Rolf Torring 115 - Kayser der Chinese korr
Bestellung auf.
Kaum hatten wir uns niedergelassen, als sich die Tür des Lokals auftat und — der Bettler erschien. Er ließ seine Augen durch den Raum wandern und kam dann langsam auf unseren Tisch zu. Der Affe saß auf seiner Schulter. Ein paar Gäste versuchten das Tier anzufassen und zu streicheln, aber der Saimiri wich scheu zurück.
Vor unserem Tisch angekommen, fragte der Bettler höflich, ob er Platz nehmen dürfe. Wir nickten, und Rolf begann sogleich ein Gespräch, das sich zuerst um das Äffchen drehte, das nach einer Weile Rolf wiedererkannte und sehr zutraulich tat.
Als Rolf sich unbeobachtet glaubte, schob er dem Bettler den Zettel mit dem Werbeaufdruck unauffällig zu. Der schaute gleichgültig darauf, holte eine Zeitung aus der Tasche hervor und gab Rolf den Reklamezettel zurück. Ohne ein Wort zu sprechen, drückte er Rolf die Zeitung in die Hand und — ging.
Ich schaute ihm verwundert nach. Was wollte der Mensch von uns, daß er uns zuerst den Affen an Bord schmuggelte und dann eine Zeitung überreichte?
Mein Freund steckte die Zeitung zu sich, ohne sie zu lesen. Das wunderte mich.
Wieder hatten zwei Gäste das Lokal betreten, ein Chinese und ein Weißer. Sie sahen sich suchend nach freien Stühlen um und nahmen an unserem Tisch Platz, ohne zu fragen, ob die beiden Stühle frei seien.
Sie unterhielten sich so leise, daß ich kein Wort verstehen konnte. Ich mußte ja auch auf Rolf hören, der von unserer Fahrt hierher sprach. Er erzählte Dinge, die wir gar nicht erlebt hatten, und ich mußte antworten, obwohl ich gar nicht richtig hinhörte, da ich versuchte, die Männer zu belauschen.
Plötzlich schnappte ich einen Namen auf: — »Kayser!" Ich fuhr zusammen, so daß mich Rolf anstieß, mich nicht so auffällig zu benehmen.
Nach längerer Zeit erhob sich Rolf, als wir unsere Zeche bezahlt hatten, wir verließen das Lokal. Draußen fragte ich Rolf, ob er etwas von dem Gespräch der beiden unhöflichen Tischnachbarn erlauscht hätte.
„Nur winzige Bruchstücke, Hans. Sie sprachen von ausländischer Ware und von dem Chinesen Kayser. Vielleicht stehen sie in Geschäftsverbindung mit ihm. Ich wollte sie nicht nach Kayser fragen, da wir die Zeitung des Bettlers noch nicht gelesen haben. Ich vermute, daß wir darin irgendetwas entdecken."
„Dir kommt der Bettler also auch höchst merkwürdig vor, Rolf?"
Mein Freund nickte.
„Der Bettler ist nirgends zu sehen, Hans."
„Vermutest du, daß er mit Kayser zusammenarbeitet?"
„Das auf keinen Fall, Hans! Sonst hätte er uns nicht durch sein Äffchen den Reklamezettel zugestellt. Die Zeitung enthält sicher auch eine wichtige Mitteilung, die andere vielleicht gar nicht beachten würden."
„Merkwürdig!"
„Das darf man wohl sagen. Ich mache mir so meine Gedanken darüber, aber sie sind noch so in den Anfängen, daß ich mich noch nicht äußern kann,"
Wir waren am Kai angekommen und betraten unsere Jacht. John stand — wie meist — gelangweilt an der Laufplanke und blickte über den Hafenplatz.
Rolf flüsterte ihm im Vorbeigehen zu:
„Paß auf, John, wir werden beobachtet."
Da blitzten die Augen unseres Steuermanns auf.
In der Kabine durchflogen wir die Zeitung, fanden aber nichts, das mit dem Reklamezettel in Verbindung stehen könnte.
„Hat sich der Bettler einen Scherz mit uns erlaubt, Rolf?"
„Ausgeschlossen! Aber wir haben sämtliche Inserate durchgelesen. Uns kann es ja schließlich gleichgültig sein, ob einer altes Eisen verkaufen oder ein anderer sich seine Ware im Auslande besorgen will!"
„Was sagst du da, Rolf? Die Anzeige habe ich nicht gelesen."
„Hier ist sie: "Ware ausgegangen, suche neue Geschäftsverbindung mit dem Auslande. Ho Mong, Haiphong'."
„Natürlich! Das ist die Anzeige, die wir suchen! Am Halsband des Affen ein Reklamezettel, der sicher auf eine geheime Vergnügungsstätte hinweist. Wir kommen hier an. Da steckt uns ein Bettler, der Besitzer des Affen, eine Zeitung zu, die wieder eine rätselhafte Anzeige enthält. Wenn Ho Mong seine Ware im Auslande beziehen will, hätte er es ja nicht nötig, in einer Zeitung in Haiphong zu inserieren."
Rolf fuhr selber fort und spann seine Gedanken weiter:
„Wir müssen auch an Hoffmanns Abenteuer denken. Hier in Haiphong befindet sich eine Opiumhöhle, in der junge Mädchen die
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