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Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis

Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis

Titel: Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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hatte, gegen ihn einzuschreiten, weshalb sollten wir uns einmischen? Vielleicht war alles ganz harmlos. Wenn der Tiger ihn wirklich angreifen wollte, konnte der Doktor ihn leicht mit dem ,zwingenden Blick' wie es in Indien heißt, also durch Hypnose von sich abgehalten haben. Auf dem Gebiet der Hypnose sind die Inder groß. Man braucht nur an die Fakire zu denken, deren Kunststücke und „Wunder" oft nichts anderes sind als eine verblüffende Massensuggestion, eine Abart der Hypnose.  
      Unvermittelt sagte Rolf:  
      „Wenn es Ihnen recht ist, Mr. Watson, werden wir heute nacht das Dschungelgespenst besuchen. Wenn es sich um ein wildes Tier handelt, werden wir es mit unseren guten Waffen erlegen, und die Polizei wird uns dankbar sein. Wenn es dagegen ein Mensch ist, kann es sich nur um einen Verbrecher handeln. Geister gibt es nicht!"  
      »Ihre Annahme ist ausgezeichnet, Herr Torring! Sie werden mir gestatten, falls wir ein Abenteuer zusammen erleben, meiner Zeitung einen Tatsachenbericht zu liefern."  
      „Natürlich! Aber Tatsachen bringen! Keine sensationellen Übertreibungen!" lachte Rolf.  
      Watson wollte etwas erwidern, als sein Blick zufällig auf die Straße fiel. Er ergriff Rolfs Arm und zeigte hinaus.  
      „Wenn man vom Teufel spricht, ist er schon da! Dort drüben geht Doktor Thassa, meine Herren."  
      Wir sahen den Mann an, den uns der Reporter bezeichnete. Er war ein Inder von hohem, schlankem Wuchs, ein Mann am Anfang der besten Jahre, ein moderner Gelehrtentyp. Ein schwarzer Vollbart umrahmte das durchgeistigte Gesicht; die schwarzen Augen schienen wie Kohlen zu glühen. Wir wußten nicht, ob er jedes Wort gehört und verstanden hatte, das wir über ihn gesprochen hatten. Der Blick war durchdringend — wie der Blick einer Schlange.  
      Ruhig setzte der Doktor seinen Weg fort, von allen Seiten ehrfürchtig gegrüßt.  
      Als er unseren Blicken entschwunden war meinte Rolf:  
      „Ich glaube, der Doktor ist sehr begabt, aber vielleicht setzt er seine Begabung an falscher Stelle ein. Sie sprachen vorhin von Experimenten, Mr. Watson, die Doktor Thassa anstellt Haben Sie welche gesehen?"  
      „Gesehen leider nicht, Herr Torring, aber viel darüber gehört. Man erzählt die tollsten Dinge davon. Der Doktor soll Menschen so in einen Starrkrampf versetzen können, daß jeder Arzt den Tod feststellen würde. Im Starrkrampf kann Doktor Thassa — so erzählt man — ihnen die Bewegungsfähigkeit wiedergeben, ohne daß sie die vernunftgemäße Lenkung Ihres Willens selbst in der Hand behalten. In diesem Zustande sollen sie willfährige Werkzeuge in seiner Hand sein. Sie sollen alles tun, was er ihnen befiehlt"  
      „Das wäre ja nun nichts Ungewöhnliches oder gar Neues" unterbrach Rolf den Reporter. „Er arbeitet sicher mit Hypnose. Ich habe einen Arzt gekannt, der einem seiner Patienten im Trance-Zustand befohlen hat, keine Schmerzen mehr zu fühlen. Als der Patient erwachte, fühlte er sich gesund — obwohl er in Wirklichkeit natürlich nicht von der Krankheit geheilt war und hat von seiner Krankheit nichts mehr gespürt.  
      Nach dem Tode des Arztes trat die Krankheit mit verstärkten Schmerzen wieder auf. Der Mann ist bald darauf gestorben."  
      „Nach Ihren Worten, Herr Torring, könnte man Doktor Thassa zu den Wunderärzten rechnen. In der gleichen Art, die Sie eben schilderten, hat er schon viele Kranke geheilt. Wenn er — machen Sie bitte den Gedankensprung mit, meine Herren — mit den Überfällen in einem ursächlichen Zusammenhang steht, könnte man zu dem Schlüsse kommen, daß er die unglücklichen Opfer für wissenschaftliche Versuche braucht."  
      „Daran dachte ich schon, Mr. Watson. Aber lassen wir vorläufig das Thema! Heute abend werden wir weiter sehen. Ich schlage vor, daß wir uns außerhalb der Stadt, pünktlich 21 Uhr, treffen, an der westlichen Ausfallstraße der Stadt"  
      „Ich werde pünktlich zur Stelle sein, meine Herren."  
      „Was ist dort auf der Straße los, Rolf? Die Leute laufen zusammen und reden aufgeregt durcheinander. Wollen wir auch hinausgehen?"  
      Wir waren dicht ans Fenster getreten und schauten hinaus. Watson war nicht zu halten und eilte auf die Straße; Zeitungsleute müssen überall „mittenmang" sein. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück und rief uns schon von der Tür aus zu:  
      „Die Tochter des englischen Gesandten ist verschwunden! Ganz Kathmandu ist auf den Beinen, da der Vater

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