Rolf Torring 069 - Opium
wir es tun," stimmte Rolf zu. „Schade, sein Plan scheint nicht so geklappt zu haben, wie wir es uns gewünscht hatten."
„Hoffentlich machen die Polizisten ihre Sache gut," meinte ich. „Wenn Ne Lung etwas merkt, wird er mit Pongo kurzen Prozeß machen."
„Da ist er ja!" rief Rolf erfreut. „Er hat seine Sache ausgezeichnet gemacht. Nanu, er wendet sich ab?! Dann hat er in dem Ballen etwas entdeckt und will ihn sicherstellen. Famos!"
Pongo war aus einem der Lagerschuppen herausgekommen. Auf dem Rücken trug er einen der großen Ballen, die nach Ne Lungs Aussage drei Zentner pro Stück wiegen sollten. Nur Pongo konnte eine solche Last auf seinen Schultern tragen, ein anderer wäre sicher bald zusammengebrochen. Der schwarze Riese schritt, halb gebückt, so leicht dahin, als spürte er die Last überhaupt nicht.
Er war zuerst auf den Leichter zugeschritten, hatte dann eine scharfe Linksschwenkung gemacht und ging jetzt dicht am Rande des Kanals entlang.
Hinter einigen dichten Büschen, die den ausgestochenen Kanal an seinem Ende begrenzten, wollte er wohl mit dem Ballen verschwinden. Wir lagen in der Nähe der Büsche und rückten langsam vor, um mit Pongo zusammenzutreffen.
Plötzlich stieß Rolf mich an und rief verwundert:
„Sieh nur! Was ist denn das?!"
Auch ich hatte bemerkt, daß der Ballen, den Pongo trug, etwas Merkwürdiges enthalten mußte.
Oberhalb von Pongos Kopf klaffte die Umhüllung plötzlich auseinander. Ein Messer mußte den starken Stoff von innen durchschnitten haben. Pongo schien nichts zu merken. Er schritt ruhig weiter, ganz dicht am Kanal entlang.
Aus dem Ballen lugte der Kopf eines kleinen Chinesen heraus, der Pongo einige Augenblicke betrachtete. Dann kamen seine Arme zum Vorschein. In den Händen hielt er eine starke Schlinge. Langsam senkte er sie hinab, um sie um Pongos Hals zu legen.
Durch ein plötzliches ruckweises Anziehen der Schlinge hätte er Pongo schnell erwürgen können. Pongos gebückte Stellung gestattete ihm, alle Kräfte aufzubieten.
„Rolf — abschießen!" stieß ich hervor und hob die Pistole, denn schon mußte sich die Schlinge um Pongos Hals zusammenziehen und der Riese unter der schweren Last zusammenbrechen.
Ich hatte nicht mit der Wachsamkeit und Vorsicht Pongos gerechnet. Als ich abdrücken wollte, bückte sich Pongo schnell weit nach vorn und warf den Ballen mit dem herausragenden Chinesenboy vornüber in den weichen Sand.
Wir sprangen auf und eilten zu ihm. Die Entscheidung war gefallen. Der heimtückische Angriff auf Pongo war Grund genug für eine entscheidende Untersuchung.
Ich glaubte bestimmt, daß der Chinesenboy tot sei, denn das ganze Gewicht des Ballens ruhte auf ihm. Da Pongo ihn so plötzlich vornüber geworfen hatte, konnte er kaum noch den Kopf zurückgezogen haben.
Pongo nickte uns zu, als wir heran sprangen, und sagte:
„Pongo kleinen Chinesen beobachten, ging von Ballen zu Ballen, steckte kleine Gegenstände hinein. Als er Pongo sehen, schnell in diesen Ballen schlüpfen. Pongo denken, daß er dort immer aufpassen, und ihn forttragen. Ballen ganz leicht."
„Ahntest du, daß er dich bedrohte, Pongo?' fragte ich erstaunt.
„Pongo ihn genau im Wasser des Kanals sehen," war die ruhige Antwort.
Daran hatte ich nicht gedacht. Pongo hatte das Spiegelbild des Boys genau im Wasser beobachtet und im richtigen Augenblick den Chinesen, der ihn erwürgen wollte, unschädlich gemacht.
Er hob den umgestürzten Ballen auf und kippte ihn spielend zurück. Der Kopf des kleinen Chinesen war verschwunden, aber Pongo griff, nachdem er in den langen Schlitz hineingeguckt hatte, in das Innere des Ballens hinein. Sofort erklang ein Ächzen und Stöhnen.
Dann zog Pongo den Boy heraus und schüttelte ihn, daß ich glaubte, der Kopf flöge ihm ab. Die Behandlung war richtig,- denn als Pongo aufhörte, jammerte der Boy kläglich:
»Ich will alles gestehen!"
Rolf gab das mit Otario verabredete Signal. Von allen Seiten tauchten Polizisten in Uniform und Zivil auf. Die Hälfte von ihnen bildete einen engen Kreis um die Gebäude Ne Lungs, die anderen kamen herbei, an der Spitze der Resident selbst.
„Hier haben wir einen Kronzeugen," sagte Rolf, auf den zitternden Boy deutend. „Er will alles verraten; zuerst aber müssen wir Ne Lung festnehmen."
Als wir uns dem Bürohaus des Chinesen
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