Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis
haben, duckte sich und wollte zum Sprunge ansetzen, als plötzlich Pongo seitwärts von ihm auftauchte und sein Haimesser gegen ihn schleuderte.
Einen Flankenangriff hatte die Raubkatze nicht erwartet. Das Messer drang ihr tief in die Seite ein und warf sie halb um. Auf jaulend wollte der Tiger sich dem Angreifer entgegen werfen, aber er schien seine Kraft überschätzt zu haben. Ein neues Jaulen bewies, wie schwer verwundet er war. Da traten Rolf und ich hinter den Bäumen hervor und gaben ihm den Gnadenschuss, der ihn sofort von allen Schmerzen erlöste.
„Massers, 'Dschungelgeist' tot," erklärte Pongo fröhlich und zog sein Messer aus dem Körper des Tigers, das ihm bis ans Heft in die Seite gedrungen war. Dann musterte er die Umgebung und verschwand plötzlich in der Richtung, aus der der Tiger gekommen war.
„Folgen wir Pongo, Hans" entschied Rolf. „Sicher hat er dort etwas entdeckt, oder er sucht nach dem Inder."
Als wir uns durch die Büsche gezwängt hatten, war von Pongo nichts mehr zu sehen. Wir befanden uns auf einer kleinen Lichtung, die dicht verwachsene Dschungelbüsche wie eine Mauer umgaben. Wo mochte Pongo geblieben sein?
Wir überquerten die Lichtung nicht, sondern hielten uns immer am Rande, da wir beide das Gefühl hatten, daß wir aus einem Versteck heraus beobachtet würden.
Einmal war es mir, als ob sich in einem Gebüsch etwas regte. Ich machte Rolf darauf aufmerksam. Gemeinsam schlichen wir hin, aber ich mußte mich wohl getäuscht haben, denn unser Suchen war vergebens. Rolf wies schweigend auf einen gebrochenen Ast, dessen Knickstelle ganz frisch war. Der Tiger konnte hier nicht vorbeigekommen sein, die Fährte war zu schmal. Wir mußten damit rechnen, daß wir es mit einem Menschen zu tun hatten, der uns beobachtet hatte.
Rolf gab mir ein Zeichen, nicht zu reden, da in der Nähe sicher ein Feind versteckt lag. Wir konnten das dichte Gebüsch mit den Augen nicht durchdringen.
Vorsichtig, jedes Geräusch möglichst vermeidend, drangen wir weiter vor. Wir fanden weitere abgebrochene Zweige und am Boden Fußspuren; der heimliche Beobachter hatte sich also lautlos zurückgezoger.
Rolf blieb stehen und schüttelte den Kopf. Hier weiter zu suchen, war zwecklos. Stumm deutete mein Freund nach der Richtung, aus der wir eben gekommen waren.
Als wir wieder auf der Lichtung waren, atmete ich erleichtert auf. Hier konnte uns so leicht kein Gegner überfallen. Aber meine Annahme erwies sich als falsch.
Plötzlich knackte hinter uns im Buschwerk ein dürrer Ast. Als ich mich umwandte, erhielt ich einen so heftigen Schlag gegen die Schläfe, daß ich wie ein Sack zusammensank.
2. Kapitel Die Experimente Doktor Thassas
Ich erwachte nur langsam aus der Betäubung und konnte mich nur allmählich darauf besinnen, was geschehen war. Einzelheiten wußte ich nicht mehr.
An Händen und Füßen gefesselt lag ich in einem dunklen Raume; einen Knebel trug ich nicht im Munde.
Ich bewegte mich ein paarmal hin und her.
„Bist du endlich wach, Hans?" hörte ich Rolfs Stimme neben mir. „Du scheinst einen ordentlichen Schlag gegen die Schläfe bekommen zu haben. Das Leuchtzifferblatt meiner Uhr sagt mir, daß du mehr als eine Stunde noch ohne Besinnung gelegen hast, nachdem ich wieder zu mir gekommen bin. Ja, Sandsäcke tun immer ihre Schuldigkeit."
„Weißt du, Rolf, wo wir uns befinden?"
„Meiner Ansicht nach in einem Gebäude, das mitten im Dschungel liegt. Ich weiß aber nicht, wer unsere Gegner sind. Seitdem ich wach bin, hat sich noch kein Mensch blicken lassen. Ich wollte dich wecken, aber ich kann mich nur ein kleines Stück auf dem Boden bewegen. Da müssen Ringe sein, an die wir gebunden sind. Versuche es erst gar nicht, dich freizumachen, Hans, es wäre unnötige Kraftverschwendung."
„Du scheinst mir trotzdem recht zuversichtlich, Rolf. Hast du schon einen Einfall, wie wir freikommen?"
„ Pongo!" sagte Rolf nur.
Da wußte ich, daß unsere Gegner ihn nicht gefangen hatten. Meine Freude dämpfte Rolf allerdings etwas, als er sagte:
„Es müßte denn sein, daß unsere Gegner Pongo an einer anderen Stelle gefangen haben. Aber das glaube ich nicht. Hoffentlich ist er nicht gesehen worden. Er hatte sich ja stets wundervoll getarnt."
Unser Gespräch wurde unterbrochen, da ein Mensch den Raum betrat, der eine Blendlaterne in der Hand
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