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Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Titel: Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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wie aus einer Grabeshöhle zu kommen schien, sagte er:  
      „Ja, gnädiges Fräulein, ich liebe Sie. Ich wollte reich sein. Das Opium gaukelte mir Märchenschlösser vor. In diese Schlösser wollte ich Sie einziehen lassen. Sie sollten die Prinzessin sein. Aber ich besaß ja keine irdischen Güter. So mußte ich mir die Werte auf andere Weise verschaffen. So kam ich in der Opiumsucht auf die Gedanken, die Ihnen verbrecherisch erscheinen. Verzeihen Sie mir, daß ich Sie liebte, daß ich Sie noch immer liebe."  
      „Halt!" rief Rolf scharf. Seine Waffe zuckte hoch.  
      Jerry hatte schnell in seine Tasche gegriffen. Ich wußte, daß Rolf ihm die Pistole aus der Hand schießen würde, falls er sie ziehen sollte, um — sich zu erschießen oder um — seinen Attentaten ein neues hinzuzufügen.  
      Jerry durfte jetzt noch nicht den Freitod wählen. Er mußte erst den Namen seines Komplicen preisgeben. Er mußte helfen, das unheimliche Wesen unschädlich zu machen, wollte er seine Schuld ein wenig mildern. Vielleicht war er auch geisteskrank. Wie sollte sonst ein Offizier in eine solche Kette von Verbrechen verstrickt werden?  
      Ich hatte mich geirrt, wenn ich annahm, daß er auf Rolfs scharfen Zuruf reagieren würde. Er nickte Daisy Cormick traurig zu, dann krachte ein dumpfer Schuß.  
      Er hatte die Pistole gar nicht erst aus der Tasche gezogen. Er mußte sie in der Tasche umgedreht haben. Schräg nach oben durch den Unterleib jagte er sich die Kugel in die Herz- oder Lungengegend.  
      Sein kaltes, steinernes Gesicht wurde plötzlich weich. Seine Augen verloren den harten Glanz und blickten Daisy, die entsetzt einen Schritt zurückgewichen war, mit einem fast zärtlichen Ausdruck an. Dann fiel er zusammen, so schnell, daß Rolf, der vorsprang, ihn nicht mehr auffangen konnte. Ohne noch einmal zu zucken, lag Leutnant Jerry auf der Kokosmatte, die den Boden des Zimmers bedeckte.  
     
     
     
      4. Kapitel  
      Wieder ein Überfall  
     
      Erschüttert stand Colonel Cormick neben dem Toten. Es wollte ihm noch nicht in den Kopf, daß der Mann, dem er so vertraut hatte, schwerer Verbrechen fähig gewesen war, getrieben von seiner Liebe, verfallen dem furchtbarsten Rauschgift, dem Opium, das als Medizin in der Hand des Arztes Wunderdinge tut, das, als Genußmittel dem Körper zugefügt, den Menschen moralisch willenlos, triebhaft im schlechten, ja im verbrecherischen Sinne machen kann.  
      »Ich verstehe Ihre Gefühle, Herr Colonel," sagte Rolf. „Sie kennen das noch nicht, was man die 'Wunder Indiens' nennt. Auch solche Geheimnisse gehören dazu. Geheimnisse birgt dieses Land, so wundervoll und herrlich, so prächtig und glanzvoll, so zart und lieblich, daß man aus dem Staunen und Bewundern nicht herauskommt. Und auf der anderen Seite wachsen Süchte, die zu Verbrechen führen. Wer will sagen, daß man die Menschen, die den Geheimnissen Indiens verfallen, dafür verantwortlich machen darf?  
      Mir war das Unheimliche im Blick Jerrys sofort aufgefallen. Wenn Sie die Menschen in Opiumhöhlen einmal kennen gelernt hätten, die harmlosen, die träumenden, die süchtigen und die anderen, die das Rauschgift zum Verbrechen führt, würde Ihnen der Blick Jerrys auch aufgefallen sein. Dann hätten Sie die Zusammenhänge leicht kombinieren können.  
      Opium ist eine furchtbare, fürchterliche Macht. Es kann den stärksten und energischsten Menschen bezwingen, ihn willenlos machen und unterjochen.  
      Schade, daß Jerry ein so guter Schütze war. Ich hätte von ihm gern noch den Namen des Mörders erfahren, der in Tiergestalt sein Unwesen treibt. Vielleicht schoß er so schnell, um an seinem Genossen nicht zum Verräter werden zu müssen. Wir müssen die Umgebung der Stadt absuchen. Hoffentlich stoßen wir bald auf das zottige Rätselwesen, das so entsetzliche Wunden schlägt."  
      „Es ist mir immer noch unfaßbar," sagte der Colonel. „Jerry hat also ein Doppelleben geführt. Mir gegenüber war er der korrekte, pflichttreue Offizier. Draußen war er ein Verbrecher. Das ist schrecklich für mich, meine Herren."  
      „Sie werden darüber hinwegkommen, Herr Colonel, wenn Sie versuchen, den Entwicklungsgang zu durchdenken, den Jerry durchlaufen hat. Mit Hilfe des Opiums ist er vom geraden Wege abgewichen. Er hat schließlich kein Gefühl mehr dafür gehabt, in welche Dinge er sich eigentlich verstrickte." Rolf machte eine kurze Pause. „Es wird richtig sein, Ihr Fräulein Tochter

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