Blockhaus zurückgeeilt war.
Da erscholl hinter uns ein starker Krach. Die von Rolf vorbereitete Explosion des Magazins war erfolgt. Weithin war der mächtige Krach hörbar, und ich konnte mir vorstellen, daß die Banditen sofort in diesen Teil der Schlucht eilen würden, um nach der Ursache der Explosion zu sehen.
„Rolf, sie müssen dann hier vorbeikommen," stieß ich daher erschrocken hervor, „dieser Weg wird dazu meist von ihnen benutzt."
„Ja, das ist mir soeben auch eingefallen," stimmte Rolf sofort zu. Wir müssen uns verbergen, bis sie vorbei sind. Schnell auf die Bäume hinauf, dort werden sie uns am wenigsten vermuten."
Zum Glück standen einige mächtige Bäume in der Nähe, deren unterste Äste sich dicht über dem Erdboden befanden. Rolf nahm den Professor am Arm und zog ihn auf einen Baum zu. Ich sah, daß er ihm hinauf half, dann folgte ich Pongo, der bereits einen mächtigen Baumriesen erklommen hatte.
Im dichten Laubdach versteckten wir uns und warteten gespannt. Rolfs List konnte leicht glücken, denn das Gebäude des Professors mußte inzwischen völlig in Flammen stehen. Die Banditen konnten annehmen, daß wir im Rauch und in den Flammen umgekommen seien.
Und sollten sie wirklich eine Wache zurückgelassen haben, dann würden wir mit ihr schon fertig werden. Auf jeden Fall stand uns dann der Weg zu den Pferden und damit zur Freiheit offen.
Nur wenige Minuten verstrichen, da hörten wir lautes Rufen und hastige Schritte, die sich näherten.
Unter den Bäumen stürmten Männer daher, der mächtigen Rauchwolke zu, die nach der Explosion entstanden war.
Wir zählten zehn Mann. Das mochte der Rest der Bande sein, denn einige waren gefallen, andere verwundet. Wir warteten noch einige Minuten, nachdem sie verschwunden waren, dann kletterten wir hinab. Hinter dem mächtigen Gebüsch, dicht vor der Lichtung, trafen wir uns wieder.
„Dwina war nicht unter Ihnen," sagte Rolf sofort leise. Er muß sich also hier in der Nähe befinden. Er allein wird nicht an unseren Tod glauben, weil er unsere Spur entdeckt hat. Vielleicht ist er aber auch schon weiter geflohen, weil wir uns aus dem brennenden Blockhaus doch wieder befreit haben. Jetzt denkt er vielleicht, daß wir übernatürliche Wesen sind. Schon der letzte Teil seiner Flucht war ja beinahe panisch."
„Na, Ich weiß nicht," wandte ich leise ein, „dieser Dwina ist ein so kaltblütiger, hinterlistiger Mörder, daß ich nicht an panischen Schreck bei ihm glauben kann."
„Nun ja, Ich wollte auch nur eine Möglichkeit aussprechen," gab Rolf zu. "Auch ich bin der Meinung, daß er hier auf uns lauert. Er würde doch hohes Ansehen bei der Bande finden, wenn er uns allein erledigte."
„Na, dann hätte er sich aber viel vorgenommen," lachte ich, „wenn er allein uns vier Mann überwältigen wollte. Doch was hat Pongo?"
Unser schwarzer Riese hatte sich plötzlich geduckt, wie in äußerster Spannung. Jetzt hob er die Hand und raunte:
„Massers still sein, Pongo Dwina sehen. Massers hierbleiben, Pongo allein machen."
Im nächsten Augenblick hatte er sich auf die Hände niedergelassen und kroch blitzschnell um den Busch herum auf den nächsten Felsblock zu. In äußerster Spannung beobachteten wir ihn.
Pongo schmiegte sich eng an den mächtigen Block, den Kopf hatte er etwas zur Seite geneigt, als lauschte er. Dann schlüpfte er links um den Block herum und war im nächsten Augenblick unseren Blicken entschwunden.
„Wunderbar," flüsterte der Professor, „solche Kraft und Geschmeidigkeit in höchster Vollendung habe ich noch bei keinem Menschen gesehen. Jetzt glaube ich, daß dieser Dwina erledigt ist."
Ich hielt vor Spannung fast den Atem an. Jeden Augenblick erwartete ich, daß der Australneger aus irgendeinem Versteck auftauchen würde, um sich auf unseren Pongo zu werfen.
Hinter uns lärmten die Stimmen der Banditen, die wohl vergeblich ihre Schätze zu retten versuchten. Der Brand des Magazins war ein schwerer Verlust für sie, denn sie mußten sich ja alle Waren aus Adelaide neu
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