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Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Titel: Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Mango- und Sandelholzbäume emporragten, umstrickt von Lianen, deren Blütenkelche gelb und rot prangten.  
      Nachdem es finster geworden war, wurde es überall lebendig. Der Mond war aufgegangen und breitete sein mildes Licht über der Lichtung aus, ein gutes Büchsenlicht.  
      Rolf und ich mußten lächeln, als wir einen kleinen Trupp possierlicher, sehr vorsichtiger Waldhühner beobachteten, die geschäftig hin- und herliefen, stehenblieben und sicherten, im nächsten Augenblick weiter scharrten und bald eilig in den Wald zurückliefen. Lautlos war ein listiger Fuchs aufgetaucht, der ihnen heimlich folgte.  
      Herr Balling stand noch immer regungslos unter dem Baume. Er hatte es bis jetzt noch nicht einmal für nötig befunden, die Pistole schußbereit in die Hand zu nehmen; friedlich steckte sie noch im Gürtel.  
      Ich ließ meine Blicke um die Lichtung schweifen und — zuckte plötzlich zusammen: ohne jedes Geräusch hatte sich ein Tiger durch das dichte Gebüsch gezwängt und äugte unverwandt nach Herrn Balling. Ich wollte unseren Bekannten durch einen leisen Zuruf auf die Gefahr aufmerksam machen, denn anscheinend hatte er das Auftauchen des Tigers nicht bemerkt, Rolf jedoch faßte meinen Arm und schüttelte den Kopf. Er zeigte stumm auf sein Gewehr, das schußbereit im Anschlag lag. Ich tat das gleiche.  
      Würde Herr Balling den Tiger nicht bemerken, konnten wir ihn von hier aus treffen.  
      Aber ich hatte den kleinen, rundlichen Herrn unterschätzt. Plötzlich ging er gerade auf den Tiger zu, der sich sofort zum Sprunge bereitmachte, da er sich angegriffen fühlte. Balling achtete kaum darauf, und zu meinem Schrecken sah ich, daß er nicht einmal die Pistole gezogen hatte.  
      Jetzt war er so nahe an den Tiger herangekommen, daß ihn das Raubtier im Sprunge erreichen mußte. Wirklich flog der Körper des Tigers im nächsten Augenblick durch die Luft.  
      Balling war stehengeblieben. Mit einem Ruck riß er die Pistole heraus, warf sie, während der Tiger auf ihn zuflog, spielend durch die Luft, so daß sie einen kleinen Salto schlug, fing sie am Kolben wieder auf und feuerte. Dann warf er sich rasch zur Seite, so daß der Tiger ihn nicht erreichen konnte.  
      Das Tier war nach den Schüssen im Sprunge zusammengezuckt, stürzte auf die Erde, wälzte sich ein paarmal umher und blieb liegen.  
      Balling hatte die Wette gewonnen und den man-eater mit der Pistole erlegt. Beide Schüsse waren dem Tiger ins Gehirn gedrungen, es waren — mit einem Worte — Meisterschüsse.  
      „Warum haben Sie die Pistole erst hochgeworfen?" fragte ich. „Sie sind dadurch in große Gefahr gekommen."  
      Balling lächelte sein verlegenes Lachen.  
      „Eine alte Angewohnheit, meine Herren, die ich in den Staaten gelernt habe. Sie wissen ja, daß im 'goldenen Westen' ein guter Schütze mehr wert war als ein reicher Mann. Das Kunststück brachte mir ein alter Waldläufer bei, der behauptete, daß die Treffsicherheit dadurch erhöht würde, wenn man im Augenblick, in dem man die Waffe auffängt, sofort abdrücke."  
      „Ich werde das Rezept einmal ausprobieren," meinte Rolf, „wenn ich Langeweile habe. Es sieht kinderleicht aus."  
      „Ist es auch" lächelte Balling bescheiden. „Sie müssen den Trick aber erst mit ungeladener Waffe probieren."  
      Er hatte seine Pistole wieder eingesteckt und betrachtete aufmerksam den Tiger. Plötzlich deutete er auf eine Stelle des prächtigen Felles und sagte:  
      „Können Sie sich vorstellen, meine Herren, daß der Tiger noch vor kurzer Zeit in ärztlicher Behandlung war? Hier scheint er eine tiefe Wunde gehabt zu haben, die sachgemäß genäht worden ist. Meiner Ansicht nach ist die Wunde höchstens drei Wochen alt."  
      Rolf und ich betrachteten die Wunde und mußten Herrn Balling recht geben. Er hatte sich aufgerichtet und die Lichtung gemustert. Plötzlich zuckte seine Hand mit der Pistole hoch, wieder beschrieb sie den kleinen Salto, wieder krachte ein Schuß.  
      Ein lauter Aufschrei bewies, daß Herr Balling gut getroffen hatte.  
      Auf wen hatte er geschossen?  
      In eiligen Sätzen war Balling nach dem dichten Bambusgebüsch geeilt, ohne die Pistole in den Gürtel zu stecken. Er entschwand unseren Blicken; wir hörten ein entferntes Brechen von Zweigen, als ob sich jemand in höchster Eile entferne.  
      Als wir, hinter Balling hereilend, das Gebüsch erreichten, trat er uns schon entgegen und sagte:  
     

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