Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis
Tigerjagd teilnehmen. Heute ist er munter wie ein Fisch im Wasser. Meine Zeitung hat mich hergeschickt, um etwas über den Wunderdoktor und seine verblüffenden Heilerfolge zu schreiben, aber es war mir bisher nicht möglich, ihn außerhalb der Sprechstunde zu interviewen."
„Und da nehmen Sie an, Mr. Watson, daß wir nach hier gekommen sind, um Doktor Thassa kennen zu lernen?"
Der Journalist (Zeitungsreporter) zögerte mit der Antwort. Endlich beugte er sich halb über den Tisch und flüsterte uns zu:
„In der Nähe von Kathmandu soll etwas passiert sein. Dabei soll Doktor Thassa seine Hand im Spiele gehabt haben, meine Herren. Die Vorgänge sind recht geheimnisvoll. Deshalb glaubte ich, daß Sie ein besonderes Interesse daran hätten."
Aufhorchend schauten wir den kleinen Reporter an. Wollte der Mann uns ein Märchen erzählen oder brachte er Tatsachen vor?
Rolf schien die gleichen Gedanken gehabt zu haben wie ich und fragte, was sich denn ereignet hätte. Er habe bisher noch nichts davon gehört
„Nicht so laut, meine Herren! Von den Vorfällen wagt kein Mensch klar zu sprechen. Alle glauben an etwas Übernatürliches. Haben Sie noch nichts vom Dschungelgeist gehört?"
„Mr. Watson, anstatt zu berichten, fragen Sie! Erzählen Sie doch bitte einmal, was Sie wissen! Danach erst kann ich beurteilen, ob die Sache uns reizt oder nicht."
Watson beugte sich noch näher zu uns und erzählte ganz leise:
„Drei Kilometer von Kathmandu befindet sich ein dichter Waldstreifen. Da sind im Laufe der letzten Wochen verschiedene Überfälle vorgekommen. Zuerst nahm die Polizei an, daß eine Räuberbande dort ihr Unwesen treibe, da von den Opfern außer Blutlachen keine Spuren am Tatort blieben. Dann stellte sie jedoch fest, daß ein unheimliches Wesen die Reisenden überfallen und verschleppt haben mußte.
Eine Suchexpedition wurde ausgerüstet Sie kehrte unverrichteter Dinge zurück und hatte von den Überfallenen nichts gefunden. Ein paar Tage später — wieder ein Überfall; man hörte die Hilferufe des Opfers. Inspektor Drings von der hiesigen Polizei fand abermals eine Blutlache und ein paar Fetzen von Kleidungsstücken, das Opfer war wieder verschwunden.
Doktor Thassa, der oft In der Gegend gesehen worden ist, geht auch heute noch ohne jede Angst dorthin, obwohl andere Menschen die Gegend jetzt ängstlich meiden. So ist der Verdacht aufgekommen, daß der Doktor mit den geheimnisvollen Vorgängen irgendwie im Zusammenhang stehen könnte, aber niemand wagt, den schwer belastenden Verdacht auszusprechen, da alle Angst haben, der Doktor könne ihnen eine Krankheit anhexen."
„Sie scheinen die Ansicht zu teilen, Mr. Watson, meinte Rolf, „da Sie so ängstlich tun. Warum fragt die Polizei den Doktor nicht, was er in der Gegend zu suchen habe?"
„Das hat sie getan, Herr Torring! Doktor Thassa soll erzählt haben, daß er dort nach bestimmten Kräutern und Heilpflanzen suche, die er zur Herstellung verschiedener Medikamente benötige. Anderswo wüchsen sie nicht. Ich habe ihn einmal selbst beobachtet, als er gegen Abend sein Haus verließ und die verrufene Gegend aufsuchte. Ich brauchte Stoff für meine Zeitung und schlich ihm nach. Das wäre mir beinahe schlecht bekommen!
Doktor Thassa ging bis zu dem Waldstreifen, betrat ihn, und als ich ihm folgen wollte, bemerkte ich zum Glück rechtzeitig einen stattlichen Tiger, der am Rande des Waldes Wache zu halten schien.
Ich fragte mich sofort: Weshalb hat der Tiger dem Doktor nichts getan?"
„Ganz einfach!" fügte Rolf ein. „Ein Tiger greift den Menschen nur an, wenn er sehr hungrig ist oder sich in die Enge getrieben fühlt. Sonst weicht die Raubkatze dem Menschen aus. Ein Kindermärchen, um Großmüttern das Gruseln beizubringen, daß jeder Tiger sich über jeden Menschen stürzt, dessen er ansichtig wird!"
„Sie mögen zwar recht haben, Herr Torring, ich war anderer Meinung. In einem Gebüsch versteckte ich mich und wartete auf die Rückkehr des Doktors. Er kam nicht zurück. Sollte auch ihn der 'Dschungelgeist' angefallen haben? Oder war der Tiger von Doktor Thassa gezähmt und abgerichtet? Das war so meine Überlegung. Spät abends kehrte ich heim, am nächsten Tage sah ich Doktor Thassa wohl und munter durch die Straßen gehen."
Rolf überlegte eine Weile. Sicherlich stimmte mit dem Doktor etwas nicht! Aber wenn die Polizei keine Veranlassung
Weitere Kostenlose Bücher