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Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Titel: Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Drohungen berühren mich nicht. Er muß schauspielern, als wäre er wirklich beleidigt. Lassen Sie uns rasch das Haus durchsuchen!"  
      Er schritt auf den nächsten Vorhang zu und zog ihn zur Seite.  
      „Aha," rief er, „hier haben wir ja Laboratorium und Werkstatt. Also habe ich richtig vermutet, daß der Doktor ein sehr geschickter Mechaniker ist."  
      Wir betraten den großen Raum, dessen Fensteröffnungen mit Milchglas versehen waren. Ein langer Tisch war mit Gläsern, Retorten, Kolben, Brennern und allen Utensilien eines Chemikers beladen. Auf der anderen Seite standen Drehbank, Presse und Hobelbank und ein niedriger Werktisch, über dem das feinere Werkzeug in Wandschränken und Regalen untergebracht war.  
      „Sehr interessant," meinte Rolf, „einmal einen Blick in die Werkstatt eines Chemikers zu tun."  
      Wir durchsuchten den Raum nicht, betrachteten aber die Gegenstände recht eindringlich. Vielleicht konnten wir aus Nebensächlichkeiten sehen, was der Doktor hier trieb.  
      Plötzlich sagte der Inder, dem unser Umherblicken wohl zu lange dauerte:  
      „Darf ich die Sahibs weiterführen? Auf der anderen Seite des Hauses liegen Wohn- und Schlafzimmer des Sahib Doktor."  
      „Einen Augenblick," sagte Rolf ruhig, „dort ist ein Vorhang, der eine Tür zu verdecken scheint. Wohin führt die Tür?"  
      „Dort war früher eine Tür, die ins Freie führte, Sahib," antwortete der Inder. Mir kam es vor, als wäre seine Stimme nicht mehr so ruhig wie bisher, sondern zittere ein wenig. „Der Sahib Doktor hat die Tür vermauern und den Vorhang anbringen lassen. Er wollte keinen unmittelbaren Zugang vom Garten aus haben."  
      Während der Inder noch sprach, war Rolf ruhig auf den Vorhang zugegangen und zog ihn zur Seite. Tatsächlich war ein Teil der aus mächtigen Quadern bestehenden Mauern in Türgröße durch Mauerwerk unterbrochen, das erst vor wenigen Jahren eingefügt sein konnte. Rolf nahm einen Hammer vom Regal und schlug an verschiedenen Stellen gegen das neue Mauerwerk. Überall klang es hell. Es schien sich kein Hohlraum dahinter zu verbergen.  
      Gespannt hatte ich Rolfs Tun beobachtet. Ich drehte mich schnell um und blickte den Inder an. Ein ironisches Lächeln lag um seinen Mund, das er schnell unterdrückte, als ich ihn anschaute.  
      Rolf legte den Hammer zurück und sagte:  
      „Es scheint zu stimmen. Dann wollen wir schnell noch die anderen Räume des Hauses besichtigen. Wann wird Herr Doktor Galla zurückkommen?"  
      „Ich weiß es nicht, Sahib. Er hat nichts hinterlassen," war die abweisende Antwort des Inders.  
      „Dann wird es am besten sein, Herr Goulden, wenn Sie Herrn Doktor Galla eine schriftliche Aufforderung zugehen lassen, sich bei seiner Rückkehr bei Ihnen zu melden," meinte Rolf.  
      Wir waren wieder durch die Diele geschritten und hatten das Wohnzimmer des Hauses betreten.  
      „Das ist recht gemütlich eingerichtet," meinte Rolf.  
      Das Wohnzimmer war im europäischen Geschmack gehalten und mit Möbeln aus wertvollen Hölzern ausgestattet.  
      Da nichts Auffälliges zu bemerken war, warfen wir noch einen Blick in das neben anliegende Schlafzimmer. Dann verließen wir das Haus. Der Inder begleitete uns schweigend durch den Garten, verbeugte sich kurz, als wir mit flüchtigem Gruß durch das Tor traten, und lautlos schloß sich die schwere Tür hinter uns.  
      „Viel haben wir nicht erreicht," meinte Inspektor Goulden, fast mißmutig. „Ich bekomme höchstens noch eine nette Beschwerde. Das soll mich aber nicht stören. Ich kann mich ja darauf berufen, daß Sie, meine Herren, vom Vorhandensein der übergroßen, giftigen Spinne im Garten des Doktors überzeugt waren."  
      „Ich halte unseren Besuch sogar für sehr wesentlich," meinte Rolf, dem Inspektor widersprechend. „Ich habe ein paar Beobachtungen gemacht, die mich zu dem Entschluß gebracht haben, dem Besitztum des Doktors heute nacht einen Besuch abzustatten."  
      Der Inspektor und ich blieben vor Staunen stehen, als Rolf das in aller Ruhe sagte. Er nickte uns lächelnd zu und ging langsam weiter.  
      „Was?" brachte der Inspektor hervor, während er ihm eiligst folgte. „Sie . . . Sie wollen nachts in das unheimliche Haus? Herr Torring, bedenken Sie die Folgen! Sie stürzen sich ja mutwillig in die größte Gefahr. Übrigens, was haben Sie denn beobachtet?"  
      „Ich glaube, ein Augenpaar gesehen zu haben, das uns in der Diele beobachtet

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